Neck - Come Out Fighting

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Neck - Come Out Fighting

Label: Cargo Records
VÖ:

25.03.2010 - Irischer als der von Neck kann Punkrock nicht sein. Geigen, Banjos und Flöten überbieten sich gegenseitig, immer wieder begegnen einem die Melodien zu traditionellen irischen Tänzen, und selbst aus dem Gesang vermag man Whiskey und Guinness geradezu herauszuhören.

Das größte aller Highlights dieses großartigen Albums ist dennoch das rockigste Stück, die verzweifelte irisch-nationalistisch-separatistische Durchhalteparole "Ourselves Alone". Auch die schaurig-schöne Erzählung "The Foggy Dew", eines der viereinhalb irischen Traditionals, die sich nahtlos in die 14 Songs des Albums einreihen, thematisiert den englisch-irischen Konflikt. Da verwundert es dann etwas, dass die Mitglieder der Sechsercombo in London residieren. Aber da man das angesichts der tausend irischen Details nicht bemerkt, im Gegenzug damit aber offensichtlich die Punk-Roots perfekt in den Sound der Band gelangen (Produzent Pat Collier, einst Bassist der Vibrators und damit Weggefährte der Sex Pistols, mag da auch seinen Teil beigetragen haben), verzeiht man das gerne. Mit dem sich daraus ergebenden, perfekt abgestimmten Mix braucht man jedenfalls nicht hinter den Dropkick Murphys und Flogging Mollys dieser Welt zurückzustehen (aber das sind ja auch alles nur Amerikaner...), und Hammer-Teile wie "McAlpines Fusiliers" könnten bis auf das treibende Schlagzeug ohne Abstriche von den Dubliners oder den Pogues sein.
Irish Pubs, die was auf sich halten, wäre anzuraten, zumindest "Always Upsettin' Somebody" ins Pflichtbeschallungsprogramm aufzunehmen, zumindest wenn's mal etwas turbulenter wird. Soll das Publikum zum Träumen und Schwelgen gebracht werden, würde sich "I'll Still Be Blue Over You" hervorragend eignen, und zum Tanzen und Trinken "Hello Jakey!". Aber auch der Titeltrack (das Leben ist ein Boxkampf) ist keineswegs zu verachten.

An zwei Stellen übertreiben die "London-Irish Psycho-Ceilidh Rockers" das Gedudel und Gefidel allerdings etwas. Der übermäßig schnell gesungene Anti-Rassismus-Track "Everybody's Welcome to the Hooley!" nervt mit seiner ständigen Wiederholung der Titelzeile einfach nur noch, und "The Lilting Banshee Set", eine Aneinanderreihung mehrerer Traditional-Fragmente und eigener Kompositionen, mit dem Übermaß am titelgebenden "Lilting". Dabei handelt es sich um gälisches "Diddly-ayduloo"-Geträller, wie das Booklet erklärt - der Text könnte von Ned Flanders stammen, wie das Booklet allerdings verheimlicht.
Denn für Nichtiren und vor allem solche, die nach dem Genuß des Albums an diesem Mangelzustand unbedingt etwas ändern wollen, gibt es im Booklet zu jedem Lied neben den Lyrics umfangreiche Liner Notes, die neben Worterklärungen (für englische Slangausdrücke genauso wie für die verwendeten gälischen Brocken) auch einiges an kulturellen und historischen Hintergrundinformationen zu Irland liefern - mitunter sehr lehrreich, zuweilen durchaus unterhaltsam, und sehr aufwändig gemacht. Wie eben das ganze Album, das genau die richtige Dosis irischen Spirit mit genau der richtigen Dosis Gitarren, Drums und Bass kombiniert und einfach erstklassig funktioniert. "You don’t have to be Irish to love Neck - but it helps!" Der Nachsatz kann getrost gestrichen werden. (ys)

Unsere Bewertung:

5 / 5 Punkte

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