J.B.O.

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J.B.O.

Redaktion: Wie Ihr zusammen gekommen seid, ist ja bekannt, aber was war der Spirit, genau diese Art von Musik bzw. Blödsinn zu machen?

Wolfram: Ich muß ganz ehrlich sagen, daß liegt in der Art der Gründer. Also sprich in dem Wesen von Vito und dem Hannes, die halt einfach Bock auf so einen Blödsinn haben. Schon immer. Da haben auch Bands Pate gestanden, so wie das bei allen Bands ist, die irgendwann mal anfangen Musik zu machen. Es waren eben natürlich bei uns viele Metal-Helden. Damals war Metal ja noch gar nicht so... Es war eher so Hardrock und irgendwie war dann Iron Maiden ne Metal Band, obwohl man darüber auch heute noch streiten kann, ob Iron Maiden ne Metalband ist. Aber genau so haben damals auch die Erste Allgemeine Verunsicherung Pate gestanden, die ja auch schon ziemlich humoristisch das Ganze angegangen haben und auch den ganzen Klamauk, diesen optischen - diese ganze theatralische Darbietung, von der sich J.B.O. schon sehr inspiriert fühlt. Das sind ganz, ganz wichtige "Marken" gewesen, ohne die es J.B.O. in dieser Art sicher nicht geben würde, da bin ich mir ganz sicher.

Redaktion: Und Du hast diesen Spirit dann gleich richtig mitgemacht, als Du Bandmitglied wurdest?

Wolfram: Du, ich kenne den Veit eh schon ewig. Ich war auf dem ersten Konzert anwesend und habe mir das als Zuschauer angeschaut und war geflasht von dieser Ansammlung von totalem Schwachsinn und das war natürlich ein lokales Phänomen. Ich mußte mich totlachen da drüber. 1995 dann, da haben wir ja noch nicht zusammen in der Band gespielt - obwohl, wir haben schon zusammen in einer Band gespielt, aber nicht bei J.B.O. - und da hat er mir dann die Explizierte Lyrik vorgespielt und da war das dann schon eine ganz andere Hausnummer. Da war das dann schon sozusagen Amtlich. Das war super. Es war dann alles auf einem anderen Level. Meine Beurteilung als Kumpel war ja immer wohlwollend, aber das Album fand ich echt gut.

Redaktion: Wie fandest Du das erste Konzert von J.B.O., was die musikalische Ebene angeht?

Wolfram: Vom musikalischem her war das natürlich deutlich verbesserungswürdig. Aber darauf kam es gar nicht so an. Die haben z.B. ein bayrisches TNT mit Akkordeon und Tuba gemacht. Also unglaublich! Wenn dann der Akkordeon Spieler nen Schnaps oben in die Tuba reingeschüttet hat. Lauter so Blödsinn einfach. Ich hab mich jedenfalls sehr gut unterhalten dort.

Redaktion: Da Du gerade EAV als einen wichtigen Einfluß für Euch angesprochen hast: Gab es neben dieser Band und Metal im Allgemeinen auch noch andere Einflüsse?

Wolfram: Klar. Metal ist halt so, daß gerade der Hannes damit aufgewachsen ist in dieser True-Metal Richtung und sich dann sehr schnell Bands in dieser moderneren Spielart reinzog, Bands wie "Anthrax", die haben uns schon beeinflußt. Unser neuer Stil ist schon sehr metallisch. Es gibt halt ein paar Bands, die wichtig waren, und andere, die nicht so wichtig waren. Wichtig ist aber gerade dieser Comedy Aspekt... Was gab es da noch für Einflüsse? Otto bestimmt auch. Hannes und Vito haben beide auch auf guten Comedy immer gestanden. Nur früher hieß das noch anders. Aber deswegen heißt die Schublade in der wir drin sind - auch wenn wir wohl die einzigen Vertreter dieser Schublade sind -, auch Comedy-Metal. In Amerika gibt es das öfters...

Redaktion: Gab es das vor Euch in Amerika auch schon?

Wolfram: Ich denke schon. Ich weiß es aber nicht.

Redaktion: Weil gerade andere Bands angesprochen wurden. Knorkator, wie findest Du die? Die haben ja einen ähnlichen Humor wie J.B.O.

Wolfram: Ja, das ist schon ein anderer Witz noch, was aber auch okay so ist, es ist ja auch eine andere Band. Aber vor allem das letzte Album "Ich hasse Musik" ist so richtig geil. Das ist wirklich ein gigantisches Album.

