Der W

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Der W

Redaktion: Hallo Stephan. Du bist zurzeit mit Motörhead auf Tour - was ist das für ein Gefühl, für eine Band zu eröffnen, die drei Mal auch Deine Vorband war?

Mir macht das schon Spaß. Nachdem die Jungs ja für meine alte Band diverse Konzerte eröffnet haben, wie du gerade richtig gesagt hast, ist es auch ganz nett, das mal im Umkehrschluss zu tun. Also von daher gesehen: Supportband ist wahrscheinlich immer ein komisches Gefühl, aber ich bin ja auch hier, um mir neue Leute zu erspielen, und habe auch ganz bewusst diesen Supportslot gewählt. Es gibt nicht viele Bands, für die ich das machen würde. Vor Motörhead habe ich höchsten Respekt, und deswegen ist das denke ich mal die richtige Wahl gewesen, das mit den Jungs zu tun.

Redaktion: Du stehst dabei zum ersten Mal als Gitarrist auf der Bühne. Wie hat sich das bewährt bisher?

(lacht) Naja, ich habe mich bisher noch nicht mit Ruhm bekleckert, muss ich ganz ehrlich sagen. Ich sag' mal: Vielleicht isses im Augenblick noch zu früh, da jetzt ein finales Statement drunterzusetzen. Es ist einfach so: Ich habe da sicherlich noch ein Nachholbedürfnis, was mein Gitarrenspiel anbetrifft. Das eine, also das Singen oder das Gitarrenspiel alleine, ist im Prinzip kein Problem - die Koordination live ist natürlich einfach noch eine andere Geschichte. Und mir fehlt es natürlich auch hier und dort. Ich war es gewohnt, auf Tour sehr nahe an die Leute rangehen zu können, eben bedingt dadurch, dass ich kein Instrument umhängen hatte, und das ist jetzt wieder anders. Somit isses halt einfach eine große Umstellung für mich, und die läuft sicherlich noch nicht ganz rund. Aber auf den letzten beiden Konzerten hatte ich schon eine ganze Menge Spaß, auch in dieser wiederum neuen Rolle.

Redaktion: Also wäre es durchaus vorstellbar, dass du das noch öfter machst?

Ja, ich kann es mir vorstellen. Also wenn ich jetzt nicht das ganze Ding auf den restlichen Konzerten total abfucke, dann kann das sein, dass ich das weiter tue, ja. Aber unterschreiben und einen Siegel drunterlegen würde ich da jetzt auch nicht. Weil es passiert ja dauernd irgendwas, was eben Änderungen herbeiführt, und dementsprechend steht da hinter allem ein Fragezeichen. Schauen wir mal, wie's weitergeht.

Redaktion: Wäre es auch eine Möglichkeit beim neuen Album, das du ja machen willst, dass du da vielleicht Gitarre spielst?

Ja, bedingt dadurch, dass ich mich jetzt einfach wieder mehr mit der Gitarre auseinandersetzen muss, merke ich auch schon, dass mir das wahnsinnig viel Spaß macht, ja, auch mit den Jungs zusammen zu jammen, das ist eine wahnsinnige Freude, und ich kann mir gut vorstellen, dass wir auch den ein oder anderen Song in so einer Konstellation entwickeln können. Bisher war das immer ausschließlich Der W und mittlerweile kristallisiert sich eine richtige Bandstruktur aus dem Projekt heraus. Und wenn ich in der Lage bin, mit den Jungs zu jammen, können wir das sicher auch kreativ umsetzen, klar.

Redaktion: Aber nur in Ausnahmefällen - dein Hauptinstrument bleibt der Bass?

