H2O

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Redaktion: Erzählt mal, wie Ihr in die Hardcore-Szene gekommen seit.

H2O: Also, wir sind in unserer Jugend halt immer zu den Shows gegangen. Wir haben Toby dann mit dahingebracht, er ist halt der Jüngere. So hat sich die Sache ergeben...

Redaktion: Euer HC-Stil ist ja nicht gerade typisch Ostküste. Seid Ihr massiv von Westküstenbands beeinflußt worden?

H2O: Unsere großen Einflüsse kommen aus der Punkrockecke. Besonders die RAMONES haben uns schon geprägt. Die sind ja aus New York, und trotzdem melodisch. Aber auch Sachen wie SOCIAL DISTORTION. Wir haben aber auch einige Bands aus Washington gehört.

Redaktion: Ihr seid ja weniger vom britischen Oi! beeinflußt als andere Hardcoreacts wie AGNOSTIC FRONT oder WARZONE. Mögt Ihr den britischen Stil?

H2O: Ich mag vor allem CLASH und diese Sachen. Das hab' ich früher gehört. Bevor ich überhaupt wußte, was Hardcore ist, habe ich britischen Punkrock gemocht.

Redaktion: Wer schreibt die Texte?

H2O: Also, Toby und Rusty schreiben Texte, eigentlich beschäftigt sich jeder von uns damit. Aber ich denk mal, dass ich (Todd) doch schon die meiste Zeit reinstecke, um die Texte zu schreiben.

Redaktion: Ich mag besomders die positive Energie, die Eure Lyrics verbreiten. Woher nehmt Ihr diesen positiven Spirit?

H2O: Wir versuchen, das Positive in unseren Songs auszudrücken. Viele Bands nutzen Musik dazu, um Wut und Ärger zum Ausdruck zu bringen. Das machen wir nicht. Wir wollen die Lösung bzw. den Weg, der von den Problemen wegführt, darstellen. Deshalb entsteht diese positive Energie.

Redaktion: Seht Ihr Eure sozialkritischen Songs als Darlegung Eures politischen Standpunktes oder wollt Ihr darin nur Eure Sicht einer gewissen Situation wiedergeben?

H2O: Ich denke, dass Politik viele Leute verwirren kann. Besonders Kids, die Rockmusik hören. Wir versuchen diese Sachen in Songs wie "Empty Pockets" zum Ausdruck zu bringen.

Das ist ein Singalong-Song; die Leute denken also über die Sache nach, wenn sie diesen Text singen. Das Problem ist eine ganz einfache Sache: Wenn Du Hunger hast, drehst Du irgendwann durch und wirst kriminell. Das hat nicht viel mit der Rasse oder Politk zu tun. Wenn's Dir Scheiße geht...Du weißt ja: Angry People Are Hungry (das meinte Todd ganz ernsthaft, der Tipper)..he..ich mein natürlich Hungry People Are Angry.

Redaktion: Einige H2O-Mitglieder sind straight-edge.

H2O: Ja, Toby lebt straight.

Redaktion: Was hälst Du von den Straight-Edge Kids, die anderen Leuten erzählen wollen, was sie essen oder trinken sollen. Ich denke, dass diese Art der Belehrung nicht viel mit der Idee von Punk oder Hardcore zu tun hat.

H2O: Ich weiß nicht, wo diese Kids herkommen. Man kann niemandem sagen, was er zu tun hat. Das mache ich auch nicht. Diese Leute sollen andere Menschen nicht belehren, denn jeder muß selbst entscheiden können, was er macht und was er sein läßt.

Jugendliche kommen ja gerade zu den Hardcore-Shows, um aus einer Welt auszubrechen, in der sie sich von ihren Eltern oder sonstwem belehrt werden.

Redaktion: Letztes Jahr hab' ich Euch auf der Deconstruction-Tour bei Rock am See gesehen. Da gab's Probleme mit der Security, die sehr aggressiv gegen Leute vorging, die zu Euch auf die Bühne wollten. Habt Ihr, besonders bei großen Shows, oft Probleme mit der Security?

H2O: Also, in den Staaten haben wir oft Probleme mit den Security-Leuten. Aber wir haben auch schon hunderte Gigs gespielt, bei denen wir keine Probleme mit ihnen hatten. Es kommt aber auch oft vor, dass in den Locations Security-Men arbeiten, die Kids in den Würgegriff nehmen oder schlagen. Sie denken dann sogar, dass diese Art korrekt ist, da ihnen niemand gesagt hat, dass diese Handhabung nicht Sinn der Sache ist. Die machen solche Dinge ohne weiteres und meinen das Richtige zu tun. Sie fühlen sich wie Cops, das sollen sie aber nicht, denn jeder hat Rechte, und die Security soll keine Polizei darstellen.

Die Security muß schon anwesend sein, aber man muß sicher gehen, dass sie keine Kids verletzen. Wenn sowas vorkommt, greifen wir natürlich ein. Manchmal hören sie dann auf, weil sie eben nicht wollen, dass die Bands sie ermahnen. Aber viele Bands, besser gesagt große Rock 'n' Roll-Bands, kümmern sich einen Scheiß um solche Angelegenheiten.

