Droogiez

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Droogiez

Redaktion: Stellt Euch bitte kurz mit Eurem Namen und Eurer Funktion in der Band vor.

Arne: 45, Sänger und Gitarrist, schreibe die meisten Songs/Texte und bin für die grafischen Sachen zuständig.

Lars: 40, Bassist und Sänger, ärgere mich mit diversem organisatorischen Gedöns rum und kassiere die Gagen (weil ich so ein netter Mensch bin).

Tom: 41, Schlagzeuger und Bindeglied zwischen Himmel und Hölle (hört sich komisch an, ist aber so).

Redaktion: Im Jahre 2008 habt Ihr Euch nach 13 Jahren dazu entschieden wieder zusammen Musik zu machen. Wie kam es genau dazu und gab es am Anfang Schwierigkeiten?

Lars: Nachdem ich schon 1993 bei den Droogie Bois ausgestiegen bin, habe ich Tom und Arne komplett aus den Augen verloren; in den folgenden Jahren liefen wir uns zwar immer mal wieder übern Weg, aber es gab keinen wirklichen Kontakt. Im Sommer 2008 schliesslich habe ich beide zu meiner Hochzeitsfeier eingeladen, und so kam es, dass wir drei zum ersten Mal nach mittlerweile 15 Jahren aufeinander trafen. „Wir müssten uns mal wieder treffen und ein bisschen Mucke machen“ sagt man leicht, aber ein paar Wochen später standen wir wirklich im Proberaum und versuchten uns an einigen Coverversionen aus den alten Droogie Bois-Tagen. Ich schätze, uns allen war schnell klar, dass zum einen die Zeit für einen Neubeginn wirklich reif war, und dass es zum anderen keinen Sinn machte, einfach wieder den alten Krempel zu spielen. Ganz oder gar nicht, was Eigenes musste her. Arne hatte damals schon „Patriot & Scud“ geschrieben, und nachdem das klappte, gab es kein Zurück mehr: Droogiez are back in town!

Tom: Irgendwie haben sich unsere Wege abermals gekreuzt :-)

Redaktion: Wie würdet Ihr den Unterschied zwischen Eurer damaligen Musik und der heutigen bezeichnen? Inwiefern hat sie und habt Ihr Euch verändert?

Arne: Die Musik der Droogie Bois war sicher etwas einfacher, unausgereifter, teilweise noch mit deutschen Texten, und wir hatten sehr viel Oi!-Klassiker im Gepäck. Die späteren Sachen waren musikalisch aber gar nicht mehr soweit weg von dem Droogiez-Sound von 2010. Natürlich hat sich in den fast 20 Jahren dazwischen unglaublich viel getan – wir alle haben uns verändert, die Welt hat sich komplett gedreht, unser Umgang miteinander ist ein anderer und auch die Herangehensweise an die Band ist komplett verschieden zu früher.

Lars: Im Gegensatz zu früher bereiten wir uns fast schon „professionell“ vor, ob nun auf Bandproben, Gigs oder Aufnahmen, ohne dass dabei die Spielfreude auf der Strecke bleibt. Die Leute, die zu unseren Gigs kommen, wollen schliesslich was haben für ihr Geld, und nicht einem Haufen Trottel dabei zusehen, wie sie besoffen von der Bühne kippen. Außerdem sind wir inzwischen fast eine Straight-Edge-Band, was vor allem eins bedeutet: Mehr Bandbier für mich, haha.

Tom.: ausgereifter...dynamischer

Redaktion: Strebt Ihr nun großen Erfolg an oder seht Ihr die Sache ganz locker und handelt nur nach dem Spaßprinzip?

Arne: Wir sind alle berufstätig und haben neben der Band noch eine ganze Reihe anderer Interessen und Projekte. Für mich sind die Droogiez EIN wichtiger Teil meines Lebens – den großen Erfolg strebe ich mit der Band also nicht an. Vielleicht funktioniert es auch deswegen bei uns so gut, weil wir eben nicht den Druck haben ‘erfolgreich’ werden zu müssen und ein bestimmtes Erfolgslevel halten zu müssen.

Lars: Zum Glück müssen wir nicht von der Musik leben und können deshalb machen was wir wollen. Mir reicht es schon, wenn wir bei Auftritten oder Aufnahmen nicht draufzahlen müssen, sondern mit der Musik einfach unseren Spaß haben und ein bisschen in der Gegend rumkommen.

Tom: Mir macht es in erster Linie super Spaß, mit Arne und Lars zu arbeiten, zusammen zu musizieren, Erfahrungen auszutauschen und nen respektvollen Umgang miteinander zu pflegen. Das gibt ungeheuerlichen Rückhalt und macht einiges erträglicher im Alltag (in der sog. "Realität").

