Matt Roehr

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Matt Roehr

Redaktion: Hallo Gonzo, wie ist es, nach langer Zeit mal wieder in der Heimat zu sein? Oder bist du zwischendurch als Privatmann auch schon mal hier unterwegs?

Ich bin zwischendurch immer mal hier, nicht nur privat sondern die Platte wurde ja auch hier in Hannover aufgenommen. Ich fliege mittlerweile sechs oder sieben mal im Jahr hin und her, und es hängt mir echt zum Hals raus. Von Buenos Aires nach Frankfurt sind es jedes Mal 13 Stunden Flug und wenn du das alle zwei Monate machst sagst du irgendwann "Leckt mich am Arsch, keinen Bock mehr drauf" (lacht).

Redaktion: Das glaube ich dir gerne. Wie zufrieden bist du denn mit dem Erfolg des neuen Albums, das in den Charts auf Platz 17 eingestiegen ist und wie verlief die Tour bisher?

Platz 17 ist vollkommen okay und die Tour läuft super bisher! Der Sinn dieser Tour ist ja auch die Band einzuspielen für nächstes Jahr, weil wir da noch mehr Konzerte geben wollen. Bisher läuft es perfekt und macht eine Riesen Laune.

Redaktion: Und wie sieht es mit einer Live DVD aus? Ist so etwas in Planung? Nach drei Alben und einer Live CD wäre so etwas doch der nächste Schritt, oder?

Das wäre in der Tat fällig, stimmt schon aber das Problem in meinem Falle ist, dass die ersten Alben auf englisch waren und dass ich englisch und deutsch nicht mischen will. Das heißt, wir haben bisher nur ein deutsches Album vorliegen, und mit einem Album eine Live-DVD herauszubringen ist ja auch ein bisschen blöd. Ich habe zwar vor nächstes Jahr nochmal so was zu machen, aber ich will jetzt erst einmal abwarten wie sich das so entwickelt.

Redaktion: Von der Urbesetzung deiner Band ist niemand mehr dabei, wie kam es dazu?

Das liegt ganz einfach daran, dass die anderen Musiker alle total beschäftigt sind. Meine beiden, bzw. auf Tour waren es ja drei Brasilianer sind dermaßen beschäftigt, dass ich sie nicht losreißen kann und Charly ist in den U.S.A. mit Foghat unterwegs. Außerdem hat es sich durch den neuen Stil und die andere Sprache auf der neuen Platte sowieso ergeben, dass Charly wegfällt, weil er halt kein deutsch kann. Und dadurch, dass wir nächstes Jahr sehr viel touren wollen hier in Deutschland, dachte ich mir, wenn meine Bandkollegen alle besetzt sind, suche ich mir Musiker, die hier in Deutschland ansässig sind, das macht alles viel einfacher.

Redaktion: Und wie kam der Kontakt zu Ferdy Doernberg und den anderen Jungs zustande?

Also Ferdy, in dessen Studio ich das Album aufgenommen habe kannte ich schon vorher. Über ihn kam dann unser Schlagzeuger Michael Ehre dazu und auch der Mike, unser Bassist. Ferdy kennt sich in der Szene sehr gut aus, kennt viele Leute und wir haben beratschlagt wer in Frage kommen könnte und sind so auf die beiden gekommen. Und es passt!

Redaktion: Du hast eine neue Internetseite. Was hat es mit www.gonzoblues.com auf sich?

Genau, damit hat es ganz einfach auf sich, dass ich in Zukunft gerne verstärkt Instrumental-Sachen machen möchte die ein bisschen abseits von dem sind, was ich jetzt mache. Um die Sachen untereinander aber nicht zu mischen, damit ein durchgängiger Stil bleibt mache ich die Instrumental-Geschichte eben unter diesem Label.

Redaktion: Kommen wir erst einmal in die obligatorische Onkelz-Fragen-Abteilung. Da kommst du mit deiner Vorgeschichte natürlich nicht drum herum. Erstmal, kannst du etwas zu Kevin sagen, hast oder hattest du Kontakt zu ihm nach seinem Unfall?