Redaktion: Ihr habt ja als Band eine Menge Potential, denn Ihr seit ja echt gute Musiker. Kam für Euch nicht einmal der Punkt, wo Ihr Euch sagtet, dieser Comedy Part, den lassen wir jetzt mal weg und gehen jetzt mal auf die ernsthafte Schiene? Gab es solche Momente?

Wolfram: Es ist so, der Hannes macht ja auch ernsthafte Musik. Ich habe es noch nicht gehört, aber der Hannes hat haufenweise Material, was er irgendwann mal aufführen möchte. Das hat auch nichts mit J.B.O. zu tun. Aber mit J.B.O. muß diese Mischung schon sein. Sicherlich, es hat jeder auch mal Bock, andere Sachen zu machen, aber wir können nicht die Ernsthaftigkeit an den Haaren herbei ziehen, genau so wenig, wie man das mit dem Komödiantischen machen kann - es passiert halt einfach. Es ist ein Teil von uns und das muß einfach in dieser Kombination bei J.B.O. verwurstet werden und auch wenn man verschiedene Sachen spielen könnte... vielleicht kann man ja "Dream Theater" auch auf lustig machen...

Redaktion: Wie ich gelesen habe, spielte Hannes früher bei der fränkischen Kult-Band Justice. Welche Banderfahrungen habt Ihr sonst noch vor oder neben J.B.O. sammeln können?

Wolfram: Letztendlich kommen wir ja alle irgendwie aus dieser fränkischen Coverecke. Deswegen waren die Berührungsängste wahrscheinlich auch nicht so groß, bei J.B.O. diesen Coveraspekt nicht zu kurz kommen zu lassen. Man hat es halt gemacht und man hat es irgendwie anders gemacht, als die anderen. Ich hab z.B. bei Carswell gespielt, das war auch so eine Coverband. Carswell ist der Name des Sängers gewesen, der hieß bzw. heißt immer noch Andre Carswell. Der singt heute bei der Band Anyone's Daughter. Er war damals der Namensgeber der Band, mit der wir dann auch schon Geld verdient haben. Und wir mußten konditionell herhalten, denn das waren 5-Stunden Abende mit Heavy Metal Cover und da lernt man dann schon das Durchhalten. Zum Ende hin wurde es dann ganz schön hart. Um so später die Abende wurden und um so besoffener die Leute wurden, um so härter wurde es dann.

Redaktion: Waren das dann nur Coverbands, bei denen Ihr so gespielt habt, oder gab es da auch andere Gruppen?

Wolfram: Nene. Wir spielten auch bei anderen Bands. Z.B. bei X-Rated. Meine Independent Liebe eigentlich.

Redaktion: Wie war das denn mit dem Schmitti und den Holmer im Jahr 2000? Hatten die einfach keinen Bock mehr auf diese lustige Schiene?

Wolfram: Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube nicht, daß sie das Grundkonzept, die wesentlichen Bestandteile, die Pfeiler von J.B.O. sozusagen, also das Bandkonzept in Frage gestellt haben. Die hatten keinen Bock mehr, ja, aber das hatte andere Gründe. Sie wollten einfach ihr Leben anders gestalten.

Redaktion: Und was treiben die Beiden heute so?

Wolfram: Der Holmer ist Psychologe im Bamberger Raum, glaube ich. Über Schmitti weiß ich nicht viel, außer das er irgendwie in Freiburg wohnen soll.

Redaktion: Wie erklärt Ihr Euch Euren relativ zügigen Erfolg, der sich zu Beginn der 90er Jahre eingestellt hat? Das ging ja dann Schlag auf Schlag.

Wolfram: Erst mal ging das gar nicht so schnell.

Redaktion: Ja, aber als es dann los ging, dann richtig.

Wolfram: Ja, dann hat es aber keiner verstanden. Es war die erste gute Produktion, also die Explizite Lyrik, vorher war das alles ja mehr so Demo-Niveau. Das war halt geil und es war der gebündelte Wahnsinn in Blödsinns-Metal und irgendwie... ich weiß auch nicht. Man kann immer nicht sagen, warum es so ist. Es war halt auch einfach der Zeitgeist und es sind letztendlich Ideen drauf, auf die jeder, der ein bißchen Blödsinn im Hirn hat, auch drauf kommt. Die Band hat es aber einfach gemacht. Ich sag mal, bei "Rache", daß man aus Nightshift "Neigschifft" macht, nach vier Bier fällt das jeden zweiten ein. Es hat vorher nur keiner gemacht. J.B.O. hat es gemacht.

