Pe Schorowsky

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Pe Schorowsky

Redaktion: Hallo Pe! Nach Deinen ersten beiden doch recht experimentierfreudigen Songs als Solokünstler („Neptun Space Rocket“ & „Telride“) kommst Du nun in Form von „Dreck und Seelenbrokat“ mit einem Album um die Ecke, was einen deutlichen Bezug zum Punkrock hat. Beschreibe uns doch bitte einmal Deinen musikalischen Werdegang der letzten Jahre.

„Neptun Space Rocket“ & „Telride“waren zwei Stücke aus einem Instrumental-Album, dass ich komponiert hatte, so zwischen 2006 und 2008, also nach dem Ende der Onkelz... Ich wollte eine Art Punk-Bigband machen. Ich hatte dann den Kanal voll, weil ich die Software-Instrumente wegen Bugs nicht mehr in den Griff bekam und ich mich an den Liedern satt gehört hatte. Ich hatte dann beschlossen mich wieder in vertraute Gefilde zu begeben: Drums, Gitarren, Gesang. Mir liegen die melodiösen, fliesenden,
Stücke. Ich mag aber auch früh-siebziger Shuffle-Rock und Surfgitarren. Und ich mag es oft schnell und rotzig aber mit Melodie. Mein musikalischer Geschmack hat sich seit vielen Jahren kaum verändert.

Redaktion: Du bist jetzt mittlerweile der dritte Ex-Böhse-Onkel, der sich musikalisch zu Wort meldet. Was denkst Du über die Soloscheiben von Stephan und Gonzo?

Ich finde es gut, dass sie sich ohne Hindernisse verwirklichen können und Spaß dabei haben. Wir haben alle
vier etwas unterschiedliche Geschmäcker, sonst würden sich unsere Alben gleich anhören. Das ist ja normal. Ich respektiere fast jede Art von Arbeit, die voller Leidenschaft steckt.

Redaktion: Gerade Gonzo ist mit seinem aktuellen Output „Blitz und Donner“ ganz bewusst in das Deutschrock Fahrwasser von Frei.Wild & Co. geschippert. Wo fühlst Du Dich am wohlsten?

Ich fühle mich am liebsten frei und brauche eigentlich keine Bezeichnung. Wenn mich etwas einengt, meldet sich mein Fluchtinstinkt.

Redaktion: Zu Deinen Mitstreitern: Wie bist Du auf Tobias Exxel (Bass), Chris Fuetarra (Gitarre) & Peter Zettel (Drums) gekommen? Wie entstand der Kontakt?

Ein guter Bekannter Namens Till Erdenberger hat den Kontakt zu Eggi und mir hergestellt.
Eggi kannte die Onkelz, hörte sich meinen Kram an und mochte es. Chris ist ein Freund von Micha Mainx meinem Produzenten. Und Peter hatte schon für Stephan im gleichen Studio ein paar Stücke eingespielt.

Redaktion: Warum trommelst Du eigentlich nicht selbst auf dem Album?

Bei mir hätte es zwei Wochen gedauert. Die hatte ich nicht zur Verfügung. Peter ist Studiomusiker und hat es in 3,5 Tagen gemacht.

Redaktion: Anfang 2010 hast Du auf Deiner Homepage bereits von Aufnahmeprozessen gesprochen. Warum diese lange Verzögerung?

Das Studio inklusive Produzent war ständig belegt.

Redaktion: Wer war denn eigentlich dieser ominöse Sänger, der dann doch keine Zeit hatte, das Album einzusingen?

Ich möchte ihn da raushalten. Er kann sehr gut singen. Er ist nicht bekannt.
Meine Texte hätten eigentlich auch nicht zu ihm gepasst.

Redaktion: Wie kam es zustande, dass „Schweinekarre“ vorab auf dem „New German Rock“ Sampler gelandet ist?

Micha hatte „Eisenherz“, eine Mittelalter Rock-Band die er produziert, dort untergebracht. Wir hielten es für eine gute Idee mit „Schweinekarre“ viele Leute zu erreichen und vorab eine Geschmacksrichtung, eine Duftnote zu hinterlassen.

Redaktion: Ist eine Tour geplant?

Nein, 12 Songs sind mir zu wenig und als Vorband legt man nur drauf und zwar nicht wenig.

Redaktion: Du lebst mittlerweile ja in der Schweiz und hattest zuvor Wohnsitze auf Ibiza und in Irland. Was sind so Deine Erfahrung mit den Menschen und den jeweiligen Ländern an sich? Hast Du irgendwelche Inspirationen/Erkenntnisse dazugewonnen?

