AFI
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Redaktion: Euer letzter Release, die ALL HALLOW'S EP, hat sehr viel mit Halloween zu tun. Was bedeutet dir dieser Tag? In Deutschland haben wir so etwas nicht.
Davey: Wirklich? Habt ihr etwas ähnliches?
Redaktion: Bei uns gibt es einen Tag später einen kirchlichen Feiertag, der den Toten gewidmet ist und an dem man auf Friedhöfe geht.
Davey: In Mexiko gibt es auch diesen Feiertag, den Tag der Toten... Ja, und hier haben wir Halloween, was mein Lieblingsfeiertag ist. Ich mag ihn aus vielen Gründen. Ich denke, es ist eine Nacht, in der sich die Leute so ausdrücken, wie sie es schon immer wollten. Ich mag all die Vorstellungen, die mit Halloween verbunden sind, die Kürbisse, die Geister und Monster: Ich denke, es ist ein Tag, an dem sich die Quelle zwischen dieser und der spirituellen Welt öffnet und... viele faszinierende Dinge können sich da ereignen. Ich geniesse das alles.
Redaktion: Kann ich mir vorstellen, ich glaub , ich muss das alles mal selber sehen...
Davey: Ja, Halloween ist ein sehr guter Zeitpunkt, um nach Amerika zu kommen.
Redaktion: Euer letztes Album BLACK SAILS IN THE SUNSET ist Teil einer Entwicklung, die eure Gedanken zum Zeitpunkt der Aufnahmen zeigen...
Davey: Ja...
Redaktion: ...ich denke, diese Weiterentwicklung ist ein natürlicher Prozess. Wie würdest du es beschreiben?
Davey: Ich denke, wie du es sagst, das es eine Entwicklung über die Jahre hinweg war. Wir hatten verschiedene Leute in der Band...Zum grössten Teil haben wir angefangen zu spielen, was uns gefällt, zu schreiben was wir wollen und von dem wir denken, dass es gut klingt. Es hat sich dann weiterentwickelt, und jetzt klingen wir ganz anders als auf unserem ersten Album.
Ich persönlich denke, die Songs sind abgeschlossener, sie haben mehr Tiefe, von der Musik her und von den Texten, als sie es früher hatten. Ich bin am glücklichsten mit den neuen Sachen, mit der ALL HALLOWS EP.
Redaktion: Ich glaube, sie haben sich über Punk hinausentwickelt, ähnlich einem Erwachsenwerden.
Davey: Ja, das stimmt. Wir kommen aus dem Punkrock und Hardcore... aber das Zeug ist was wir sind und wie wir denken...
Redaktion: War das Schreiben der neuen Lieder anders als früher?
Davey: Es war ziemlich ähnlich, ausser, dass Jade dabei war, das war etwas anders. Ich hab mit ihm an der Musik gearbeitet. Jade und ich gingen gemeinsam zur High School...Jade, Adam, und ich... wir kennen uns seit Jahren, er ist vertraut mit AFI, er war bei unserer ersten Show, er mag AFI. Die Zusammenarbeit war sehr angenehm, ich bewundere ihn als Songwriter und wollte schon immer mit ihm zusammenarbeiten. Es war eine grossartige Erfahrung...Jade und ich sassen beisammen und haben die Songs begonnen, und dann haben wir uns zusammengesetzt und die Songs ausgearbeitet.
Redaktion: Entstehen so bei euch die Songs?
Davey: Ja, für gewöhnlich sitzen Jade und ich in seinem oder meinem Zimmer mit einer Gitarre und einem Kassettenrecorder und probieren Sachen aus...und später fügt jeder sein Zeug hinzu.
Redaktion: Deine Texte unterscheiden sich von den meisten Punkbands durch ihre Tiefe. Bearbeitest du in ihnen deine Gedanken und Gefühle?
Davey: Es sind genau meine Gedanken und Gefühle und nichts mehr, ich nehme nur was ich fühle, mir gegenüber, anderen gegenüber, Erfahrungen, die ich gemacht habe... Ich glaube es klingt etwas bescheuert, aber es ist genauso...