Nein, ich sehe mich jetzt hier momentan gar nicht mehr als Bassist. Ich finde, also wenn es dem Sound an irgendwas fehlt, dann an einer zweiten Gitarre. Also ich habe einen Bassisten, und ich finde es auch ehrlich gesagt ganz ganz angenehm, nicht bei jedem Song Gitarre spielen zu müssen. Es wird Songs geben, die einfach eine zweite Gitarre brauchen, und es wird Songs geben, die es halt eben nicht brauchen. Und so eine Nummer kann ich mir vorstellen. Also ich werde jetzt sicherlich kein Konzert spielen, in dem ich in jedem Lied Gitarre spiele.

Redaktion: Und wie läuft die Tour, abgesehen vom Gitarre Spielen?

(lacht) Wir sind halt schon Support, man merkt es. Ich würde mal sagen, ein Viertel bis ein Fünftel kann man zu meinen Leuten zählen, die mich auch richtig Unterstützen, wenn ich auf der Bühne stehe. Das ist cool. Und wie das natürlich jetzt weiter draußen ankommt, das kann ich natürlich kaum beurteilen. Erstmal sehe ich die Leute ja schon fast kaum mehr, und ich kann jetzt nicht unterscheiden: Hören die jetzt interessiert zu oder wenden die sich irgendwie angeekelt ab oder sowas? Nein, ich denke mal, bisher kommt es ganz gut an, und ich hoffe natürlich auch schon, dass ich da meine Möglichkeit nutzen konnte und dem einen oder anderen da draußen meine Sachen schmackhaft kann. Ganz klar. Aber ein richtiges Urteil kann ich nicht abgeben.

Redaktion: Das wird sich dann im Nachhinein zeigen, von Fanberichten und so, oder kriegst du das gar nicht mit?

Im Augenblick kriege ich gar nichts mit, aber nach der Tour werde ich sicherlich mal das eine oder andere Internetforum besuchen und mal kucken, wie da die Reaktionen waren. Machen wir uns nix vor: Es wird immer noch genügend Leute geben, die gar keinen Bock auf mich haben und auch denken, das passt auch gar nicht zu Motörhead. Beziehungsweise es ist einfach so: Musik ist nunmal Geschmacksache, das ist in Ordnung, das akzeptiere ich, und dementsprechend kann ich gar nicht die Ambition haben, das da jedem recht machen zu wollen, das kann gar nicht funktionieren. Also: Wenn es dem einen oder anderen gefällt, freue ich mich.

Redaktion: Wie läuft die Tour sonst ab? Du fährst in einem Bus mit deiner ganzen Crew? Gab es da irgendwelche bemerkenswerten Ereignisse bisher?

Nein. Ich glaube, das bemerkenswerteste Ereignis ist eigentlich, dass ich immer noch mitfahre. (lacht) Was ich ja mittlerweile gehört habe: Da wurden schon Wetten abgeschlossen, wann ich aus dem Bus aussteige. Weil wir sind natürlich auch 16 Mann in einem 16-Mann-Bus, da ist es dann natürlich sehr voll. Da gibt es auch das eine oder andere Schnarchproblem, ganz klar. Und es ist natürlich auch klar, dass ich in der Vergangenheit schon auch verwöhnt wurde, was es betrifft, mit im Hotel sein zu können auf Tour, und einen Chauffeur zu haben und so weiter. Dementsprechend ist es eine Umstellung, aber eine, die glaube ich, und dass kann der Stefan Kempe vielleicht auch bestätigen, ganz smooth läuft, und da gab es bisher noch kein Theater. Alles cool! Wir kommen sehr gut miteinander klar. Und ich bin doch anpassungsfähiger als ich von mir gedacht habe.

Redaktion: Hast du an Konzerten generell mehr Spaß wie früher? Du machst ein bisschen so den Eindruck...