Redaktion: Promotion gab es damals gar nicht, oder?

Wolfram: Nö. Wenn es Promotion gegeben hätte, dann wäre die Band auf jeden Fall in den Top 10 gewesen. Mit Sicherheit! Das Album war ja in Kürze Gold. Es hat ja keiner Chart-Promo gemacht. Damals wurde es ja so gemacht, daß man bei der Chart-Promo beim Händler noch so Listen ausfüllen mußte. Es war die Zeit, in der du auch bei Verlosungsaktionen mitmachen konntest. Wenn man den einen Künstler, anstatt den anderen ankreuzte, hatte man dann plötzlich die Möglichkeit, bei VW z.B. einen Golf Genesis zu gewinnen. Deswegen gab es ja auch solche Autos, solche "Bon Jovi" Modelle usw. Das hat sich dann alles geändert. Man hätte damals eigentlich mehr Chart-Promo machen müssen, dann wären sie auch besser in den Charts gewesen, damals. Aber es war halt independent. Die waren froh, daß sie ihr Album rausgebracht haben und "puff".

Redaktion: Der Erfolg basierte also nur auf Mund-zu-Mund Propaganda?

Wolfram: Ja. Absolut.

Redaktion: Gut. 2005 habt Ihr beim Abschlußkonzert der Onkelz am Lausitzring gespielt.

Wolfram: Ja

Redaktion: Wie kam es dazu?

Wolfram: Wir wurden eingeladen. Wir wurden eigentlich sehr nett eingeladen. Wir haben dann in der Band diskutiert, ob wir das machen sollen...

Redaktion: Das lief alles über das Management"

Wolfram. Ja. Das lief über das Management. Aber der Onkelz-Manager der hat uns... es war halt nicht diese Business-Ebene. Wir sind ja mittlerweile im Business so involviert, daß wir da die Unterschiede schon ein bißchen mitkriegen, ob man eingeladen wird zu einem Festival, weil man Leute zieht, oder ob man einfach eingeladen wird. Und die Onkelz haben an diesen Tag sicher keine Band eingeladen, weil sie jemand gebraucht haben, der die Leute zieht. (lacht) Wir haben das auch nicht wegen dem Geld gemacht. Es war einfach eine nette Einladung. Wir hatten vorher mit denen eigentlich nichts zu tun.

Redaktion: War das das Konzert mit dem größten Publikum für Euch bis jetzt?

Wolfram: Ja. Es waren viele Menschen da. (lacht)

Redaktion: Habt Ihr die Onkelz dort mal kennengelernt?

Wolfram: Ne. Komischerweise nicht. Es wäre ganz schön gewesen, wenn es stattgefunden hätte, aber es war halt nicht. Wir hatten auch keine Anstrengungen unternommen. So herzlich war die Einladung dann doch wieder nicht (lacht). Es war nicht so, dass wir im Container der Band Shake-Hands gemacht haben. Die Legenden besagen ja auch, dass sie sich damals in der Garderobe schon fast die Fresse eingeschlagen haben. Keine Ahnung, kann gut sein, daß es nur eine Mähr ist.

Redaktion: Wie waren Eure Eindrücke? Und wie wurdet Ihr von den Fans aufgenommen?

Wolfram: Ich sag mal... ich hab mal Onkelz Fans gesehen. Also richtig viele Onkelz Fans - das waren richtige Die Hard Fans. Und da muß ich sagen, dass ich ganz froh war, dass die 100 000 nicht nur aus solchen Menschen bestanden. Und zwar war das diese Klubtournee Geschichte. Die wollten wir uns damals mal anschauen.

Redaktion: In Nürnberg?

Wolfram: Im Hirsch, genau. Das war ja innerhalb von Stunden übers Internet ausverkauft. Wir haben uns das dann angeschaut und das war dann eher schon die Abteilung 100 Jahre Knast, irgendwie. Das war eher ein beschissenes Flair. Lausitzring war da ganz anders. Das war wie jedes normale, große Rock Open Air. Aber das hat mich gefreut. Es hat ein gutes Feeling gemacht.

Redaktion: Wie steht Ihr zu den Onkelz?

