Wave Gotik Treffen 2012 - 25.05.2012 bis 28.05.2012 - Leipzig

Zurück zur Übersicht | Archiv Mai 2012 | Archiv 2012

Wave Gotik Treffen 2012 - 25.05.2012 bis 28.05.2012 - Leipzig

03.07.2012 - Für mich, der bisher auf Navigationssystem und Smartphone verzichtet hat, war die Anreise und die folgenden Locationwechsel unglaublich kompliziert. Wenn man, wie ich, den Routenplaner als Ausdruck nutzt, ist man schlichtweg aufgeschmissen. Grund: gefühlte 100 Baustellen machen einem das Autofahren madig. Folge: Ein Stadtplan muss her. Einige Versuche (Tankstelle, etc.) scheiterten doch ziemlich rasch, doch ein charmanter Buchladen brachte die Erlösung. Und schon ist die weitere Reise sichtlich erleichtert. Nichts desto trotz zog ich es vor auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen. Ist ja auch besser für die Umwelt. Da drängt sich der Gedanke auf, dass die Baustellen kein Zufall waren, sondern ein Versuch den CO2-Ausstoß in dieser Welt auf eine ganz perfide Art ein zu dämmen. Kleiner Spaß am Rande. Leider ging mit dem Wechsel des Transportmittels zunächst ein wenig die Flexibilität flöten. Doch schnell lernte ich das Leipziger Fahrbannetz und die eingesetzten Sonderbahnen zu schätzen, um meinen Weg von A nach B (später dann nach C, zurück zu A, dann nach B und letztendlich…..) zu bestreiten. Zwar waren die Bahnen immer überfüllt (!) aber der Stimmung gab es dennoch keinen Abriss – Von wegen Gruftis lachen nicht (Ab jetzt sollte man sich die Fotos parallel dazu ansehen).

Natürlich freute ich mich darauf an diesem Tag dann endlich Musik zu hören. Mein Opener waren die sympathischen Niederländer von Clan of Xymox, die (wie eigentlich immer) eine super Show gaben. Auch wenn ich mich nicht wirklich als Fan bezeichnen kann, überzeugen die Jungs und Mädels um Rony Moorings doch immer wieder. Da hat sich der ganze Stress doch schon mal gelohnt! ;) Ein kleiner lustiger Randgedanke: Im Normalfall sind ja Securitys mit fetten schwarzen Westen ausgestattet, nicht so auf dem WGT. Um sich von der dunklen Masse abzuheben musste da natürlich ein freundliches Weiß-Grau her.

Da die Venues, bei einem Festival, das sich über die ganze Stadt erstreckt, weit verteilt waren schaffte man es natürlich nicht alle Bands zu sehen. So musste wohl überlegt werden, für welche Band man sich auf den Weg macht. Für den ersten Abend fiel dann meine Wahl auf Lacuna Coil aus Italien, die in diesem Jahr ihren neusten Langspieler „Dark Adrenaline“ veröffentlichten, in den Kohlrabizirkus. Vorher spielten Blazing Eternety, die schon gut anheizten. Beim Mainact wurden zwar beim Soundcheck die Instrumente ausgiebig getestet, als jedoch die Mailänder die Bühne stürmten hörte man leider vom Gesang zunächst nichts (ich frage mich oft bei Konzerten wie sowas immer wieder passieren kann). Dieses Problem wurde dann jedoch behoben und schnell stand der Party nichts mehr im Weg, da man sich auch nicht nur auf die aktuelle Veröffentlichung verließ, sondern auch viel altes Zeug im Gepäck hatte und den Eröffnungstag erfolgreich beendete.

Der zweite Tag sollte mit einem ausgiebigen Besuch auf dem heidnischen Dorf starten, welches nicht nur WGT-Besucher anzog. Sofort war man umzingelt von tanzenden Menschen, egal welche Künstler zu dem Zeitpunkt auf der Bühne standen. Doch schnell ging es weiter auf Konzertreise. Ein kleiner Abstecher zu Grendel in der Agra war an diesem Tag der Auftakt der musikalischen Untermalung. Die Halle war abermals bis zum Rand gefüllt und zu lauter Stampfmusik tanzte das Publikum. Da sollte man sich auch gerne mal eine volle Show anschauen.

