With Full Force 2014 - 04.07.2014 bis 06.07.2014 - Roitzschjora, Flugplatz

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With Full Force 2014 - 04.07.2014 bis 06.07.2014 - Roitzschjora, Flugplatz

25.07.2014 - Was für ein „Overkill“! Mikkey bringt die Drums noch mal zum Scheppern, Wizzö schmettert noch ein paar Riffs, bevor Lemmy das letzte Mal ins Mikro grunzt. Die Jungs von Motörhead wussten, wie man das With Full Force 2014 würdevoll zu seinem Ende bringt. Doch fangen wir von vorn an! (An dieser Stelle empfiehlt es sich parallel die Bilder durchzublättern)

Tag 1 - http://www.punkrocknews.de/fotos/74/with-full-force-tag-1-volbeat-hatebreed-callejon-skindred-kataklysm-04-07-2014-roitzschjora-flugplatz/

Am ersten Juli-Wochenende rief Deutschlands härtesteter Acker zum 21. Mal zum Tanz. So blieb der Redaktion von Punkrocknews.de nichts anderes übrig als diesem Aufruf zu folgen. In der staubigen Mittagshitze, des wohl wärmsten Wochenende des Jahres, erreichten wir das Festivalgelände in Roitzschjora. Schon von weitem war die Mainstage zu sehen, der große Stahlkoloss, so wuchs die Vorfreude, auf das was uns da erwartet.

Angekommen auf dem Campingplatz war bereits eine gigantische Stimmung zu verbuchen. Wir besuchen ja sehr viele Festivals, aber das WFF birgt eine ganz ganz eigene Magie. An dieser Stelle wollen wir der Szene nicht zu sehr in den Hintern kriechen, aber man merkt schnell, dass man unter den richtigen Leuten ist. Nun schnell das Auto geparkt, das Zelt aufgebaut, die Steaks weggegrillt, die ersten Dosenbier geleert und schon konnte das Fest starten. Es könnte einen schlechteren Auftakt geben, denn für uns ging es los mit Kataklysm. Spielfreude war den Herren um Maurizio Iacono anzumerken. Eben dieser junge Mann mit der tiefen Stimme heizte den glühenden Nachmittag buchstäblich ein, bevor Skindred ihr Set starteten.

Nicht einfach war es für die Newporter, die einen satten Zeitdruck im Nacken ertragen mussten, schließlich sollte, mit dem Ende des Gigs, das WM-Viertelfinale Deutschland gegen Frankreich übertragen werden. Es sei vorweggenommen, dass Skindred nicht pünktlich fertig wurden. Sänger Benji Webbe war gewohnt souverän und stachelig, richteten sich seine schimpfortgeladenen Ansagen dieses Mal nicht nur an das Publikum, sondern auch gegen die VIPs auf der Empore der Bühne. „What the fuck is your Problem? These Motherfuckers! Are you better than us? I wanna see all you Motherfuckers do the Harlem Shake“ hieß es, bevor die versammelte Mannschaft schließlich gemeinsam tanzte.

Nun war das Festival quasi im Gange, doch die Musik musste kurz pausieren, es gab da schließlich einen Weg in Richtung Weltmeisterschaft. In einem relativ unspektakulären Spiel gegen Frankreich köpft Hummels die Deutschen eine Runde weiter und das Festivalvolk ist überglücklich. Also zurück zur Livemusik!

Etwas Deutschsprachiges passte da doch sehr gut und so betraten Callejon die Bühne. Dass die Jungs gerade auf Festivals gerne Best-Of-Shows raushauen ist ja bekannt, so gab es von Basti Sobtzick und Co. alles zwischen „Sommer, Liebe, Kokain“, „Schwule Mädchen“ und „Porn from Spain 2“. Das Publikum dankte es ihnen lautstark, bevor es mit Hatebreed noch etwas lauter werden sollte. Diese beschränkten sich auf ihre Stärken und gaben ebenfalls einen Querschnitt durch die Bandhistorie zum Besten, die in „Destroy Everything gipfelte“.

