Ronsdorfer 77

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Ronsdorfer 77

Redaktion: Für alle, die Euch nicht kennen: Würdet Ihr Eure Band kurz vorstellen und erzählen wie Ihr Euch kennen gelernt habt?

Peter: Ich bin der Peter und ich spiele Gitarre.

Martin: Dann haben wir noch den Jason, der spielt Schlagzeug. Jason ist wirklich einer der langjährigen Musiker, mit dem ich persönlich schon lange Musik gemacht habe und wo irgendwann die Idee kam etwas zusammen zu machen. Dann noch Peter und ich an der Gitarre und aktuell der Silvio, der bei uns Bass spielt. Durchs Tätowieren kannten wir den Peter, der ein eigenes Studio hat. Irgendwann haben wir beschlossen einen Stempel drauf zu machen, da es auch mit Jason von der Chemie her super passte. Sie sind beide richtig seelenverwandt und wenn sie sich sehen, knistert es sogar ein bisschen, weil sie sich so gut ab können. Den Silvio kenne ich auch schon 20 Jahre, genau wie Jason. Deshalb lag das relativ nahe. Er hatte uns letztens in Hilden, noch in alter Besetzung, auf einem Konzert gesehen und uns angeboten bei uns Bass zu spielen, wenn wir mal einen Bassisten suchen. Da es dort schon in der Diskussion war, dass der Micha aufhören wollte, haben wir gesagt: jawohl, jetzt oder nie! Aktuell habe ich mit dem Gesang angefangen, wo der Jason mich tatkräftig unterstützt. Wir haben das so aufgeteilt, dass wir die Backings ohne Ende reinpumpen und jeder ein Mikrofon hat. Dies ist für unsere Musik sehr wichtig.

Redaktion: Wann habt Ihr die Band gegründet?

Peter: Im Sommer 2007

Redaktion: Wie würdet Ihr Euren Musikstil genau bezeichnen?

Martin: Das ist sehr schwer. Wir hatten damals schon die Diskussion gehabt, weil wir das eigentlich ziemlich doof finden, uns in Schubladen drängen zu lassen. Wir hatten das Logo "Ronsdorfer 77 Straight Rock" entworfen, da unser Bandname eigentlich eine Adresse ist und so jeder sehen kann, dass es sich um Musik handelt, haben wir uns gedacht, schreiben wir da mal einen Musikstil drunter. Man könnte sagen, es ist ein "geradeaus Rock", obwohl man es auch nicht wirklich als Rock bezeichnen kann, weil es von den Gitarren her doch sehr Metallastig ist und von den Texten wieder in eine ganz andere Richtung geht. Deswegen haben wir gesagt, machen wir "straight" draus, um sich von anderen Bands abzugrenzen und zu zeigen, dass man einfach geradeaus spielt. Es ist einfach nur das, was aus dem Bauch kommt.

Redaktion: Wie viele Songs habt Ihr bis jetzt veröffentlicht?

Martin: Veröffentlicht haben wir nur die fünf, die auf der aktuellen Demo CD sind, eigentlich. Wir haben ca. zehn aufgenommen, wollten aber erstmal nur die fünf raus bringen und uns auf die konzentrieren.

Redaktion: Und Ihr verschenkt die CDs, habe ich auf MySpace gelesen...

Martin: Ja klar! Das ist der Sinn der Sache. Wir legen es ja nicht darauf an, irgendwann mit einem dicken Daimler nach Hause zu fahren...

Peter: Das tun wir ja sowieso schon.

Martin: Nee, quatsch, wir machen das einfach, weil es Spaß macht und nicht viel kostet eine CD zu brennen und ein schönes Cover zu entwerfen. So hat man auch viel schönere Reaktionen, als wenn man versucht das Ding auf Teufel komm raus zu verkaufen. Uns ist viel wichtiger, dass die Leute die unsere Konzerte besuchen die Lieder kennen, gut finden, abgehen und man merkt, dass was zurückkommt und die Leute was mit den Songs anfangen können.

Redaktion: Also seid Ihr nicht auf den großen Erfolg aus?

Martin: Der wird sich nicht aufhalten lassen

Peter: Der wartet schon!

Martin: Nein, mal ehrlich: wenn es so sein soll, dann wird es sich nicht aufhalten lassen. Der Peter ist alt genug, um die nötige Erfahrung mit zu bringen und zu sagen "Piano Leute!". Das ist einfach ein ganz wichtiger Pol, dass wir den Kopf nicht verlieren. Wir haben in der Band eine gute Musikerfahrung. Da sind Leute, die hatten eine eigene Plattenfirma oder ein eigenes Tonstudio. Der ganze Rotz ist schon einmal durch und jetzt wollen wir einfach nur Spaß haben. Wir wollen nach vorne gehen und sagen "das ist es worauf es jetzt ankommt"

Peter: Wenn, dann kommt es eh von alleine.

