Coppelius - Zinnober

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Coppelius - Zinnober

Label: F.a.M.E. Artist Recordings
VÖ: 29. Oktober 2010

02.08.2011 - Als erstes darf ich mich entschuldigen, dass die Rezension dieser Platte schon viel zu lang auf sich hat warten lassen. Liegt es vielleicht daran, dass ich mich anfangs zu sehr hab umreißen lassen vom neuen Silberling dieser Kapelle oder lag es vielleicht daran, dass sie schnell wieder unter vielen anderen Sachen auf dem Schreibtisch buchstäblich untergegangen ist.

Ich führe aus: „Zinnober“, so der Name des Albums, eröffnet wie üblich mit einem Intro, jedoch unterscheidet sich dieses sehr von den vorherigen Alben. War man es doch gewohnt einer tiefe Männerstimme zu lauschen, hört man dieses Mal dem Diener Bastille beim Putzen zu, was direkt über geht in die Eröffnungsnummer „Diener 5er Herren (...oder die Leiden des jungen B.)“. Ein ziemlich schöner Titel, in der der Butler berichten darf wie sein Arbeitstag unter den Herren so aussieht. Voller Freude, seine Aufgaben erledigt zu haben, erzählt er davon wie er seine Freizeit genießt, wohl eher „genießen könnte“. Jedoch gibt es für den armen Kerl immer etwas zu tun. Und auch die Suche nach dem verschollen Zylinder, der auf einer der letzten Konzertreisen verloren ging, bleibt an ihm hängen. Auf jeden Fall eine verdammt gute Eröffnungsnummer die gleich Lust auf das Album macht.

„Der Handschuh“ startet dann gleich mit viel mehr Krach und kommt schon musikalisch ein wenig eher an die letzte Platte „Tumult“ und inhaltlich an „Time-Zeit“, das erste Langspielerzeugnis ran. Eigentlich ein Stück das ziemlich nach vorn geht aber noch jetzt habe ich das Gefühl da irgendwas zu vermissen. Und nicht sagen zu können was ich vermisse ärgert mich.

Es folgt „I told you so“, eine sehr harmonische, englischsprachige Nummer. Sehr angenehm, geiler Sound, schöne Klarinette-Ausrast-Momente aber für meinen Geschmack auch nicht stark genug, kennt man doch Stücke wie „But“, „Rather be dead“ oder „To my Creator“ von den alten Veröffentlichungen. Trotzdem ein schönes Lied. Aber auch „Risiko“, welches daran anschließt lässt alte Coppelius-Stärken vermissen. Gute Musik, keine Frage, aber ich glaube nicht, dass ich mich an dieser Musik schon satt gehört habe. Also kann's daran nicht liegen.

Aber dann! „Gumbagubanga“ ist genau die Steigerung die das Album braucht. Erzählt wird die Geschichte eines Zauberers, der seine Bewunderer mit Spektakeln überzeugt, wie am frühen Morgen die Sonne scheinen zu lassen. Dieser Titel ist besonders stark, da mal wieder die ganze Kapelle stimmlich vertreten ist. Eine großartige Mehrstimmigkeit lässt einen wieder richtig Spaß haben und man ist gespannt ob es denn so weitergehen kann.

Und ich muss sagen: JA! „Damen“ ist gleich wieder eine typische Coppelius-Nummer. Kontrabass, Cello, Klarinette und Drums arbeiten hervorragend zusammen, die Gesänge passen. Eine sehr schöne (Anti-)Liebeshymne. Ich mags. DAS ist der Sound von Coppelius.

Der nächste Favorit vom Album schließt an. „Der Feuerwehrmann“ zeigt wieder die Gesangesstärke dieser Band. Zwar würde man inhaltlich bei fast jeder anderen Band sagen „WARUM?!“ aber die dürfen sowas. Denn, wie der Titel verrät, geht es um einen Feuerwehrmann der die örtliche Oper vor einem Brand rettet. Klingt unspektakulär, aber wie gesagt geht es hier immernoch um Coppelius. Die können selbst diese Geschichte sehr schön erzählen. Gerade der Sound erklärt dabei alles!

