The Top Chop - Gesicht E.P.
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Label: Eigenproduktion
VÖ: 20. April 2010
14.08.2010 - Es gibt nichts langweiligeres als überproduzierter Punkrock der keinerlei Ecken und Kanten besitzt und somit auch oftmals keine Power, Attitüde und Individualität. Der Punk kommt schließlich aus den Kellern und ist eine klassische DIY-Geschichte, die auch entsprechend klingen muss. Bei Rock'n'Roll und ähnlichen Musikgenres verhält es sich in meinen Augen ähnlich. Authentizität und Herzblut muss zu hören sein, sonst macht diese Art von Musik einfach keinen Spaß. Dies ist der Grund, warum ich gerne bei unbekannten Bands rein höre.
In meinem CD-Spieler liegt im Moment die “Gesicht“ E.P. der 2008 gegründeten hessischen Punkrockband The Top Chop. Nach einer Demo-CD ist dies der zweite Tonträger der Jungs. Darauf befinden sich insgesamt fünf Songs bei einer Spielzeit von knapp 17 Minuten. Alle Songs gehen gut nach Vorne und dürften allen gefallen, die sich für einfachen Deutschrock bis Punkrock interessieren. Die Musik erinnert stark an die Onkelz bzw. an die zahlreichen dazugehörigen Coverbands. The Top Chop sind sehr verspielt, bringen viel Abwechslung in ihren Sound und gehen gut ins Ohr. Musikalisch gesehen liefern die Jungs eine solide Leistung ab, aber alles auf einfachem Niveau, was jedoch nicht unbedingt schlecht sein muss.
Gesanglich wird es da schon interessanter. Der Leadsänger legt eine kräftige, aber doch sehr hohe Stimme an den Tag, was mit Sicherheit nicht jeden gefallen wird. Der Gesang ist sehr eigensinnig, jedoch alles andere als Massentauglich. Die Töne werden oft nicht getroffen, aber genau das macht den Charme des Ganzen aus. Ab und zu kommt ein Chor zum Einsatz, der die kräftigen Melodien gut pointiert. Zusammen mit dem schwungvollen Sound ergibt das eine ansehnliche Gesamtsymbiose, die irgendwie Spaß macht und die man gerne mal anhört.
Die Songtitel “Gesicht“, “Seite um Seite“, “Lebe den Moment“, “Am Boden“ und “Hölle“ lassen die Thematik der einzelnen Lieder schon erahnen. Textstellen wie “Vergiss Deine Sorgen, Lebe den Moment“ oder “Wir sehn uns in der Hölle wieder, mit Bier und Schnaps und alten Liedern“ erinnern auch wieder an so manche Deutschrock/Punk-Recken. Spaß macht es allemal, auch wenn diese Art von Songs so manchen sicher schon langsam aus den Hals heraus hängen dürften.
Der Tonträger selbst ist sehr liebevoll gestaltet und kann nur wenige Minuspunkte aufweisen. In Betracht dessen, dass “Gesicht“ eine komplette Eigenproduktion ist, muss man die Daumen auf jeden Fall nach oben strecken. Das Artwork ist sehr ansehnlich und zeigt, dass es mit viel Herzblut erstellt wurde. Anders als bei anderen Produktionen in Eigenregie bekommt man die CD nicht einfach in einer Papierhülle geliefert, sondern in einer üblichen CD-Hülle, die mit einem Einlegeblatt und einem Inlay, die jeweils auf gutem Papier gedruckt sind, ausgestattet ist. Dadurch dass die CD-Hülle durchsichtig ist, hat man auch die Innenseite des Inlays bedruckt, was das Gesamtprodukt gut abrundet. Bemängeln kann man hier lediglich, dass es bei einem Einlegeblatt geblieben ist und man nicht die Möglichkeit nutzte, ein kleines Beiheft zu gestalten, in dem die Songtexte abgedruckt sind. Außerdem wurde die CD in üblicher Form gebrannt und nicht im Glasmasterverfahren hergestellt.
Alles in allem schaffen es The Top Chop eine individuelle und vor allem authentische Note in ihre Musik zu bringen. Die am Anfang erwähnten Ecken und Kanten sind in jedem Fall da, auch wenn es für viele mit Sicherheit etwas zu viel des Guten ist. “Gesicht“ ist eine E.P. mit viel Charme aber auch reichlich künstlerischen und handwerklichen Mängel, die je nach Geschmack verschieden ins Gewicht fallen. Mir hat es ganz gut gefallen, auch wenn die Lieder mit Sicherheit keine Stammgäste in meiner Trackliste sein werden. Luft nach oben ist noch reichlich vorhanden, von daher gibt es von mir solide zwei Punkte. (sk)
Unsere Bewertung:
2 / 5 Punkte