Sich stets am gleichen Ort zu befinden, stets in der gleichen Umgebung, das bringt einem nicht weiter und öffnet nicht den Sinn für das Übergeordnete. Man realisiert im Ausland, dass die Menschen dort nicht besser und nicht schlechter sind als hierzulande. Patriotismus bringt zwar das beliebte „Wir“-Gefühl, denn der Mensch ist ein Rudeltier aber es ist wichtig zu erkennen, dass alle Menschen dieses „Wir“ sind.

Redaktion: Wie bringt man – auch im Falle einer Tour – die Familie und die Musik (die ja ausschließlich in Deutschland stattfindet) unter einen Hut?

Ich war schon sieben Jahre nicht mehr auf Tour aber das waren immer nur fünf Wochen im Jahr.

Redaktion: Was hörst Du denn privat so für Musik? Nenne uns doch mal ein paar Künstler, die Dich momentan so begeistern.

Bad Religion habe ich wieder entdeckt. Ich war ein grosser Fan von „against the grain“ Danach gefiel mir nur noch „Generator“ und danach nichts mehr. Ich dachte sie hätten sich aufgelöst. Beim kürzlichen Stöbern bei i-Tunes fand ich eine Hand voll neuerer geiler Songs von ihnen. The Real McKenzies, Offspring, Green Day, Hives ich mache mir nicht viel Mühe, nach neuen Bands zu suchen. Es gibt zu viel was mir nicht gefällt.

Redaktion: Was gab es Denn eigentlich für Resonanzen zu Deinem damaligen Buch „Sophisticated: Aliens, Fliegenschiss & Mamas BH“? Kommt da vielleicht noch mal was?

Nein, vorerst schreibe ich nichts mehr. Das Buch war seelischer Ballast, den ich loswerden musste. Gesammelte Erfahrungen und Gefühle. Ich verwurstele das lieber jetzt in Texten.

Redaktion: Uns erreichten einige Fanfragen, von denen wir hier drei stellen möchten:
Zum Thema Kevin Russell: Kannst Du Aktuelles bezüglich seiner Therapie und seines Zustands verraten? Wie verlief der, seiner Zeit durch Fotos dokumentierte, Besuch?


Es ist unglaublich, dass er es geschafft hat wieder normal zu werden. Er war wirklich schon halb verrückt. Er liebt jetzt das Leben und hat schon mehrfach betont, Blut am wahren Leben, geleckt zu haben. Es ist ein kleines Wunder. Er sprühte vor Lebenshunger und gab bei seinen Erzählungen viel positiver Energie ab.

Redaktion: Zum Thema Onkelz: In der Leipziger Zeitung hast du ein viel diskutiertes Interview zum Thema Comeback gegeben. Du könntest Dir also ein Comeback mit den Onkelz (bzw. eine Zusammenarbeit mit einem der ehemaligen Bandkollegen) vorstellen? Gäbe es bestimmte Bedingungen? Was ergaben die Gespräche mit Stephan? Oder habt ihr euch gar schon an die Instrumente gesetzt?

Das Wort „Comeback“ als Überschrift für dieses Interview zu nehmen war unzutreffend. Die Zeitung schrieb, dass ich mich mit Stephan unterhalten hätte.
Es war aber Kevin und ich war nicht dabei. Aus zweiter Hand erfuhr ich nur, dass Kevin etwas von Lausitz II sprach, das wohl nur im Überschwang aus ihm geplatzt, und als Joke zu interpretieren war. Deshalb hab ich auch nur von einer positiven Tendenz gesprochen, die ich aber auch nicht mehr bestätigen kann. Somit ist alles wie vorher. Also kein Comeback. Das sollen andere verkünden.

Redaktion: Zu Deiner Person: Wird das Album ein einmaliges Ding bleiben oder kommt da noch mehr?

Ich möchte gleich noch eins machen. Die Songs schweben schon grob in meinem Kopf.

Redaktion: Zum Abschluss: Was bedeutet eigentlich Sinfin Rox?

Sinfin = ohne Ende. Rox = Auf- und –Ab-Bewegungen bzw Wellen und gleichzeitig auch Rock im Plural.

Redaktion: Besten Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast & viel Erfolg mit „Dreck & Seelenbrokat“!

Gerne und vielen Dank für Euer Interesse!

Eingetragen von bp am 17.08.2012.

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