Simpletones - Simpletology

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Simpletones - Simpletology

Label: Tank Records
VÖ: 16. Oktober 2010

05.01.2011 - Die damals blutjungen Simpletones of Rosemead haben schon in den späten 70ern für einige Zeit Kalifornien mehr oder weniger unsicher gemacht. Rund 30 Jahre nach der Auflösung hat sich Gründungs-Gitarrist Jay Lansford das Mikro und u.a. die beiden Hannoveraner Thomas “Tier” Wolff, den Schlagzeuger der Hardcore-Punker Blut + Eisen, und Gagu, den Sänger der Rubbermaids, geschnappt, um das Projekt wieder aufleben lassen.

Zwischenzeitlich hat es zwar auch ein Reunion-Konzert in Fast-Originalbesetzung gegeben, das bleibt aber wohl eine einmalige Sache - dafür legte die “neue Band” nun mit Hilfe des ebenfalls aus Hannover stammenden Produzenten Nils Ruzicka (sonst eher für Mousse T., aber auch schon für Gagus Gigantor tätig) einige der alten Songs in neuem Gewand plus einige ganz neue Tracks auf Platte auf.

Das Ergebnis zeigt sich erstaunlich vielseitig, dynamisch und unkonventionell. Mit "SimpleScience" beginnt das Album mit einer gefälligen Mischung aus eigentümlich düsterem Pop-Punk mit Eighties-Einschlag, beim mutigen Sexuelle-Identitäts-Findungs-Track "BF vs GF" wird's Indie-Garagenrock. "I Like Drugs" erinnert entfernt an Marilyn Manson (oder vielleicht doch eher andersrum?), das Asia-Cover "Days Like These" ist (im Gegensatz zum vergleichsweise verstaubt wirkenden Original) mitreißender Glam Rock, "Smash It Up Mate" Hard Rock mit Gesängen ganz tief aus der Lunge, das Beinahe-Instrumental "Write It Down" dann entspannter Surf-Rock. Das mit einigem Abstand beste Stück des Albums, "The Day Before Tomorrow", dagegen ist musikalisch unauffälliger Punk/Power Pop.

Andere Songs zünden allerdings nicht ("Loser of the Year", "A Vote For Elvis"), oder schaffen es gar, zu nerven. So das kitschige "Who Needs This?" und das anfangs durchaus überzeugende "Crisco Disco", dem man aber ein aus- und überdehntes, spaciges Outro verpasst hat, das mit fast drei Minuten deutlich länger als das eigentliche Lied ist. Vor allem aber das Outro des Albums, "SimpleSuicide". Acht Minuten lang quälen experimentelle Soundsamples und Gitarrendissonanzen - ein klarer Fall für die sonst so überflüssige Stop-Taste des CD-Players.

Dass von dem Material einiges schon stolze 30 Jahre und mehr auf dem Buckel hat, mag man kaum glauben - der Sound stammt klar aus dem 3. Jahrtausend. Das Artwork dagegen nicht unbedingt - hier werden zwar moderne Themen wie Konsum und Gewalt illustriert, aber auch vielfältige Motive aus Wissenschaft und Mythologie geboten. Dafür gibt’s keine Lyrics und keine bei einem solchen Projekt sicher interessanten Liner Notes (und damit überhaupt gar nichts zur Historie der Simpletones). Vielleicht etwas schade, denn so wird man das professionell gestaltete und sehenswerte Booklets wohl nicht all zu intensiv mustern. Ganz ähnlich geht’s auch dem musikalischen Teil - eine bunte, interessante Mischung, die mit viel Energie gut gemacht ist und einige Perlen aufbieten kann, aber auch dank mehrerer Ausfälle ohne hohe Lebensdauer in Stereoanlage und Gehörgang bleiben wird. (ys)

Unsere Bewertung:

3 / 5 Punkte

3 / 5 Punkte

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