Und, dass sie Geschichten erzählen können beweisen sie auch bei „Nachtwache“. Das Thema Gewalt und Todschlag darf auch auf diesem Langspielergebnis nicht fehlen, abermals beleuchtet aus mehreren Blickwinkeln. Leider fehlt mir da ein wenig die musikalische Steigerung bei der Nummer, wenn auch zum Schluss die Klarinetten noch ein wenig mehr zur Geltung kommen.

Eine etwas ruhigere Nummer folgt mit „Stetig fromm“. Ein Lied zum Augen schließen und genießen. Gerade von der letzten Bridge an tragen einen die Instrumente nur so da hin, was vom Gesang des letztens Refrains nur unterstützt wird. Eine bittersüße Ballade, voller Liebeskummer und Rache, aber voller Poesie.

„Klein Zaches“ ist die Nächste Nummer und hat wohl dem Albumtitel zugearbeitet, gibt es doch aus dem Jahre 1819 (wie passend) ein Märchen Namens „Klein Zaches, genannt Zinnober“. Leider kenn ich von diesem Werk nicht mehr als den Titel und kann daher leider keine Parallelen zum Album oder zu eben diesem Titel herstellen. Sollte ich vielleicht mal lesen! ;) Kommt aber musikalisch mehr als genial rüber.

Daraufhin folgt dann leider wieder eine etwas schwächere Nummer namens „Ein Automat“. Ist jetzt rein subjektiv, aber ich find es etwas langweilig. Auch „Vergessen“, der darauf folgt lässt mich den Finger Richtung Skip-Taste bewegen, war ich doch nie so recht der Freund der Acapella-Stücke von Coppelius. Wobei die reinen Gesang-Stücke auf den letzten Werken deutlich besser waren.

Der Kontrast folgt auf dem Fuße, mit einem reinen Instrumental mit dem Titel „Ghengis Khan“, und wie sollte es auch anders sein, ist es mal wieder eine Coverversion von Iron Maiden. Und wieder funktioniert es eine Metal-Nummer in Kammercore zu verwandeln, hat es doch bei „Charlotte the Harlot“, „Murders in the Rue Morgue“ oder auch „Phantom oft he Opera“ genial funktioniert. Ob man Maiden mag oder nicht. Oder gerade deswegen.

Und endlich ist es soweit: Der Leitsatz der Band hat den Einzug in ein musikalisches Werk erhalten. Ob beim Examen oder bei Melancholie – „Coppelius hilft“. Das kann ich übrigens nur unterstreichen. Auch musikalisch eignet sich diese Nummer als Titelsong dieser Band. Startet relativ mittelmäßig aber nach einigen Sekunden möchte man sich einfach nur bewegen. Das steigert sich übrigens je öfter man diesen Stück hört. Sehr große Nummer!

Auch wenn ich Balladen am Ende eines Albums eigentlich nie leiden kann, da ich einfach einen Rausschmeißer brauche, muss ich doch sagen, dass „Ade mein Lieb“ ein hervorragendes Stück ist diese Platte abzuschließen. Das Lied handelt von Verlassen, Sehnsucht und der Gewissheit sich eines Tages wieder zu sehen. Genial von der ersten bis zu letzten Sekunde.

Mein Fazit für dieses musikalische Erzeugnis ist, das man diese Band echt mögen muss, um an dieser CD gefallen zu finden. Das meine ich nicht mal negativ. Da ich die Kapelle schon seit einigen Jahren voller wohlwollen verfolge kann ich sagen, dass diese Platte auf jeden Fall ihre Daseinsberechtigung hat. Auch wenn mir einige, nicht ganz ausgereifte, Titel das Klangerlebnis ein wenig madig machen, überwiegen doch die guten Stücke. Gerade davon hat die Platte doch so einige. Jedoch kann „Zinnober“ nicht an die Vorgänger-Alben (und auch EPs) anknüpfen. Wer aber Fan ist sollte sie neben den anderen Silberlingen im CD-Regal platzieren, ist doch gerade diese Band es Wert die Sammlung komplett zu haben. Ich bin gespannt wie die neuen Werke auf der Bühne rüberkommen und kann auch nur Jedem empfehlen Konzerte von ihnen zu besuchen. Live überzeugen sie mich seit einigen Jahren, da ein Coppelius-Konzert mit wirklich keiner anderen Band zu vergleichen ist. Coppelius hilft! (dib)

Unsere Bewertung:

4 / 5 Punkte

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