Nach einiger Umbauzeit sollte dann endlich der erste Headliner die Bühne entern. Man mag es kaum glauben, aber es kommt auf Festivals glatt vor, dass zu früh anfangen, so mussten wir uns sputen pünktlich zu sein, um den Auftakt von Volbeat zu bestaunen. Wer die Dänen kennt, weiß, dass sie auf der Bühne keine lange Eingewöhnungszeit brauchen. Mit „Doc Holliday“ ging das Rock'n'Roll-Brett sofort bis in die letzte Reihe, direkt gefolgt von „Halleluja Goat“. Es folgte auch hier eine ausgewogene Mischung aus Alt und Neu, so gab es eine bunte Mischung aus 13 Jahren Bandgeschichte. Nach diversen Backdropwechseln, gab es in der Zugabe ein fulminantes Finale und die Fans wurden in die Nacht entlassen.

Wer noch nicht genug hatte fand den Weg zur Knüppelnacht, in der noch Nile, Carach Angren, Der Weg einer Freiheit, Frand Supreme Blood Court und Shining warteten. Wir zogen es zunächst vor uns in unseren Pavillon zurückzuziehen und das erlebte zu verarbeiten. Kurzfazit: Ein sehr intensiver Auftakt! Ob die beiden Folgetage da mithalten können?! Ob wir da mithalten können?!

Tag 2 - http://www.punkrocknews.de/fotos/75/with-full-force-tag-2-rob-zombie-amon-amarth-ignite-emil-bulls-walls-of-jericho-rogers-05-07-2014-roitzschjora-flugplatz/

Die glühende Sonne sorgte dafür, dass es kaum einem vergönnt war, es wirklich lang in seinem Zelt auszuhalten. Eine grimmige Horrorgestalt mit einem 5-Liter-Fass Veltins begrüßt mich als ich aus dem Zelt steige. Ja, der Kollege lässt sich immer wieder etwas einfallen um mich zu überraschen. Nach einer „kurzen“ Wachwerdphase ging es dann für uns zu den Rogers, die als zweite Band im Hardbowl spielten. Die Jungs aus Düsseldorf haben schon mal mächtig Lärm gemacht und feierten was das Zeug hielt.

Das erste richtige Highlight des Tages folgte etwas später mit Walls of Jericho, da wurden manche Männerherzen weich. Von der ersten Sekunde an legten Candace und ihr Mannen los, als gäbe es kein Morgen, bevor sich bereits das nächste Highlight anbahnte. Es folgten Ignite aus dem wunderschönen Orange County. Sänger Zoli legte sofort stimmgewaltig los und zog uns und den Rest des Publikums sofort in seinen Bann. Wer diese Band bereits erlebt hat, wird wissen was da live passiert. 45 Minuten voller Hardcore und Punk brachten Roitzschjora zum glühen.

Bevor die Sonne hinter der Mainstage verschwinden sollte fehlte noch einer – Rob Zombie. Viele Jahre waren Shows von in Deutschland rar gesät, bis er seit 2011 wieder vermehrt wieder mehr Konzerte und Festivals in der Republik gespielt hat. Ex-Manson-Gitarrist John 5 verstärkte das Team und so gab es 22.35 Uhr eine wirklich beeindruckende Show. Mit „Teenage Nosferatu Party“ und „Superbeast“ hatte er die Menge sofort im Griff. Lässig hüpfte er über die Bühne zu „House of thousend Corpses“, dem Titelsong zu seinem Film „Haus der 1000 Leichen“, bis es mit „Thunderkiss“ und „Dragula“ zum großen Finale kam. Wer meint, dass Zombie in die Jahre gekommen sei, sollte unbedingt bei einer seiner Shows dabei sein. Die Bühnenperformance die Band und Crew zusammen abfeiern ist wahrlich nicht von schlechten Eltern.

Tag 3 - http://www.punkrocknews.de/fotos/76/with-full-force-tag-3-motoerhead-bring-me-the-horizon-behemoth-sepultura-madball-death-before-dishnonor-06-07-2014-roitzschjora-flugplatz/

Der dritte Festivaltag begann ohne Monster vor dem Zelt, die Sonne brutzelte aber wenigstens genauso stark wie an den beiden ersten Tagen – Ja das Wetter hat es sehr gut mit dem WFF 14 gemeint. Die Festivalbesucher störte das nicht, so konnte man schon zur frühsten Mittagsstunde ein reges Treiben verfolgen.