Mir haben immer die Bands am meisten bedeutet, mit deren Texten ich mich auseinandersetzen konnte...Ich erlaube meine Texten, unterschiedlich interpretiert zu werden, jeder kann seine persönliche Bedeutung darin finden...
Redaktion: Es ist erstaunlich wieviele Gedanken sich die Leute im Internet über die Texte machen.
Davey: Es bedeutet mir viel, dass Leute soviel über die Texte nachdenken...Es macht mich stolz...Es gibt soviele Leute, die sich nicht die Mühe machen die Texte zu lesen, und viele, die sie lesen und kennen, schenken inhen keine Aufmerksamkeit, um alles zu sehen...Ich bin froh, dass es Leute gibt, die sich Gedanken machen.
Redaktion: Kann ich dich etwas über die Bedeutung eines Songs fragen?
Davey: Ich ziehe es eigentlich vor, nicht auf meine persönliche Meinung einzugehen: Mir gefällt es nicht Leute zu überreden, nur eines zu glauben... Und wenn sich jemand Gedanken über einen Song macht und dann feststellt, dass der Autor an was ganz anderes gedacht hat, dann ist das irgendwie eine Enttäuschung... Nicht zu erwähnen, dass ein Grossteil des Zeugs persönlich ist...
Redaktion: Welchen AFI-Song magst du am meisten?
Davey: GOD CALLED IN SICK TODAY ist definitiv einer meiner Lieblingssongs, sowohl vom Text als auch von der Musik fühle ich mich am glücklichsten mit ihm. Es war aufregend stimmlich etwas neues zu tun: Es ist en langsamer Song, und ich singe viel, gleichzeitig ist er einer unserer härtesten und tiefsten Songs... Mir gefällt THE PRAYER POSITION, und FALL CHILDREN..., ich mag wirklich die Songs auf unserer neuen EP...
Redaktion: Es gibt euch jetzt seit zehn Jahren. Was denkst du, wenn du auf diese zeit zurückschaust?
Davey: Letzte Nacht war ich am PC meiner Freundin, ich war auf der Homepage, und, naja, es ist wirklich cool zu sehen, wieviel Interesse die Leute an uns haben... Wir können durch die Gegend reisen, nicht nur durch Californien, wir können auch nach Florida fahren, sogar nach Europa, und es gibt Leute, die uns mögen. Als wir angefangen haben, habe ich an sowas gar nicht denken können, wir waren ein paar Jungs, die kaum Instrumente spielen konnten...und jetzt...ich meine, ich hab damals nicht gedacht, das wir jemals eine CD aufnehmen würden, und jetzt haben wir einige...es ist einfach cool...Ich bin irgendwie immer noch dieser High School Junge, und das ist alles umwerfend...
Redaktion: Wenn du könntest, würdest du etwas ändern?
Davey: Ok, ich würde ein paar alte Songs umschreiben, einige nicht mehr veröffentlichen, aber im Grunde würde ich alles nochmal machen...
Redaktion: Früher hattet ihr eure Vorbilder, jetzt seid ihr es selbst für junge Bands. Was hälst du davon?
Davey: Wie schon gesagt, ich finde es cool, dass es Leute gibt, denen wir etwas geben können. Kids, die bei unseren Shows auf mich zukommen und erzählen, dass sie Songs von uns spielen...
Redaktion: Ihr alle seid Mitte Zwanzig, ihr habt also noch viel Zeit vor euch. Denkst du manchmal darüber nach , wielange du das noch machen willst?
Davey: Ich werde auf jeden Fall versuchen, es solange wie möglich zu tun. Es macht mir viel Spass. Ich meine, es gibt Leute, die schon solange dabei sind, Glen Danzig zum Beispiel, The Cramps, oder Social Distortion, und so viele mehr... Diese Leute sind so grossartig...
Ich will es für immer machen...
Redaktion: Was steht in Zukunft an? Ich habe Gerüchte über ein neues Album gehört...