Ich habe Kontakt zu ihm, sogar die ganze Zeit während seines Prozesses. Ich habe mich auch einmal mit ihm getroffen vor dem Prozess und habe mir von ihm schildern lassen was genau vorgefallen ist. Ich habe dann auch, weil ich mit seinem Anwalt nicht zufrieden war eine andere Anwältin beauftragt, praktisch als Prozessbeobachterin und habe täglich mit ihr gesprochen und gefragt wie es läuft, wie sie die ganze Sache sieht und so weiter. Wir sind dann zu dem Entschluss gekommen, dass Kevins Anwalt nicht optimal ist, sage ich jetzt mal vorsichtig, so dass wir ihm noch andere Anwälte besorgt haben, die allerdings leider erst nach dem Prozess zum Einsatz gekommen sind. Sprich für die Revision und das alles. Momentan ist er im Gefängnis, hat entzogen, ist gut drauf und ich hoffe es hält an. Es ist vielleicht die größte Chance für ihn jetzt mal die Finger davon zu lassen, wenn man längere Zeit an nichts ran kommt. Ich bin da ganz guter Dinge, aber man muss es einfach abwarten. Vielleicht bewirkt es ja was im Kopf, jetzt wo er wirklich über eine lange Zeit an nichts ran kommt und viel Zeit zum nachdenken hat.

Redaktion: Nach welchen Kriterien hast du die Onkelz-Songs in deinem Live-Set ausgesucht, sind es die üblichen Gassenhauer?

Müssen ja! Also es gibt ja Songs, um die kommt man einfach nicht herum, das ist ganz klar. Allerdings habe ich Sie auch nach der Devise ausgesucht, was mir Spaß macht zu spielen. Aber da wir auch nur fünf oder sechs Songs im Set haben musst du natürlich auch Songs nehmen, wo du weißt, dass sie funktionieren und auf die die Leute warten. Es kamen natürlich auch schon Anregungen für andere Lieder, aber das hier ist ja nicht meine letzte Tour.

Redaktion: Wie ich gelesen habe, ist eure erste Platte "Der nette Mann" vor kurzem Folgeindiziert worden. Ärgert es dich, dass das Album nach all den Jahren immer noch missverstanden wird oder bist du eher froh, dass die Platte weitere 25 Jahre unter Verschluss bleibt?

Davon weiß ich ja noch gar nichts, allerdings bin ich da sicher nicht froh drüber. Ich finde es eher lächerlich, dass die Platte indiziert ist. Ich sehe absolut keinen Grund, der eine Indizierung rechtfertigen würde. Es gibt weitaus schlimmere Alben in verschiedenen Musikrichtungen mit weitaus hässlicheren Texten, sage ich jetzt mal. Ich finde es einfach lächerlich, nicht mehr und nicht weniger.

Redaktion: Was sicherlich viele Fans interessieren wird, und die Diskussion wurde nach Stephans versöhnlichem Statement letzte Woche auf www.onkelz.de auch wieder angeheizt: Wie ist die Stimmung zwischen Stephan und dir, gibt es Chancen auf Versöhnung?

Warum Versöhnung?! Wir sind nicht unversöhnt. Es ist nur einfach so, dass der Stephan heute seine Meinung ändert, morgen seine Meinung ändert und übermorgen wieder eine andere Meinung hat. Es ist okay, dass er das postet aber es gibt keinen Krieg zwischen uns, warum sollte es eine Versöhnung geben?! Ich habe es selbst nicht gelesen, mir wurde nur davon erzählt und ja... Schön, dass er es gemacht hat aber ehrlich gesagt interessiert es mich nicht. Jeder kann tun und sagen was er will, ich kann es ihm nicht vorschreiben, er kann es mir nicht vorschrieben. Deshalb interessiert es mich einfach nicht, was aber nicht böse gemeint ist sondern wirklich aus reiner Interessenlosigkeit.