Ich sag' mal: Ich hab' natürlich auch mit den Onkelz meinen Spaß gehabt. Es ist einfach so: Es ist so ein bisschen druckloser für mich. Der Druck ist ein geringerer, einfach weil ich nicht mehr auf andere Menschen aufpassen muss, in Anführungszeichen, ohne da jetzt ein Namen nennen zu wollen, sondern einfach nur noch mich um meinen Scheiß kümmern muss. Ich muss sehen, dass ich am Start bin, und alles andere und jeder andere ist so professionell, dass er weiß, was er zu tun hat. Und dementsprechend ist mal diese Anspannung mal von mir genommen, und das heißt, ich kann es einfach mehr genießen. Wäre dieser Druck bei den Onkelz nicht dagewesen, dann wäre das sicherlich auch für mich einfacher gewesen, in Anführungszeichen. Das heißt aber nicht, dass ich bei den Onkelz keinen Spaß hatte, ich bin hier nur einfach eine Ecke losgelöster.

Redaktion: Was es bei den Onkelz zum Schluss gar nicht mehr gab, waren Autogrammstunden. Und jetzt setzt du einen Autogrammtermin nach dem anderen an. Macht das auch mehr Spaß?

Nein, das macht eigentlich gar keinen Spaß, um ehrlich zu sein. Also eine Autogrammstunde ist zwar sicherlich für die Fans eine nette Geschichte, für mich aber eher ein Dienst am Fan, und das mache ich nicht weil es mir Spaß macht. Sondern ich sehe einfach, es ist eine Nachfrage da. Es kommt natürlich auch der Umstand dazu, dass alles ein bisschen kleiner ist. Und ich auch den Eindruck habe, dass die Leute gesitteter mit mir umgehen als das zeitweise bei den Onkelz der Fall gewesen ist, wo dann jede Autogrammstunde halt einfach erstürmt wurde, und man irgendwie flüchten musste. Jetzt läuft das alles etwas gemäßigter ab, und die Leute sind disziplinierter und auch ein Stück weit netter, so dass es mir leichter fällt, diesen Schritt dahin zu machen. Aber es ist natürlich immer so: Eine Autogrammstunde bedeutet: Du hast zwei, drei Stunden am Tag, die du eigentlich zur Erholung brauchst, die nutzt man halt eben, um für die Fans da zu sein. Ich finde, das ist eine Geste am Fan, aber es ist nicht so, dass ich jetzt sage, ich reiße mich darum. Es ist keine Freude für mich.

Redaktion: Okay. Und du spielst solo gar keine Onkelzlieder mehr live?

Nein

Redaktion: Hat das nicht weh getan, gewissermaßen Dein Lebenswerk über Bord zu werfen?

Ja klar hat das weh getan. Es hat mehr als das, mehr als weh getan. Also ich glaube, eine schlimmere Entscheidung kann es nicht geben. Aber es gibt halt auch einfach Entscheidungen, die man nicht länger hinauszögern kann.

Redaktion: Aber es war eine freie Entscheidung, Deine Entscheidung?

Nein. Unterm Strich war ich der Initiator, der diese Entscheidung zumindest in den Raum gestellt hat, und gesagt: "Passt auf Leute, so sieht es aus, macht euch mal drüber Gedanken". Ich habe die Entscheidung mit Gonzo und Pe zusammen gefasst.

Redaktion: Es war auch Deine Entscheidung, keine Onkelzlieder mehr als Der W zu spielen?

Natürlich ist es meine Entscheidung, keine Onkelzlieder zu spielen. Aber ich bin hier auch nicht als "Böhser Onkel", sondern ich bin hier als Stephan Weidner, beziehungsweise als Der W, und dementsprechend kann man hier keine Onkelzlieder von mir erwarten. Die Onkelz waren die Onkelz, und wir haben gemeinsam einen Sound kreiert, der die Onkelz symbolisiert, der diese darstellt, der sie repräsentiert, und das bin ich jetzt hier nunmal nicht, ja? Auch wenn ich natürlich von mir sagen kann, dass ich wahrscheinlich derjenige war, der die Onkelz am meisten beeinflusst hat, ganz klar. Aber ich nutze jetzt nicht die Onkelz dazu, um hier irgendwelche Leute ins Publikum zu holen, die Onkelzlieder hören wollen, da können sie sich von mir aus auch eine Coverband anhören.

