Mummy's Darlings - For The Bootboy's Soul!
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Label: Sunny Bastards
VÖ: 14. August 2009
01.09.2009 - “We Are Skinheads – Who Are You?!“ - diese ganz simple aber ebenso eindringliche Frage stellt sich die Münchner Oi!-Band Mummy's Darlings gleich zu Beginn auf ihrem zweiten Langspieler “For The Bootboy's Soul!“. Auch wenn die Bajuwaren nicht die ersten Skinhead-Musiker sind, die diese Frage in den Raum werfen, muss man sagen, dass es dennoch wirkt. Denn der Opener “Back To Attack!“ geht nicht nur ins Ohr, er weckt auch sämtliche Emotionen bei jedem, der auch nur annähernd einen Draht zur Oi!-Musik hat. Die Power und die Attitüde wird selbst bei den Leuten wieder geweckt, die den Geruch des Asphalts und die Liebe zur Oi!- und Ska-Musik irgendwo zwischen Bankausbildung und dem Erwerb des ersten eigenen Ferienhauses verloren haben. Man bekommt den Eindruck dass der Sound sämtliche Erinnerungen und Gefühlslagen, die mit dieser Musik und dieser Lebenseinstellung verbunden sind, aus den hintersten Ecken der Gehirnwindungen hervor zerrt und dadurch den Beweis erbringt, dass die Liebe zur ehrlichen und einfachen Schrammel-Musik unvergänglich ist. All diejenigen, die nach diesem Song erst einmal durchatmen und die aktuelle Gefühlslage wieder einordnen müssen, weil der Auftakt des Albums zu massiv und zu überraschend in den Kopf geschossen ist, werden spätestens bei dem zweiten Titel, den Gassenhauer “Lebensweg“ mitgerissen. Textzeilen wie “Auch wenn der Wind der Zeit die Erinnerung verweht – So stehst Du noch immer treu zu Deinem Lebensweg! Du wirst den Weg für immer aufrecht gehen!“ gehen mit dem dazugehörigen Chor und der unglaublich eindringlichen Melodie so sehr ins Ohr, dass es schon fast wieder schmerzt, weil der aufkommende Suchtfaktor den Eindruck einer Gehirnwäsche erweckt. So Manche werden sich in ihre Jugendzeit zurück versetzt fühlen, als man genau diese Emotionen fühlte, wenn man voller Stolz seine erste Oi!-Platte immer und immer wieder hörte und nach einer Phase der Orientierungslosigkeit in unserer heuchlerischen Gesellschaft im Zuge des Erwachsenwerdens endlich einen Lebensweg gefunden hat, der zwar provokant, dafür aber aufrichtig ist.
Der dritte Song namens “New Generation“ erhält die Gefühlslage, die durch die ersten Titel aufgekommen ist, noch einmal aufrecht und serviert dem Hörer ein paar Ska-Parts, auch wenn diese sehr rumpelig dargebracht sind. Das passt aber wiederum zum Gesang und zum Gesamtbild der Band. Auch dieses Lied hat eine eingängige Melodie, die gut ins Ohr geht. Im Vergleich zu den Auftaktstücken wirkt “New Generation“ jedoch eher wie eine kleine Verschnaufspause. Danach geht es weiter mit dem sehr eingängigen Titel “Friendship“, der wieder etwas mehr Gas gibt, jedoch immer wieder durch einen unangenehm wirkenden Chor gebremst wird, bevor der Hauptgesang zusammen mit der Melodie wieder Vollgas geben kann. Gerade dieser Kontrast sorgt aber auch dafür, dass die Hauptparts des Sängers besonders schön ins Ohr gehen, obwohl die regelmäßige Ausbremsung dem Hörer andererseits wieder den Spaß an diesem Song nimmt.
Ab dem fünften Stück geht es dann eher unspektakulär weiter. Sämtliche Titel werden in guter alter Oi!-Manier gespielt, doch besonders erwähnenswerte Hits sind keine mehr vorhanden. Dafür wird man als Hörer der insgesamt elf Liedern mit Freude feststellen, dass sich die Mummy's Darlings weiterentwickelt haben, ohne ihrem Rumpel-Oi!-Sound untreu zu werden. Der Gesang ist noch immer rau und wirkt ungeschliffen, dafür schafft es Wastl, der Sänger, noch mehr Power und – das ist die Kunst – gleichzeitig ein Gefühl für die Melodie des Songs in seinen Gesang zu legen. Man merkt dem Gesamtwerk an, dass die einzelnen Bandmitglieder allesamt Spaß an ihrer Musik haben. Dieser Spaß überträgt sich am Ende auch auf die Hörer, denn die melodiebeladenen Oi!-Songs gehen ohne Ausnahme ins Ohr, auch wenn sich in der zweiten Hälfte des Longplayers immer mehr die Eintönigkeit breit macht. Dank Tracks wie “Lebensweg“, der neben dem Rausschmeisser-Titel “Die Letzten, die heut' geh'n...“ der einzige Song in deutscher Sprache ist, hat dieses Album einen ganz klaren Mehrwert und wer in der heutigen, überladenen Musiklandschaft noch immer auf der Suche nach eigenständiger und handwerklich gut gemachter Oi!-Musik ist, der sollte mal einen Blick nach Bayern werfen. Mummy's Darlings haben knapp drei Jahre nach ihrem Debüt-Album eine solide Steigerung hingelegt und dürften spätestens jetzt in einem Atemzug mit den Größen der deutschen, aber auch internationalen Oi!-Szene genannt werden.
Das Cover des Albums hat mich aufgrund der einfachen Gestaltung zuerst enttäuscht, doch genau diese spartanische Gestaltung, die sich durch das komplette Artwork zieht, wirkt im Gesamtbild dann doch sehr ansprechend und sauber und passt wunderbar zum Sound der Platte. Das Beiheft ist gefüllt mit sämtlichen Texten und mit zahlreichen Impressionen aus dem Leben der Band. Auf der Rückseite des Beiheftes findet man unter der Trackliste den Schriftzug “Pure Skinhead Rock!“, der das Gesamtbild der Platte perfekt beschreibt. Meine Daumen gehen also klar nach oben! “For The Bootboy's Soul!“ ist eine hervorragende Platte, die jedoch leider nach der Hälfte langsam abflacht, was der Böse Fluch der guten Taten, respektive der herausragenden Hits und Ohrwürmer ist, die man gleich zu Beginn in die Gehörgänge gejagt bekommt. Das Album ist sowohl als CD als auch auf Vinyl erhältlich. (sk)
Unsere Bewertung:
4 / 5 Punkte
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