Schnell sollte es weiter gehen in die Parkbühne zu Dope Stars Inc., die mit einigen Klassikern, wie „Make a Star“ eröffneten. Rasch wollten die Charmanten Italiener auf ihr aktuelles Album aufmerksam machen, welches legal als kostenloser Download, auf der Band-Homepage zur Verfügung steht. Sänger Victor Love rief zwischenzeitlich dazu auf sich das Album herunterzuladen, es seinen Freunden zu brennen und dabei Spaß zu haben – Sowas macht nicht jede Band in diesem Größenmaß. Eine sehr gute Show!
Im Anschluss folgten die Dreadful Shadows, die mich sehr überraschten. Nachdem die Band viele Jahre nicht auf dem WGT spielte, da sie zwischenzeitlich getrennt ware, wurde ihre Rückkehr vom Publikum lautstark bejubelt. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass auf viele Balladen verzichtet wurde und besonders auf die tanzbaren Klassiker gesetzt wurde. Nach Ende der Livemusik kam man übrigens immer noch auf seine Kosten. Ob Absinth-Bar oder ein Besuch im berühmten Dark-Flower, man musste nach 24 Uhr noch nicht ins Bett.
Der dritte Tag begann für mich mit einem Besuch im Cinestar, in dem nicht nur am ganzen Wochenende dunkle Kultfilme ausgestrahlt wurden, sondern auch der ein oder andere namenhafte Szene-Schriftsteller für eine Lesung zur Verfügung stand. In diesem Fall war es Thomas Sabottka, mit seinem seinem schwarzem (!) Humor, unterstützt von der Band Meystersinger, die nicht nur Musikalisches zum Besten gaben, sondern auch ihrerseits Textwerke vorgetragen haben. Beides kann ich übrigens nur empfehlen.

Der darauf folgende Weg durch die Leipziger Innenstadt war dann sehr skurril. An jeder Ecke gab es Menschentrauben, die sich um die Festivalbesucher scharrten, um ein Gruppenfoto zu schießen. So ein bisschen kam das Gefühl auf, dass es eine Tourismuskultur gibt die genau aus diesem Grund zu Pfingsten nach Leipzig reist. Sehr charmant war es auch immer wieder sich mit den Festivalbesuchern zu unterhalten, denn egal ob man im normalen Leben Anwalt, Bauarbeiter, jung oder alt ist, an diesem Wochenende wollen alle zusammen feiern. Dabei war wie üblich auch viel internationales Publikum unterwegs.

Nach einem ausgiebigen Spaziergang entlang der Agra, und dem dazu gehörigen Rahmenprogramm, rockten Melotron den Kohlrabizirkus. Die oft als „Szeneschlagerband“ verschriene Band, spielte ein unglaublich gutes Set aus 17 Jahren Bandgeschichte, wobei viel auf Klassiker wie „Kindertraum“ und „Halt mich fest“ gesetzt wurde. Den darauf folgenden Spaziergang zum Völkerschlachtdenkmal hab ich mir deutlich kürzer vorgestellt, was sollte mir, als Fußgänger, schon dazwischen kommen? Richtig, eine Baustelle.
Pünktlich war ich jedoch beim ersten Auftritt der Band Die Kammer, die erst kürzlich, aus dem ehemaligen Chamber-Sänger Marcus Testory und dem ehemaligen ASP-Gitarristen Matthias Ambré, gegründet wurde. Viele Vorschusslorbeeren wurden verteilt, trug doch fast jeder vierte ein T-Shirt der Band, von der man noch nie einen Song gehört hat. Das räumte auch Sänger Marcus schnell ein und bedankte sich für das zahlreiche Publikum. Mit vielen Gastmusikern, wie Benni Cellini (Letzte Instanz) und Oliver „Himmi“ Himminghoffen ((mittlerweile ehemals) ASP) wurde die insgesamt siebenköpfige Band besetzt. Wie der Name bereits verriet war die Band eher ein Nachfolger von Chamber, als eine Alternative zu ASP, was jedoch eine sehr gute Mischung ergab. Sehr gut durchkomponierte Stücke mit einer herrlich rauen Stimme.

Ein letzter Blick auf das Völkerschlachtdenkmal bedeutete für mich dann leider schon das Ende dieses Wochenenes. Obwohl dieses Jahr auf die wirklich großen Szene-Namen verzichtet wurde, kamen trotzdem ca. 20000 Besucher nach Leipzig. Die Veranstalter stimmte dieses sehr glücklich, wolle man doch alle Facetten der Szene zeigen und den Besuchern die Möglichkeit geben, Neues kennenzulernen, so Pressesprecher Cornelius Brach. Die Vorbereitungen für das kommende Jahr laufen bereits und wir sind sehr gespannt. Von uns HUT AB zu diesem gelungenem Festival! (dib)