Redaktion: Okay, was anderes: Dein Projekt "Voice vs. Violence". Da gehst du in Gefängnisse und Schulen - was erzählst du den Leuten dort über dich?

Naja, erzählen ist vielleicht zuviel gesagt. Also erstmal versuche ich mit den Leuten einfach mal zu reden, mir mal ein Bild von deren Situation zu machen. Und dann läuft es schon auch darauf hinaus, dass ich mich mit den Leuten austausche, und ihnen auch von mir erzähle, und von den Dingen, die mir in der Vergangenheit passiert sind, oder von dem Mensch, der ich in der Vergangenheit war. Und das verschafft einen Zugang zu ihnen, den beispielsweise kein Sozialarbeiter, kein Lehrer, oder wer auch immer, erreichen kann. Das heißt, ich kann mich mit den Jungs austauschen, auf der Ebene, dass ich mich auf deren Stuhl setzen kann, weil ich genau weiß, woher beispielsweise Gewalt kommt, weil ich genau weiß, woher Kriminalität kommt, ohne natürlich die einzelnen Vergehen damit entschuldigen zu wollen, oder ohne zu sagen "Hey, das ist alles cool". Sondern ich will ja genau das Gegenteil erreichen, einfach sagen "Pass auf, es gibt andere Möglichkeiten, sich Selbstbewusstsein zu verschaffen, dazu muss man jetzt nicht andere unterdrücken oder verprügeln oder psychisch sonst irgendwie bearbeiten".

Redaktion: Und du redest mit den Leuten, das ist kein Vortrag von dir?

Nein, es ist kein Vortrag. In erster Linie reden wir mal über unsere Situation, und über die Situation in der die sich befinden, und was sie dazu bringt, beispielsweise Gewalt auszuüben oder was passiert ist, dass sie halt eben Gewalt empfangen. Und da versuche ich, einen Zugang zu den Leuten zu finden, und sie irgendwie dahingehend zu motivieren, zu sagen "Pass auf, hey, ich weiß woher's kommt, aber mein Ergebnis ist ein anderes. Weil das ganze Ding ist einfach eine Spirale, und wenn ihr das nicht rechtzeitig stoppt, sitzt ihr im Knast", ja? Ich versuche ihnen einfach eine Perspektive zu bieten, dass man eben auch andere Möglichkeiten hat. Gewalt ist ja oft einfach nur eine Form der Unzufriedenheit, beziehungsweise natürlich auch oftmals nur Gruppenzwang. Und wenn man mal erkannt hat, was einen da antreibt oder bewegt in dem Moment, fängt man auch an, das nächste Mal darüber nachzudenken und das ist sozusagen die Initialzündung, die fehlt den Kids ja irgendwo. Und da hoffe ich, dem einen oder anderen helfen zu können.

Redaktion: Dein Partner in dem Projekt, Cornelius Peltz, hat vor Jahren das Buch "Hesse trifft Hesse" geschrieben, eine Art vergleichende Biographie von dir und Hermann Hesse. Wie stehst du zu solchen Vergleichen?

Ja, ich meine, das ist natürlich sehr schmeichelhaft, aber es ist natürlich auch klar, dass ich mich selbst niemals mit einem Genie wie Hesse vergleichen könnte.

Redaktion: Aber es scheint dich auch nicht abgeschreckt zu haben - du arbeitest jetzt mit ihm?

Ja. Was soll mich daran abschrecken? Ich mein', das ist ein netter Vergleich, natürlich hat Hesse mich ja auch inspiriert, und das ist ja auch das, was er da in seinem Buch herausarbeitet, und somit ist das für mich total in Ordnung, also sowas kann einen ja nicht stören, wenn man so gebauchpinselt wird oder?

Redaktion: Du sagst es ja selber: Hesse war eine große Inspiration für Dich, gerade so um 1993. Gab es seither nochmal ähnlich große Inspirationen, vielleicht auch jetzt bei deinen eigenen Sachen?