Redaktion: Wieder zurück zu dir als Solo-Künstler. In Deutschland wart ihr als Onkelz sehr erfolgreich, in Amerika hast du Solo großen Erfolg. Wo siehst du die Unterschiede zwischen Deutschland und Amerika in der Musikbranche?

In Amerika bin ich einfach in einem ganz anderen Markt erfolgreich, sprich im Radio. Die Onkelz sind ja so gut wie nie im Radio gelaufen. Der amerikanische Markt funktioniert anders, als Newcomer hast du da drüben nur die Chance dich über das Radio zu profilieren. Touren und solche Geschichten finden also überhaupt nicht statt. Wenn noch getourt wird, dann sind es die ganz großen Bands die es sich leisten können. Ich bin aber sehr zufrieden wie es da drüben läuft und bleibe dort auch am Ball. Ich fahre praktisch zweigleisig.

Redaktion: Den Song "Fire & Gasoline" hast du zusammen mit den Lovies eingespielt. Sind solche Zusammenarbeiten in Zukunft nochmal geplant?

Mit den Lovies war es ein einmaliges Ding, das war für die deutsche Ralley-Meisterschaft. Die kamen damals auf uns zu und haben gefragt ob ich mir vorstellen könnte so einen Song zu machen. Wir hatten Vorgaben, der Song musste natürlich ein Rocksong sein, melodisch sein, muss englisch sein und darf keine politischen Inhalte haben. Es war die erste Auftragsarbeit die ich je gemacht habe, von daher war es sehr interessant so etwas mal zu machen.

Redaktion: Gibt es andere Bands oder Künstler mit denen du gern einmal zusammenarbeiten würdest?

Ich habe in den letzten Jahren mit so vielen Leuten zusammengearbeitet, dass ich da im Moment voll Zufrieden mit bin. Wenn sich mal was ergibt ist es schön, aber mehr kann oder darf ich da eigentlich auch gar nicht zu sagen weil es hatte sich eigentlich gerade was ergeben, da hast du genau ins schwarze getroffen (lacht).

Redaktion: In Amerika hast du ja ziemlichen Erfolg. Wie kommt dein deutschsprachiges Album in Übersee an, hast du dazu irgendwelche Reaktionen mitbekommen? Immerhin haben es deutschsprachige Künstler dort ja nicht so leicht.

Es ist dort drüben ja nur als Import zu bekommen. Bisher gab es keine Rückmeldungen, allerdings gibt es eine Menge Onkelz-Radio in Amerika, so dass die Leute da drüben schon wissen wie sich deutsche Musik von mir anhört.

Redaktion: Du gehst langsam aber sicher auf die 50 Jahre - Grenze zu. Wie stellst du dir die Zukunft vor? Rente? Arbeit hinter den Kulissen als Produzent oder Songwriter? Oder denkst du, du wirst auf der Bühne stehen bis du umfällst?

Also im Moment sehe ich kein Ende, muss ich ganz ehrlich sagen. Wenn man auf Tour ist oder aus einer Album-Produktion kommt, sagt man sich schon manchmal "Ach weißte, ich könnt jetzt schon mal ein halbes Jahr einfach gar nichts machen!" aber nach zwei Wochen sitzt man schon wieder da und schreibt was oder so. Ich finde man sollte es einfach so lange laufen lassen, wie es läuft und wenn man merkt, die Motivation ist nicht mehr da, dann sollte man es lassen. Da gibt es bei mir allerdings noch keinen Plan für, ganz ehrlich.

Redaktion: Das lässt auf ein paar weitere Jahre mit dir hoffen! Wir bedanken uns für das Interview und wünschen dir alles gute für deine nächsten Projekte!

Ich habe zu danken, hat Spaß gemacht! Wir sehen uns auf Tour!

Eingetragen von bw am 18.10.2011.

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