Pe Schorowsky - Dreck und Seelenbrokat

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Pe Schorowsky - Dreck und Seelenbrokat

Label: Sinfin-Rox
VÖ: 31. August 2012

12.08.2012 - Immerhin sieben Jahre ist es mittlerweile her, dass die Böhsen Onkelz sich endgültig verabschiedet haben. Seitdem haben sich Stephan (alias Der W) und Gonzo (alias Matt Gonzo Roehr) mit ihren Soloscheiben und anschließenden Touren zurückgemeldet, Kevin hat eher negative Schlagzeilen geschrieben und Pe? Eben genau der wirft nun in Form von „Dreck und Seelenbrokat“ sein Solo-Debüt auf den Markt, auf dem er überraschenderweise nicht trommelt, sondern singt. Anfangs selbst nicht so ganz von sich überzeugt (das Album war ursprünglich für 2010/2011 geplant, der Gesang dann aber doch nochmal überarbeitet), hat er sich nun doch dazu durchgerungen und ist laut eigener Aussage zufrieden mit dem Endergebnis. Für den Posten des Drummers zeichnet sich Peter Zettl verantwortlich, der auch schon auf „Schneller, Höher, Weidner“ zu hören war, am Bass ist Tobias Exxel (sonst bei den Metallern von Edguy tätig) und an der Gitarre ist Chris Fuetarra (YEN) zu hören.

Musikalisch beschreibt Pe selbst das Ganze als Straßenpunk und das trifft es schon ganz gut. Und obwohl hinter den Reglern ein gewisser Michael Mainx sitzt, quasi der Haus und Hof Co-Produzent der Onkelz und des W, der dort immer gute Arbeit geleistet hatte, musste ich nach den ersten Tönen von „Nur noch’n Tag“ meine Anlage erst einmal neu justieren. Meine Fresse, da drückt es wie verrückt aus den Boxen und es schrammelt an allen Ecken. Eine druckvolle Produktion ist an sich ja eigentlich etwas Positives, jedoch schießt man hier (wie übrigens auch Matt Gonzo Roehr bei „Blitz und Donner“) wirklich über das Ziel hinaus, erstickt damit teilweise jegliche Dynamik und lässt gerade den Opener extrem hektisch daher kommen. Was soll’s – das wollte man anscheinend so. Ehrlich gesagt fiel es mir anfangs doch sehr schwer, Luft zu holen und den Songs an sich Gehör zu schenken.

Denn die sind an sich gar nicht schlecht geraten. Sowohl textlich als auch musikalisch – ganz der entspannten Art des Pe entsprechend – sind diese zumeist eher fröhlicher und unbekümmerter Natur. Gar nicht mal so weit weg vom W und den Onkelz, jedoch auch aufgrund der Stimme weitaus punkiger. Dass Pe jetzt nicht der geborene Sänger ist, sieht er ja selbst ganz ähnlich, jedoch macht er seinen Job insgesamt recht ordentlich, wenn er auch in den Strophen etwas ins Leiern kommt und zuweilen fast ins Sprechen abdriftet. Dafür punkten die Refrains umso mehr! Beispiel gefällig? „Farben des Ichs“ – absoluter Ohrwurmcharakter. Die Texte variieren hierbei von leichter Kost („Schweinekarre“, „Viel zu schön“, „Nachschlag“, „Nordpol“) bis hin zu philosophischen Ansätzen („Alte Welt“, „Geist“, „Opfer“). Gerade diese beiden Songs haben es mir extrem angetan, musikalisch mit Blues & Rock’n’Roll Charakter ausgestattet, kommen sie entspannt daher und zeigen gerade deswegen echte Wirkung.

Alles in allem bekommt man mit „Dreck und Seelenbrokat“ sicher nicht den Knaller des Jahres 2012 geboten, jedoch ein kurzweiliges Stück Punkrock, das sich sicherlich, einmal an den Sound und die Stimme gewöhnt, einigen von euch da draußen gefallen dürfte. Pe selbst möchte laut eigenen Aussagen mit seinem Album auch einen Teil der alten Onkelz-Fans abholen, die es eher beschwingter und unbeschwerter mögen. Dafür sollte er mit dem Album gute Karten haben. (bp)

Unsere Bewertung:

3 / 5 Punkte

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