Es gibt immer mal wieder einen Autor, wo man merkt, dass man sich im Nachhinein irgendwo dran bedient hat, aber es gibt jetzt für mich in dem Sinne keinen Autor, der mich spirituell großartig bewegt. Das war damals auch nur eine Phase. Man ist ja auch als Mensch oder im Menschwerden in verschiedenen Phasen und da gibt es eben Phasen, in denen man einfach offen ist für so eine "spirituellere" Lektion. Da gibt es sicherlich nicht nur den Hesse, sondern da gibt es auch noch andere Leute, aber die kommen eher so aus dem schamanischen, das hat nichts mit Literatur zu tun, das ist eher eine Sache die auf einer anderen Ebene stattfindet. Also wie gesagt: Es gibt sicherlich immer mal wieder ein Buch mit Zitaten, das man bei mir finden kann.

Redaktion: Und so ein Zitat machst du dann schon auch absichtlich, wenn du mal eins bringst?

Naja, es gibt zum Beispiel so Zitate, die mir im Nachhinein natürlich äußerst unangenehm sind, zum Beispiel war da dieses Buch von Richard David Precht: "Wer bin ich - und wenn ja wie viele?" Dieses Ziatat ist ja eigentlich gar nicht von Precht, sondern das ist ein Freud'scher Ausdruck, also von Sigmund Freud. Und dann schreibe ich diesen Song, bringe ihn raus und ohne, dass ich etwas davon weiss, wird eine Woche später das Buch veröffentlicht. Es ist ein Zitat, aber sowohl von ihm, als auch von mir. Und jetzt wird aber diese Verknüpfung gezogen, die aber eigentlich gar nichts miteinander zu tun hat, sondern es ist schon ein Spruch, der in der Psychologie in den 50er Jahren verwendet wurde. Hier geht es ja um einen Psychopathen, und deshalb war das für mich legitim. Also das hat mit dem Buch überhaupt nichts zu tun.

Redaktion: Ein anderes Projekt ist dein Toleranzprojekt, das schon mehrfach so ein bisschen erwähnt wurde. Gibt's da schon irgendwas Konkretes zu sagen?

Nein. Wenn dann einmal die Einzelprotagonisten feststehen und alle sozusagen ihr Werk bei diesem Song... Das ist ja noch viel mehr als ein Song, dazu soll es ein Manifest geben, das soll einfach ein Zeichen geben. Toleranz ist für mich auch irgendwie nicht nur ein positiv behaftetes Wort, sondern es geht ja um viel, viel mehr als Toleranz, es geht auch um Vergebung, es geht letztendlich um all die Dinge, die man mitbringen muss, damit wir Menschen friedlich miteinander leben können. Und das heißt aber nicht, dass wir alle das Gleiche denken müssen, sondern diese Vielfalt ist doch eigentlich ganz schön, dass es hier verschiedene Meinungen gibt, Menschen die verschieden aussehen, verschiedene Musikrichtungen. Und unsere Gemeinsamkeiten, die erklärt uns halt keiner. Uns werden immer nur die Feinde erklärt, und wir machen uns selbst welche. Und da würde ich gerne etwas entgegensetzen, um eben einfach zu sagen "Hey, pass mal auf, wir haben sicherlich viele Dinge, die uns trennen, aber es sind auch eine Menge Sachen, die wir eigentlich gemeinsam haben. Der Antrieb is ein ähnlicher." Und ich glaube, wenn uns das klar wird, dann haben wir auch eine Möglichkeit, mit den Dingen etwas leichter umzugehen.

Redaktion: Und du willst da also aktiv was für tun?

Ja. Sonst würde ich das ja nicht versuchen in die Welt zu setzen. Nur, um das mit einem Knall in die Welt zu setzen, ist es wichtig, dass es gut vorbereitet ist, und mit den richtigen Leuten durchgeführt wird. Und wenn das mal soweit ist, wenn ich da an der Stelle bin, dann erzähle ich Euch mehr darüber.