Redaktion: Wer von Euch ist noch in anderen Projekten aktiv? - Außer Lars, den man wohl von Stomper 98 kennen sollte.

Tom: Ich spiele außerdem in der Hardcoreband SPITE!, wir haben vor kurzem unsere dritte CD „Truth Is Mine“ veröffentlicht.

Redaktion: Wie schaut es denn speziell bei Dir aus, Lars? Hat man bei der Mitwirkung in zwei Bands eigentlich noch Zeit für sich und wenn ja: wie teilst Du sie Dir ein? Setzt Du Dir ganz klare Prioritäten?

Lars: Speziell diese beiden Bands nehmen nicht so viel Zeit in Anspruch, dass ich neben der Musik kein Leben mehr hätte. Mit den Droogiez proben wir regelmässig, während Stomper-Proben aufgrund der Entfernung natürlich eher selten sind. Und weil die Stomper-Gigs sehr langfristig geplant werden, können wir mit den Droogiez auch mal kurzfristig (wenn die Arbeit es zulässt) Gigs spielen. Die einzige Priorität heisst: Arbeit geht vor.

Redaktion: Endlich kann man Eure erste CD "Glorious Days" erwerben. Erzählt mal etwas zu Eurem Werk und zu den bisherigen Resonanzen.

Arne: Tja… die "Glorious Days"-CD/LP ist für mich der Abschluss der letzten zwei Jahre, nach unserem Entschluss wieder Musik zu machen. Wir haben doch sehr viel Zeit in die Platte gesteckt und wir können mit dem Ergebnis zufrieden sein. Studioarbeit ist im wahrsten Sinne des Wortes auch immer Arbeit, und man muss immer darauf achten, dass man auch die “Freude an der Musik” mit einspielt. Ich denke das ist gelungen.
Die bisherigen Resonanzen auf die Platte sind sehr positiv. Die nächsten Konzerte werden zeigen wie die Leute die Platte wahrgenommen haben.
Lars: Darauf bin ich auch gespannt. Gute Reviews sind natürlich eine feine Sache, aber mich interessiert eigentlich mehr, wie die Songs live beim Publikum ankommen.

Redaktion: Dieses Jahr kann man Euch noch dreimal live erleben, da Ihr die Sommermonate für eine kleine Pause nutzen wollt. Soll diese nur zum Entspannen sein oder arbeitet Ihr schon an neuen Songs und Ideen?

Arne: Sowohl als auch… ein bißchen Abstand nach einem doch recht intensiven Jahr tut auch mal wieder gut. Ich werde aber die kleine Pause auch nutzen um mich den Songwriting zu widmen und hoffentlich mit neuem Songmaterial in den Proberaum kommen.
Lars: Haha, an letzterem hab ich keinen Zweifel, unser Arne kann doch gar nicht mehr ohne…

Redaktion: Zum Schluss noch etwas sehr trauriges, jedoch aktuelles: Glaubt Ihr, dass die Katastrophe auf der Loveparade Auswirkungen auf Konzerte und Festivals im Allgemeinen haben wird?

Arne: Nein ich glaube nicht. Die Menschen vergessen solche Katastrophen wieder sehr schnell und überall dort wo unglaublich viele Menschen zusammen kommen, kann so etwas passieren. Vielleicht überdenken aber manche Veranstalter ihre Sicherheitskonzepte und planen mehr im Sinne der Menschen als nach dem Profit oder dem Status den sie erreichen möchten.

Lars: Ich denke auch nicht, dass sich grossartig was ändern wird. Die Sicherheitsauflagen sowohl bei kleinen Clubshows als auch bei grossen Festivals sind ja jetzt schon recht streng, da finde ich es eher erstaunlich, dass diese Auflagen in Duisburg wohl einfach missachtet wurden. Möglicherweise werden diese Vorschriften in Zukunft genauer kontrolliert. Davon kann man halten was man will; wenn ich an den Cock Sparrer-Gig letztes Jahr in Girona denke, wo 3000 Leute in einem viel zu kleinen Saal die Wellenbrecher vor der Bühne einfach eingedrückt haben und sich die Security nur noch durch einen beherzten Sprung auf die Bühne in Sicherheit bringen konnte, wundert es mich heute noch, dass dabei niemand ernsthaft zu Schaden kam. Cock Sparrer haben ihren Auftritt fünfmal unterbrechen müssen, um wieder zumindest etwas Ruhe einkehren zu lassen. Und neun Tote wie 2001 in Roskilde zeigen, dass auch kleinere Veranstaltungen als die Loveparade nicht vor solchen Tragödien gefeit sind.

Redaktion: Die letzten Worte gehören selbstverständlich Euch!

Lars: Fight the real enemy and keep the faith!

Tom: Keep your enemies close but your friends closer!

Arne: Es geht immer weiter!

Eingetragen von se am 12.08.2010.

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