Martin: Genau!

Redaktion: Man kann es ja auch nicht erzwingen...

Peter: Dann wäre es auch nicht mehr ehrlich.

Redaktion: Spielt Ihr denn zurzeit noch in anderen Bands?

Martin: Nein, wir haben ja auch alle Familie und man muss ja auch schauen, dass man Butter aufs Brot kriegt. Es ist so schon zeitlich eine große Herausforderung Familie, Job und Band unter einen Hut zu bekommen. Gerade für Peter, der einen eigenen Laden hat. Gestern zum Beispiel hat er wegen der Probe einige Termine abgesagt und dann konnten wir doch nicht proben. Das muss schon alles irgendwie passen. Es ist wie eine kleine Familie.

Redaktion: Stimmt es, dass Ihr noch bei keiner Plattenfirma unter Vertrag seid?

Martin: Ja, genau!

Redaktion: Soll das auch so bleiben?

Martin: Wenn es so kommen soll, dann kommt es so. Wir hatten ja schon mal mit ein paar Leuten eine eigene Plattenfirma, also kennt man deren Anforderungen. Es ist schon okay, wenn man eine Platte über eine Firma veröffentlicht, aber man kann sie auch selber ganz gut vertreiben. Irgendwann kommt man zu dem Punkt, wo man sagt "Ich hab da keinen Bock mehr zu, das kann irgendjemand anderes machen", dann braucht man sich um diverse Sachen nicht mehr zu kümmern. Wenn es passt, dann ist es in Ordnung.

Redaktion: Also schickt Ihr Eure CDs nicht an diverse Plattenfirmen?

Martin: Nein, da hätte ich ja gar keinen Bock zu!

Peter: Dann verschicken wir die lieber an die Leute.

Redaktion: Wie sind die Resonanzen Eurer Fans auf die Verschenkung der CDs?

Martin: Ja, super geil! Uns haben auch viele auf unseren Blog geantwortet, in dem stand, dass sie die CD nur mit geöffnetem Fenster im Auto hören sollen, dass sie das heute auch getan haben.

Redaktion: Mich persönlich haben auch viele Leute darauf angesprochen...

Martin: Es gab Tage, da gingen richtig viele CDs raus.

Peter: Ich habe auch immer einen Stapel zum verschenken in meinem Laden liegen.

Redaktion: Habt Ihr irgendwelche Vorbilder?

Martin: Das ist eine sehr interessante Frage... mit 16 Jahren fand ich Slayer sehr geil. Da waren die Haare bis zum Arsch und die Zackengitarre wurde gespielt. Und wer heute über 30 ist, deutsche Musik macht und sagt, er hätte nie die Onkelz gehört, dem glaube ich das nicht. Ich würde immer dazu stehen, dass das ein ganz wichtiger Teil in meinem Leben war. Die haben ihr Ding richtig gut durchgezogen und die deutsche Musikkultur geprägt. Sie sind zwar kein richtiges Vorbild, aber wie sie es gemacht haben (Auf alles scheißen) finde ich gut!

Redaktion: Welche Platte habt Ihr als letztes gekauft?

Martin: Als letztes habe ich mir in einem wirklich sehr guten Plattenladen in Düsseldorf "Hell Train Rollin" von The Meteors gekauft. Die kann ich nur empfehlen!

Redaktion: Was haltet Ihr für besonders wichtig, um Erfolg zu haben und um gut zu sein, in dem was man tut?

Martin: Sich in die Augen gucken zu können!

Peter: Das glaube ich auch. Man muss Erfahrung haben und sich auch mal was sagen können, ohne dass es einem krumm genommen wird. Der Zusammenhalt ist das wichtigste! Und natürlich proben.

Martin: Auch wenn der Kopf mal dick ist, vom Abend davor.

Redaktion: Wer schreibt bei Euch die Texte?

Peter: Hauptsächlich der Martin.

Martin: Das ist immer phasenweise, aber Jason ist auch beteiligt. Ich nehme mir einfach gerne die Zeit dafür. Ich schleppe die Texte einfach an und wenn die anderen sagen "das ist scheiße" dann fliegen sie halt in eine Ecke.

Redaktion: Seid Ihr Euch da schnell einig oder wird viel diskutiert?

Martin: Jeder weiß ja, was er vom anderen erwartet und man weiß wie die Leute ticken. Deswegen passt das schon.

Redaktion: Ihr versteht Euch aber auch privat gut, oder?

Martin: Ja sicher!

Stefanie: Kommt Ihr eigentlich gebürtig aus Düsseldorf?

Martin: Ja, Silvio, Jason und ich kommen aus Düsseldorf.

Peter: Ich bin auch gebürtiger Düsseldorfer.

Redaktion: Ich habe auf Eurer Page gelesen, dass sich der Künstlerhof, wo Ihr probt vom sterilen Düsseldorf abhebt. Das hört sich abwertend gegenüber Düsseldorf an. Wie steht Ihr zu der Stadt?

