Bad Time Stories - The Demo(n) Inside

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Bad Time Stories - The Demo(n) Inside

Label: Eigenproduktion
VÖ: 19. November 2010

14.12.2010 - Ich muss ja zugeben, dass ich mich schon ein wenig drauf gefreut habe: Die erste EP von den Bad Time Stories. Die paar wenigen Online-Schnipsel waren einfach zu wenig und haben meine Vorfreude gesteigert. Und da ich die Vorgänger-Band Fallen Values das ein oder andere Mal hören durfte war ich natürlich gespannt was mit der neuen, ersten Veröffentlichung passiert. „The Demo(n) Inside“ heißt das gute Stück und umfasst erste neun Songs der Chemnitzer Gothic-Rocker.

Zuerst muss ich sagen, dass ich es doch schon sehr erfreulich finde, dass Sänger Benjamin Probst (Muzl) die Position des Leadsängers übernommen hat, denn gerade den Gesang hat er seit dem Abschlusskonzert seiner alten Band, im Mai 2007, doch stark verbessert.

Doch fangen wir mal ganze vorne beim ersten Lied an: „Love in Vain“ heißt es und beginnt doch schon ziemlich punkig. Die Gitarre schrammelt, der düstere Gesang des Sängers setzt ein. Klingt nach nem guten Auftakt für eine Demo-EP. Doch direkt im Refrain wird man überrascht. Eine wunderschöne Zweistimmigkeit zwischen Sänger Muzl und Schlagzeugerin Chrissy macht sofort Laune. Und sofort macht die nächste Gitarren-Bridge gleich doppelt so viel Spaß wie die erste. Und auf einmal ist man Mittendrin. Wie schnell das manchmal geht.

Direkt darauf folgt „Dreaming“, ein Song der anfangs schon recht metallisch klingt. Live kann dazu sicher ein ganzschöner Pogo losgehen. Ich kann ganz ehrlich sagen, dass dieses Stück keines ist zu dem ich irgendwie eine enge Bindung aufbauen kann, jedoch, dass der Song einfach irgendwie Spaß macht. Da hat die Band einfach schöne Momente zusammen gebaut die einfach Lust machen den Song, direkt nach dem ersten Mal hören, spontan nochmal von vorn zu hören. Gerade der Tonart-Wechsel im letzten Refrain, der beim ersten Mal einfach nur schräg klingt, kommt beim zweiten und dritten Mal hören irgendwie immer besser.

Es folgt "Together Forever Alone“, einer jener Titel die bereits Online Hörbar waren. Dazu kann ich gleich sagen, dass es eine gute Wahl war das Publikum mit dem Song anzufüttern. Wunderbar düster, eine satte Gitarre dazu und ein herrlich trauriger Text. Spätestens an diesem Punkt macht das Album richtig Spaß, waren die ersten zwei Stücke zwar in Ordnung, doch trifft man hier auf den ersten wirklichen Kracher.

"Wenn kein Gefühl mehr“ heißt Titel Nummer 4 und ist die erste Überraschung, nicht nur weil es der einzige deutschsprachige Text auf der Platte ist. Eine wunderbare Ballade voller Melancholie und dem Gefühl, von der Welt nicht verstanden zu sein. Das Saxophon-Spiel vom Bassisten Nils war mir Anfangs ein wenig zu simpel, doch irgendwie habe ich, nach mehrmaligem Hören, das Gefühl das es genau so und nicht anders sein soll. Jedoch würde ich mich freuen wenn dieses Instrument auch in anderen Liedern Platz findet. Könnte es mir auch gut in einem der rockigeren Stücke vorstellen. Genial wäre es natürlich wenn die Gitarre dabei schwiege und ein satter Flügel die Melodie spielen würde. Aber auch so einfach nur schön das Lied.

Kommen wir nun zu meinem persönlichen Highlight der Platte. Angefixt durch das Web-Snippet war ich natürlich gespannt auf „Hypnotikum“. Wie mir Sänger Muzl verriet ist dies auch sein Favorit der Platte. Ein Lied bei dem man das Gefühl hat ein Gewitter zu erleben, worauf die Band vermutlich auch ein wenig gebaut hat. Leise Gitarrenklänge leiten einen in das Intro, dass von Regengeräuschen und Donner unterstützt wird, um vermutlich genau DAS Gefühl hervorzurufen. In der ersten Strophe baut sich die Stimmung langsam auf. Aber bis dahin erkennt man keinen großen Unterschied zu den ersten beiden zu den ersten beiden Stücken der CD fest. Doch sobald Sänger Muzl dann, nach ca 2,5 Minuten, sein ganzes Stimmvolumen auspackt gibt es eigentlich kein Halten mehr. Der Sturm ist im vollen Gange. Im Vergleich zu anderen Bands der Szene, nimmt das Inferno kein Ende. Bis zur letzten Sekunde des Liedes gibt's voll auf die Ohren, was in einem wirklich krachigem-finalen Gitarrensolo endet.

Und schon wird man sofort wieder runtergeholt, denn der nächste Song ist meiner Meinung komplett falsch positioniert. „Bad Time Stories“ ist ein Stück, das an sich wirklich gut ist. Aber gerade nach dieser Ausrast-Nummer fällt man bei der Platte irgendwie in ein Loch und kann diesen Titel irgendwie nur halb genießen. Würde aber hervorragend als Opener der Platte passen, um den Stimmungsbogen irgendwie aufrecht zu halten. War gerade dieser echt gelungen. Ein wenig hat man Gefühl, dass die Scheibe hier auch einfach zu Ende sein könnte.

Doch es geht weiter! „A Hearts Burnout“ und „Lost in Paradise” holen einen dann wieder zurück. Beide Stücke klingen aber leider a)sehr ähnlich und b)sind sie leider nicht die Kracher, die die erste Hälfte des Debuts verspricht. Sind zwar beide schönb rockig aber da geht einfach mehr, wie einige Stücke schon prophezeit haben.

Es lohnt sich dennoch, die Platte bis zum Ende durchzuhören. Der letzte Track „Last Goodbye“, dem Sängerin Chrissy abermals ihre süße Stimme leiht, reißt nochmal alles raus. Fast schon eine klassische Gothic-Ballade, die durch wirklich guten Sound überzeugt. Klingt wie das Ende eines Konzerts, bei dem es die Band nochmal wissen will und einfach Alles gibt. Auf jeden Fall eines der besten Stücke!

Im Fazit bleibt nur festzustellen, dass die Band über den Demo-Status hinaus muss. Der Gesang verschwimmt mir einfach teilweise zu sehr und auch das Schlagzeug klingt mir nicht immer knackig genug. Das muss einfach alles ein wenig besser produziert werden. Aber ich bin mir sicher, dass die 3 noch nen verdammt guten Weg vor sich haben. Textlich und musikalisch gefällt mir das schwarze Teil einfach sehr gut und haut für den ersten Versuch schon mal ziemlich gut rein. Man könnte sagen „Im Zweifel für den Angeklagten“ aber ich gebe der Scheibe eine gute 4/5. (dib)

Unsere Bewertung:

4 / 5 Punkte

4 / 5 Punkte

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