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Label: SideOneDummy
VÖ: 05. Juni 2009
21.09.2009 - Schon zu punkrocknews.de bin ich mehr oder weniger wie die Nonne zum Kind gekommen, aber mit dem was mir da dann als eines der ersten Werke auf den Schreibtisch respektive in die Anlage flatterte, hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Dusty Rhodes und die River Band in ein Genre einzuordnen ist eine nicht ganz einfache Aufgabe, die wohl auch nicht vollkommen zufriedenstellend erledigt werden kann. Folgende Begriffe könnten dabei fallen und nahezu beliebig vermischt werden: Folk, 70er, 60er, Rock, Indie, Pop. Eines aber sind sie ganz sicher nicht: Punkrock. Nun denn, versuche ich also, meinen vielfältigen Geschmack zu beweisen.
Den benötigt man für "Palace And Stage" ohnehin, denn wie angedeutet geht es hier musikalisch sehr breit gefächert zu Gange, was sich schon in der reichhaltigen Instrumentalisierung zeigt. Neben den klassischen Rock-Instrumenten wird insbesondere die Geige sehr intensiv eingesetzt, es finden sich aber auch etwa Synthesizer und Glockenspiele. Dank gekonnter Arrangements klingt das Ganze aber niemals überladen, sondern stets ausgeglichen, rund und eine gewisse Ruhe und Lockerheit ausstrahlend. Dass hier ausschließlich eher softes Material ohne harte Riffs und schnelle Soli geboten wird, stört überhaupt nicht - es ist somit aber sicher auch keine Musik für jede Situation, und die nächste Party mit dem Punkrock zugeneigten Publikum lässt sich damit nicht so ohne Weiteres aufpeppen. Aber das hatten wir ja schon.
Ebenfalls zur Vielfalt trägt bei, dass von fünf Bandmitgliedern sich vier abwechselnd am Gesang austoben. Allen ist eine kraftvolle Mischung aus Melancholie und Heiterkeit gemeinsam - wer so dermaßen voller Elan "There's a fight beneath the world and we are just about to fall" trällern kann wie im äußerst eingängigen "W.W.M.D.?" gleich zweistimmig geschehen, der hat schon deshalb Beachtung verdient.
Auch andere Songs auf dem Zweitling der Kalifornier im Retro-Look haben bemerkenswerte Merkmale: Das eindringliche Geigenspiel in "Blind Lead The Blind", die gerade für eine melancholische Ballade unbändige Power in "Andy", die ergreifende Schicksalserzählung "Davidians", oder der Zwang zum Mitgehen bei so einem gefühlvollen Stück wie dem Titeltrack.
Trotz des sehr eigenständigen Sounds drängen sich immer wieder Vergleiche mit anderen Bands auf: Die Halbballade "Sorry For Now" könnte - inklusive Gesang - von Aerosmith stammen, das vergnügt-leichte Popstück "So Low" mit dem zarten Gesang der Geigerin Andrea (der sonst auch im Background stets erfreulich auffällt) von Katie Melua, "The Ballad of Jim and Casey", die entgegen dem Titel gar keine ist, in ähnlicher Form von jeder besseren Indie-Band.
Und während einen das ganze Album durchgehend lächelnd mitwippen ließ, sorgt der sich vom Rest nochmal deutlich abhebende, pseudospanische und in dazu passenden Gitarrenklängen erklingende Akustikjam "Quejao" mit Witz und hühnergegackerartigem "Bababa" dafür, dass man zum Ende des Albums mit einem breiten Grinsen dasteht. Wer will da noch auf Punk beharren? (ys)
Unsere Bewertung:
4 / 5 Punkte