Redaktion: Auf deiner eigenen Tour war das Merchandise teilweise ausverkauft, und Du hast jetzt sogar ein eigenes Modelabel, W-Couture. Was hast du eigentlich bisher mehr verkauft: Platten oder T-Shirts?

(lacht) Also mit den Onkelz haben wir sicherlich mehr T-Shirts verkauft als Platten, ja, das kann schon sein. Also würde mich zumindest nicht wundern. Ich denke mal, dass wir, was die Onkelz betrifft, sicherlich eine der Bands waren, die gewaltig Merchandise verkauft haben. Bei mir: Ausverkauft ist leicht, wenn du von irgendwas nur 50 Stück herstellst, dann ist es natürlich sehr schnell ausverkauft. Das heißt, das ist kein Indikator für irgendwas. Das kann einfach nur schlecht kalkuliert sein. Um das jetzt mal zu relativieren, was du da sagst: Also beispielsweise W-Couture ist einfach nur ein Spaß in einer Kleinstauflage, womit ich keinen müden Cent verdiene, weil das Zeug einfach so rar ist, und in so kleinen Stückzahlen gemacht wird, dass diese ganzen Kommerzdiskussionen einfach nur lächerlich sind. Ich will da auch gar nicht mehr weiter drauf eingehen. Es ist einfach nur ein Spaßding. Und was mein Merchandise betrifft, war es einfach so, dass manche Motive sehr gut gelaufen sind, und manche Motive eben nicht so gut gelaufen sind. Die gut gelaufenen sind sind ausverkauft, und die anderen habe ich jetzt noch im Schrank. Also da gibt es auch immer zwei Seiten der Medaille.

Redaktion: Und das andere Label, das Musiklabel 3R Entertainment, läuft besser, mit Eschenbach und D-A-D neu im Programm?

Eschenbach und D-A-D werden beide niemals dahin kommen wo ich war, wo ich bin, auch mit Der W. Wir glaubten für D-A-D, die in Deutschland so gut wie keine Platten mehr verkauft haben, was tun zu können, einfach weil wir Fans der Band sind. Und das haben wir im Rahmen unserer Möglichkeiten getan. Aber davon werden wir sicherlich nicht reich werden - im Gegenteil. Und bei Eschenbach wird es wahrscheinlich genauso sein. Also wenn da nicht irgendein Wunder passiert, wird die Band sicherlich auch kein Top-Ten-Act werden. Und bei den Verkaufszahlen, die heute da draußen stattfinden, auf dem CD-Markt, ist es geradezu lächerlich, zu sagen, uns geht es besser. Das sind Hobbys, und das Geld, das ich in Eschenbach reingesteckt hab, das werde ich niemals raus kriegen. Das weiß ich jetzt schon. Ich mach es der Musik wegen. Beziehungsweise ist die Hoffnung da, dass man irgendwann mal damit Geld verdient, auch für die Jungs würd es mich natürlich freuen, wenn sie irgendwann mal Geld damit verdienen würden. Aber davon sind wir noch weit entfernt. Das ist alles eine Arbeit, die man macht, weil man Musik liebt. Heute kannst du mit CDs kein Geld mehr verdienen, tut mir leid. Das läuft so nicht mehr. Und wenn die Leute sich wundern, warum immer mehr Bands auf Tour sind, und immer mehr Merchandise verkaufen müssen - das ist weil sie mit CDs einfach kein Geld mehr verdienen. Das ist der Punkt. Und das sollten die Leute sich mal überlegen, was sie da für einen Anteil dran haben, und wieviel originale CDs sie in einem Regal stehn haben, und wieviel gebrannte da drin stehen.

Redaktion: Okay, das soll dann so als Schlusswort stehen bleiben. Danke für's Interview viel Spaß beim Gig heute Abend!

Werde ich haben.

Eingetragen von ys am 10.12.2009.

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