Davey: Ja, das stimmt, wir sind dabei neue Songs zu schreiben, im April gehen wir ins Studio, das Album wird nicht vor September erscheinen... Es gibt bei uns Gedanken nach Deutschland zu kommen...
Redaktion: Das war meine nächste Frage...nach dem neuen Album?
Davey: Also, es sieht so aus, dass wir vielleicht im Mai mit SICK OF IT ALL nach Deutschland kommen...
Redaktion: Auf der Flying High Skate Tour?
Davey: Ja, genau. Also, es ist noch nichts fest, wir wissen noch nichts, ich möchte niemanden enttäuschen, aber es ist möglich, dass wir da auftauchen...
Redaktion: Arbeitet oder studiert jemand von euch neben der Band?
Davey: Wir haben in der High School angefangen, und uns danach für die Band entschieden. Jade hat einen Abschluss der UC Berkley, ich hab keinen, ich hab es abgebrochen, und Adam und Hunter war die Musik ebenfalls wichtig...Das ist auch, was ich machen will, dabei fühl ich mich am besten...
Redaktion: Lebt ihr immer noch in derselben Nachbarschaft?
Davey: Ja, wir sind immer noch zusammen. Ich lebe hier seit sieben Jahren an der gleichen Stelle. Wir vier wohnen hier alle in einem Haus...und noch ungefähr 16 andere auch. Es war ein Möbelhaus, die Möbel sind weg, und die haben Leute gesucht, die einziehen, und wir haben es genommen, damit wir zusammen sind und es nicht zu teuer wird...ich meine es ist teuer, aber nicht für Berkley... Das Haus hat nur zwei Toiletten, das kann schon mal ein Problem geben. Wir haben alle kleine Zimmer, wo wir uns zurückziehen können... Aber es macht echt Spass..
Redaktion: Was machst du, wenn du mal etwas Zeit hast?
Davey: Also, normalerweise schreib ich an Songs rum... Ich geh auch viel trainieren, man sieht es zwar nicht, aber ich mach es um in Form zu bleiben...Ich geh auch manchmal skaten, oder ins Kino, mit Freunden zusammen...
Redaktion: Bücher, Autore oder Filme, die dir was bedeuten?
Davey: Ich mag Bücher von H.P. Lovecraft, Anne Rice, Edgar Allan Poe und Bukowski. Von Filmen her mag ich sowas wie THE BREAKFAST CLUB und solches altes Zeug, oder die Sachen von Tim Burton, den find ich cool...
Redaktion: Gibt es Ratschläge, die du jungen Bands geben würdest?
Davey: Ja, ihr müsst es lieben, Spass haben an dem, was ihr macht... Hört auf keinen Fall auf, macht unter allen Umständen weiter. Wenn einige nicht mehr wollen, sucht neue Leute. Spielt jede mögliche Show, auch auf Geburtstagen oder in einer Garage. Geht auf Tour, und wenn ihr mit einem Wagen um eure Stadt herumfahrt. Versucht alles, glaubt an euch, ihr werdet was schaffen...
Redaktion: Wie wichit ist euch der Kontakt zu euren Fans?
Davey: Wir denken immer wenn wir etwas machen an sie. Sie sind der Grund zum Weitermachen. Wenn Leute auf uns zukommen, verbringen wir mit ihnen die Zeit...
Ich bewundere unsere Fans dafür, dass sie uns unterstützen und uns zeigen, was wir ihnen bedeuten... Ich möchte allen Hallo sagen und mich bedanken.
Redaktion: Denkt ihr daran eure alten 7" wiederzuveröffentlichen?
Davey: Es wird keine Wiederveröffentlichungen geben, die meisten dieser Sachen sind später ja auf den Alben als Bonustracks aufgetaucht... Ich glaub, das war's mit den Sachen...
Redaktion: Möchtest du etwas zum Schluss noch sagen?
Davey: Ja, danke für das Interview, danke an die, die das hier lesen, und bei allen in Deutschland, die unsere Sachen mögen und uns unterstützen.
Redaktion: Danke für das Interview.
Eingetragen von zp am 11.02.2000.