Wolfram: Ich muß sagen, dass wir die Rehabilitationsversuche schon honorieren können. Also wenn man natürlich von der meinungsbildenden Presse, der wir sehr kritisch gegenüber stehen... also, wir wissen ganz genau, was das für Menschen sind, die so etwas schreiben. Die haben halt ihre Lieblingsfeinde gefunden, ich sag einfach mal, ne Prollband aus Frankfurt, die für mich eigentlich einfach Prolls waren - ob sie es noch sind, weiß ich nicht. Die haben halt einfach ein paar Songs gemacht und gemerkt... sie haben sich dann darüber Gedanken gemacht - die ganzen Benefizaktionen und die Gelder, die sie gespendet haben... Ich finde, die haben schon einiges für ihre Rehabilitierung getan. Man kann auch finden, daß sie ihren Namen hätten ändern können, kann man alles finden, sicherlich. Für uns war das Thema einfach durch und in der Kombination mit der netten Einladung haben wir uns gedacht, wir machen das jetzt.

Hannes (der gerade rein kam): Darf ich zu dem Thema noch was sagen? Ich habe letztes Jahr gedacht, Deutschland hat schlimmere Probleme als das Abschiedskonzert der Onkelz.

Redaktion: Weil Du gerade da bist. Ich habe bei Dir in der Kurzbiographie gelesen, dasss Du in der SAE warst.

Hannes: Ja, in München.

Redaktion: Inwieweit waren die Einflüsse auf die J.B.O. Produktionen, was Du dort gelernt hast?

Hannes: Ich will jetzt nicht sagen, dass wir uns ohne die SAE nicht so anhören würden. Es ist halt sehr lange her - lange bevor ich mit J.B.O. angefangen habe. Ich habe dort Grundlagen der Tontechnik gelernt. Das finde ich gut an der SAE, daß man nicht auf eine spezielle Sache spezialisiert wird, denn dann weiß man nix - man lernt dort Grundlagen. Aber das hat mit J.B.O. nicht großartig weiter was zu tun. Was die Studioarbeit angeht, hat es schon ein bißchen was erleichtert.

Wolfram: Obwohl ich schon sagen muß, daß der Hannes schon sehr progressive Ideen entwickelt und die kommen zwar nicht von der SAE, aber von dem angelernten Grundverständnis was die Tontechnik angeht.

Hannes: Ja, aber man kann das Gleiche auch über Learning by doing erlernen. Das beschleunigte es halt nur.

Redaktion: Wie waren die drei Konzerte bisher für Euch in Hamburg, Köln und Stuttgart?

Wolfram: Wahnsinnig geil. Die letzten zwei waren ausverkauft.

Redaktion: Und heute?

Wolfram: Heute schaut es auch ganz gut aus.

Hannes. 1100 im Vorverkauf.

Wolfram: Gestern war es wahnsinnig geil. Das war in Stuttgart. Die Leute waren Wahnsinn, der Sound war spitze. Wir haben geil gespielt. Das muß man einfach sagen, weil wir auch oft der Meinung sind, daß wir nicht geil spielen. Auch von der Tour, die ganze Organisation. Zum Glück ist unsere Wunschcrew dabei. Das erleichtert einem ganz vieles. Es war einfach geil - und heute wird es noch geiler.

Redaktion: Zuletzt gekaufter Tonträger?

Wolfram: Katatonia und zwar "The Great Cold Distance".

Redaktion: Und Hannes?

Hannes: Zuletzt gekaufter Tonträger? Billy Talent II.

Redaktion: Und zuletzt gekaufte DVD?

Wolfram: Was DVDs angeht, bin ich sehr faul. Ich bin das Medium Glotze auch irgendwie satt. Ich hab keinen Bock mich vor die Kiste zu setzen und mich optisch und akustisch voll labern zu lassen.

Hannes: Also ich gucke gerne Filme. Ich schaue weniger Musik-DVDs, sondern eher Filme. Bei mir ist das anders. Du bist ja auf der Bühne mehr als ich Musiker. Ich muß ja auch noch Entertainer sein.

Wolfram: Achso. Weil ich würde Dir jetzt nicht absprechen, Musiker zu sein... (lacht)

Hannes: Nein, nein. Weil mein Beruf besteht darin, einfach tausend Leute zu unterhalten. Möglicherweise macht es mir deswegen auch spaß, mich im Privatleben unterhalten zu lassen. Deswegen gucke ich gerne Filme. "Five Fingers" - saugeiler Horrofilm!

Redaktion: Alles klar. Vielen Dank für das Interview!

Eingetragen von sk am 07.12.2006.

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