Martin: Ich bin kein Lokalpatriot und für mich ist Düsseldorf eine Stadt wie jede andere. Wenn Du in diesen Künstlerhof kommst, siehst Du das auch nicht mit unseren Augen. Der Peter verbindet damit drei Jahrzehnte und ganz viele Erinnerungen. Man fühlt sich wie zu Hause, da dort genauso schräge Persönlichkeiten rum laufen, wie man selber. Außerdem werden viel zu viele Kultur Anlaufstätten dicht gemacht, wie zum Beispiel der "Flohmarkt" am Güterbahnhof in Düsseldorf und durch Wohnblocks ersetzt. Das meinten wir mit "steril".

Redaktion: Micha hat die Band verlassen und nun wird auch Mario gehen. Wie kam es dazu?

Martin: Micha ist selbstständig und hat einen kleinen Sohn bekommen. Da war es aus Zeitgründen nicht mehr möglich weiter zu machen. Bei Mario kamen viele Gründe zusammen. Wenn man so ein Projekt startet, setzt man sich einen Fahrplan und wenn der Zug los fährt, steigen immer wieder zwischendurch Leute aus. Der Zug wird immer schneller und man muss den richtigen Zeitpunkt zum Aussteigen finden. Bei uns war die Geschwindigkeit zu schnell, da immer mehr Konzertanfragen kamen. Und wenn Leute aus beruflichen Gründen vier von fünf Terminen nicht wahrnehmen können, denken sie sich auch "Ich stehe den anderen im Weg". Es gab keine persönlichen Gründe! Die E&L Rocknacht ziehen wir somit zu viert durch.

Redaktion: Hat Silvio sich denn gut eingelebt?

Martin: Silvio ist ein großartiger Musiker. Es passt von der Chemie her, also ist das gar kein Thema.

Redaktion: Wie fühlt Ihr Euch kurz vor der E&L Rocknacht denn? Ich denke mal, das ist Euer bisher größtes Konzert?!

Martin: Mit der Band, ja! Über die Anspannung lachen wir und nehmen das ganz gelassen. Wir haben da eine gesunde Arroganz.

Redaktion: Das ist auch das Beste, was man machen kann.

Peter: Wir machen das schon!

Redaktion: Versteht Ihr Euch auch gut mit den anderen dort vertretenden Bands?

Martin: Da wir aus einer ganz anderen Ecke kommen, kennen wir die Bands nicht persönlich.

Peter: Aber wir lernen sie ja bald kennen.

Redaktion: Wie kam es dazu, dass Ihr dort spielt?

Martin: Wir sind durch die Broilers darauf aufmerksam geworden, da die letztes Jahr dort gespielt hatten. Also haben wir die Veranstalter einfach mal angefunkt und gefragt ob die noch einen Headliner brauchen. Die fanden das so lustig, dass sie uns genommen haben. Das meinte ich mit "gesunder Arroganz".

Redaktion: Aber Ihr seid jetzt nicht Headliner...

Martin: Nein, das sparen wir uns für nächstes Jahr auf. Wir sind da, um den Backofen ein bisschen vorzuheizen.

Redaktion: Hattet Ihr mal einen ganz schlimmen Auftritt oder ein ganz schlimmes Erlebnis?

Martin: Mit dieser Band nur auf unserem Auftritt in Hilden, als mit jedem Takt ein Stück Decke runter kam. Ansonsten mit einer anderen, wo richtig die Bühne zusammen gekracht ist. Das war eine große Veranstaltung mit ca. 2000 Leuten und unser Schlagzeuger ist mit samt Verstärkern nach hintern weg gekippt. In einer halben Stunde haben die dann die Bühne wieder zusammengeschraubt und dann ging es weiter.

Redaktion: So, nun meine letzte Frage: was kann man in naher Zukunft von Euch erwarten?

Martin: Erstmal steht jetzt ein Monat Funkstille an und dann werden wir die noch ausstehenden Anfragen beantworten. Unser Ziel ist es auch mal die Wochenenden durch zu fahren und viele Live Auftritte zu absolvieren.

Redaktion: Die letzten Worte gehören Euch!

Peter: Kölle Alaaf!

Martin: Ich finde es interessant, dass wir, ohne zu wissen was wir tun, einfach das gemacht haben, woran wir Spaß haben und woran wir glauben. Und dass wir die Möglichkeit haben live zu spielen, was wir früher als Metalband mit deutschen Texten nie hatten. Es ist geil, dass man ein so breites Publikum anspricht, was untereinander super tolerant ist und gut miteinander klar kommt. Mir gefällt diese schon existierende Szene, in die wir rein kommen und teil daran haben dürfen.

Redaktion: Ich danke Euch und wünsche Euch weiterhin viel Erfolg!

Eingetragen von se am 12.06.2009.