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Label: Edel Records
VÖ:
02.03.2010 - Was hatten wir nicht alles in letzter Zeit? Naturkatastrophen, Wirtschaftskrisen, Grippeepidemien und nicht zuletzt das große Thema Depression in den Medien. Diese ganzen Meldungen haben anscheinend auch im südamerikanischen Uruguay Einzug gehalten, denn aus eben jenem Land will uns jemand "Out Of The Great Depression" führen: Matt "Gonzo" Roehr, Ex-Gitarrist der Böhsen Onkelz. Dieser beehrt uns im (noch) kalten Deutschland mit seinem zweiten Solo-Album. Dieses kommt im sogenannten "Earbook" daher (quasi in einer Art Taschenbuchform mit CD drin) und soll sich, im Gegensatz zum ersten Output des Gitarrenvirtuosen, laut eigener Aussage mehr im Singer/Songwriter Bereich ansiedeln.
Nun, zunächst sticht die erste große Neuerung ins Auge. Vocals - Matt Roehr! Matt singt also bei dem Großteil des Albums selbst und holt sich diesmal nur für einige Songs & den Backgroundgesang die Unterstützung von Charlie Huhn (ex-Gary Moore, ex-Victory, ex-Ted Nugent), welcher sich beim letzten Mal noch komplett für den Gesang zuständig zeigte. Es macht sich aber auf dem kompletten Output bemerkbar, dass sich Matt doch sehr an Charlie anlehnt und deshalb auch nicht sehr viel anders klingt - vielleicht etwas rauer. Im ersten Moment noch sehr ungewohnt, macht Matt, obgleich er wohl nie DER große Sänger war und sein wird, seine Sache doch ganz gut.
Auch das Instrumentenspektrum hat sich verschoben. Hört man doch eher weniger die, auf Barra Da Tijuca dominierenden, Percussion-Elemente, sondern sehr oft Bläser und Orgel. Ansonsten hat sich von den Melodien & Songstrukturen eigentlich nicht viel verändert. Die Platte selbst beginnt mit "You Ain't Me" sehr funkig, bevor es in einen sehr typischen Hard Rock Refrain übergeht. Bei "Come Down Hard" fühlt man sich dann, als ob man eine der unzähligen amerikanischen 90er Jahre Sitcoms eingeschaltet hätte und gerade die Titelmelodie läuft. "Fuel Into The Fire" (zu dem auch ein Video in den Staaten gedreht wurde) macht sicher am meisten Bock, wenn man gerade mit seinem Cabrio durch die Wüsten Texas' brettert.
Ein grandioses, aber leider nur knapp einmütiges, Instrumental hat Matt Roehr mit "Canción De La Esperanza" am Start und auch das, ebenfalls ohne Gesang auskommende, "TGIF" am Schluss der Platte kann sich hören lassen. Zwei chillig-gefühlvolle Songs, die nur mit dem Nötigsten auskommen. Ansonsten sind alle Lieder zwar handwerklich gut umgesetzt, jedoch wirkt das gesamte Album - gerade beim ersten Hören - doch sehr beliebig. Böse Zungen würden es als "Fahrstuhlmusik" bezeichnen - gut, so schlimm ist es nicht, aber man muss sich doch eingestehen, dass jede zweite Ami Rock/Blues Band solche Songs am Start hat. Die Melodien klingen zwar alle irgendwie "cool", aber wirklich berühren tun nur wenige, wie das z.B. noch bei den Onkelz (Soli) der Fall war. Generell klingen die Songs doch allesamt ein bisschen zu homogen, um weitere Highlights rauszupicken.
Abschließend ist zu sagen, dass "Out Of The Great Depression" sicherlich so seine Durchläufe braucht, um wirklich im Ohr hängen zu bleiben. Ebenso ist eine bestimmte Grundstimmung von Nöten, aber dafür sorgt ja nun hoffentlich der anrollende Frühling. An "Barra Da Tijuca" (das doch mit einigen Ohrwürmern bestückt war) reicht das 2010er Werk von Matt Roehr nicht ran, ist aber dennoch kein schlechtes Album. Bleibt zu hoffen, dass es nicht allzu sehr zum "Easy Listening" verkommt. (bp)
Unsere Bewertung:
3 / 5 Punkte