Meistens passieren solche Sachen aber bei uns hier auf den großen Gigs.

Redaktion: Was ist eigentlich mit Eurer allerersten Scheibe? Die kann man in Deutschland (fast) nicht mehr kaufen.

H2O: Nicht nur in Deutschland... In Amerika hab' ich diese LP in manchen großen Stores gesehen, aber der Vertrieb ist nicht so gut. Der Kerl, bei dem wir die Sache veröffentlicht haben, ist nicht mehr so sehr im Biz. Er hat die Sachen zwar mal nachgepresst, nachdem die Auflage ausverkauft war, deshalb ist sie in den großen Geschäften schon zu finden. Aber in Europa ist es schwer, dass Ding zu kaufen?

Redaktion: Ja, defintiv...

H2O: Wenn wir das nächste Mal hier rüberkommen, bringen wir einige mit. Das machen wir, wäre 'ne nette Aktion.

Redaktion: Eigentlich sollten ja VISION mit Euch in Europa spielen. Jetzt sind aber F-MINUS dabei. Was ist passiert?

H2O: VISION wollen lieber eine eigene Headliner-Tournee im April machen. Sie bringen im März ihr neues Album auf Epitaph raus und möchten daher lieber kurz nach der Veröffentlichung touren. Aber F-MINUS sind Freunde aus Kalifornien, sie hatten Bock drauf mitzukommen, so hat die Sache gepasst.

Redaktion: Sucht Ihr selbst den Support-Act aus oder übernimmt diese Aufgabe das Label oder die Booking-Agentur?

H2O: Nein, wir suchen uns schon selber die Bands aus. Ich meine, man muß mit ihnen mehrere Wochen abhängen und einen Bus teilen. Das müssen dann schon Leute sein, mit denen man klar kommt.

Redaktion: Letztes Jahr seid Ihr in Deutschland mit den großartigen BEATSTEAKS getourt. Mögt Ihr noch andere deutsche Bands?

H2O: Die BEATSTEAKS mögen wir sehr gerne, sie machen zwar eher Rockmusik, aber sind trotzdem toll. Wir kannten sie vorher überhaupt nicht. Das war nämlich eine der Touren, wo wir praktisch draufgebucht worden sind. Man fragte uns, ob wir die Deconstruction-Tour mitspielen wollen, und wir sagten zu.

Aber da gibt's noch so eine deutsche Punkband, mit denen sind wir in Kanada getourt. ...(überlegen lange...) Ach ja, WIZO hießen die. Die mögen wir sehr gerne, die sind in Kanada auch sehr groß. Und natürlich vor allen Dingen die RYKER'S, das sind unsere Jungs, die mögen wirklich gerne.

Redaktion: Auf Eurer Homepage hab' ich ein paar Fotos gesehen, die Euch zusammen mit ICE-T und EMINEM zeigen. Mögt Ihr HipHop?

H2O: Ja, eigentlich schon. Obwohl ich ICE-T heute nicht mehr so toll finde. Aber EMINEM ist cool. Wir waren letztes Jahr zusammen mit ihnen auf der Warped-Tour.

Redaktion: Es gibt ein neues Homevideo von H2O, das aber leider in Europa nicht veröffentlich wird.

H2O: Ja, Epitaph wollte es nicht in Europa veröffentlichen, da sie meinten, dass hier keine große Nachfrage nach einem H2O-Homevideo bestände. Es ist wirklich cool geworden, man kann neben Liveszenen auch jede Menge Backstage-Aufnahmen sehen, und auch unsere Videos. Vielleicht kommt es hier ja später noch raus. Wir werden auf jeden Fall einige Exemplare mitbringen, wenn wir im August wiederkommen.

Redaktion: Wie sieht's in der Zukunft aus? Was kann man von Euch erwarten?

H2O: Also, momentan schreiben wir hier auf dieser Tour neue Songs, heute Abend gibt's zwei davon zu hören. Ich denk mal, dass wir im September ins Studio gehen und das neue Album dann im Januar 2001 erscheint. Außerdem kommen wir im August nach Europa, um einige Festivals zu spielen. Die Warped-Tour werden wir hier allerdings nicht spielen.

Redaktion: Nochmal zu den neuen Songs, sind die ähnlich wie auf den letzten Alben oder hat sich da groß was geändert?

H2O: Viele Bands, besonders im Punk/HC-Bereich, versuchen immer wieder die gleiche Platte zu machen. Wenn man ein Album kennt, kennt man sozusagen alle. Wir wollen uns aber weiterentwickeln und nicht schon wieder das Selbe wie auf der letzten LP abliefern.

Redaktion: Hoffentlich wird die Sache so gut wie bisher... denn das waren ja alles Knaller-Alben... Ok, vielen Dank fürs Interview.

H2O: Danke Dir, cool das Du ein Interview mit uns gemachst hast.

Eingetragen von ns am 31.01.2000.

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