Den Startschuss für den finalen Festivaltag machten für uns die US-Hardcorer von Death before Dishonor. Die Jungs passen eigentlich überall hin. Man muss sagen, dass da noch viel Luft zu den höheren Slots ist, aber ein guter Auftakt, bevor es für uns mit Madball gleich noch eine Schippe drauf gab. Mit brandneuem Album „Hardcore Lives“ im Gepäck gaben die Jungs um Freddy Cricien sofort die Gangart vor und die hieß Bewegung. Der Frontmann auf der Bühne machte es vor und machte auf der Bühne Kilometer wie am Freitag noch die Nationalmannschaft.

Wem das noch zu New-School war, der sollte spätestens bei der Folgeband auf seine Kosten kommen. Sepultura gaben sich die Ehre und zeigten den relativ jungen Festivalbesuchern wo der Frosch die Locken hat. Dabei gab es natürlich kein reines Oldschool-Set auf die Ohren, ferner eine bunte Mischung aus 30 (!) Jahren Bandhistorie. Der musikalischen Leistung war dieses Jubiläum nicht anzumerken, einzig der Optik der Bandmitglieder, stand vor einem ein mittlerweile leicht ergrauter Derrick Green mit Kurzhaarschnitt. Egal, es ging nach wie vor stark nach vorn!

Die Herren von Behemoth hielten sich dagegen sichtlich stoischer im Auftakt. Bei brütender Abendhitze betraten sie in düsteren Gewändern zum imposanten „Rome 64“-Intro die Bühne. Sofort nahm das geschwärzte Geknüppel zu Songs wie „Conquer All“, „At The Left Hand Of God“ und „Slaves Shall Serve“ seinen Lauf. Für ihr Anfang 2014 erschienenes Album „The Satanist“ gab es die feinen, eher ruhigeren und nicht Death Metal-lastigen Stücke „Blow Your Trumpets Gabriel“ und „Ora Pro Nobis Lucifer“.

Ein kleines Kontrastprogramm folgte in Form von Bring Me The Horizon, was leicht an den ersten Besucherreihen zu registrieren war. Der Frauenanteil stieg und das Publikum verjüngte sich zunehmend. Als Sänger Oliver Sykes zu „Shado Moses“ die Bühne betritt, ist die Masse kaum noch zu halten. In der ersten Reihe des Publikums war eine junge Dame zu sehen, die innerhalb von Sekunden den Kampf gegen die Tränen verloren hat. Die Metalcorer gaben alles und setzten viel auf Fanbeteiligung, die stark vom weiblichen Publikum dominiert wurde. Wenn das die Boygroups von heute sind, könnte die Entwicklung deutlich schlimmer sein.

Und schnell sollte wieder eine andere Gangart eingeschlagen werden, denn es folgte der finale Headliner des Festivals: MOT-RHEAD. „We are Motörhead, we play Rock'n'Roll“ hallte es, hieß es als es mit „Damage Case“ losging. Campbell sorgte für die Stimmung, wärend Kilmister in seinem Bewegungsradius sehr eingegrenzt ist. Dennoch gab der Brite für seine fast 70 Jahre eine gut Figur ab – Alkohol konserviert wohl wirklich. Hits folgten Stück an Stück, so gab es relative alte Songs wie „Stay Clean“ (1979) gepaart mit neueren Werken wie „Lost Woman Blues“ (2013), bevor man mit „Ace Of Spades“ auf das absolute Highlight zusteuerte. Mikkey bringt die Drums noch mal zum Scheppern, Wizzö schmettert noch ein paar Riffs, bevor Lemmy das letzte Mal ins Mikro grunzt. Die Jungs von Motörhead wussten, wie man das With Full Force 2014 würdevoll zu seinem Ende bringt.

Zum schönsten Sonnenuntergang des Jahres suchten die Leute den Weg zurück zu ihren Zelten oder den Heimweg. Würdiger könnte dieses Festival kaum zu Ende gehen. Wir hatten sehr viel Spaß und bedanken uns bei den Veranstaltern und Zuschauern für ein sehr gelungenes Erlebnis. Wir freuen uns aufs nächste Jahr! (dib)