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Label: Sunny Bastards
VÖ: 14. November 2008
26.11.2008 - Die Emscherkurve 77 hat jetzt auch schon bald 10 Jahre auf dem Buckel. 1999 wurde der Grundstein für die Band gelegt. Ursprung war der Song "Die Macht vom Niederrhein", der für den Fußballverein "Rot-Weiß Oberhausen" von einigen Fans geschrieben wurde. Doch mehr als Probeaufnahmen kamen erst einmal nicht zu Stande. Erst zu Weihnachten des Folgejahres kam man auf die Idee, den Song doch endlich zu veröffentlichen. Die Folge: Seit 2001 ist "Die Macht vom Niederrhein" die offizielle Einmarschhymne des RW Oberhausen und der Grundstein für die Band wurde gelegt.
2001 kam man an das Oi!- und Punklabel Knock Out Records. Nach einigen Samplerbeiträgen und einer Split-Single hat man im Jahr 2002 dann das erste Album veröffentlicht. Das stand unter dem Motto "Lern ma deutsch!" und war ein Tribute-Sampler. Zusammen mit Bands wie Agnostic Front, The Toasters, Major Accident oder Dropkick Murphys hat man deren Songs auf deutsch eingespielt. Es folgten weitere Split-Veröffentlichungen und zahlreiche Sampler-Beiträge, doch von einem Langspielalbum, das reichlich bestückt ist mit neuen, eigenen Songs, war keine Spur vorhanden. Vor knapp zwei Jahren wurde ein neues Emscherkurve 77-Album dann endlich angekündigt. Nach einigem Hin und Her wurde es jetzt endlich unter dem Namen "Lieder aus der Kurve" auf dem Label Sunny Bastards veröffentlicht.
Wie man es nicht anders erwartet hat, kriegt der geneigte Hörer "Lieder aus der Kurve für den einfachen Mann" geboten. Geiler Schrammel-Oi!-Punk, der wunderbar zum Mitgrölen und zum Spaß haben geeignet ist. Von diversen Samplern und Live-Konzerten werden manchen Leuten schon einige Songs bekannt sein. Den "Buddy"-Song habe ich beispielsweise in meiner Besprechung zum Spencer/Hill Street Tribute-Sampler schon entsprechend gewürdigt. Die Hits auf diesem Album sind in meinen Augen ganz klar "Lieder aus der Kurve", "Blutgrätsche", "Wofür..." und "Besser als du".
Der "Keine Lieder gegen Nazis" Song wirkt dagegen etwas aufgesetzt und auch das Lied über Günter Netzer sorgt schon beim dritten Mal hören für Langeweile, so witzig er auch ist. Ein besonderes Schmankerl bietet dafür das Abschlusslied "Jawoll meine Herrn". Es handelt sich dabei um einen Coversong aus dem Rühmann/Albers Filmklassiker "Der Mann, der Sherlock Holmes war" (D, 1937). Als Gastsänger hat man Wölfi von den Kassieren arrangieren können. Allgemein ist das Stück auch ein bisschen in Kassierer-Manier eingespielt worden. Als Bonustrack gibt es noch eine musikalische Dankesrede.
Sowohl von den Texten als auch vom Sound her bietet die Emscherkurve 77 eine angenehme Mischung. Soweit man auf Oi!-Punk steht, wird man hiermit voll auf seine Kosten kommen. Die Melodien gehen ins Ohr, der Sound ist mit ordentlich Druck daher gebracht und auch die Texte machen Spaß und sind eingängig.
Die 15 Songs, die eine Gesamtspielzeit von knapp 45 Minuten haben, wurden unter anderem mit Gastmusikern von Bands wie den Broilers (Chris) oder SS-Kaliert (Benni) aufgenommen. Witzig, dass Benni von SS-Kaliert den Gesangspart bei einem Song übernommen hat, der kurz den Slime-Hit "Linke Spießer" zitiert. Auch SS-Kaliert haben den Song schon einmal in einer großartigen Version neu eingespielt.
Solche Kleinigkeiten zeigen, mit wie viel Liebe das Album aufgenommen wurde. Entsprechend geil ist auch das Ergebnis geworden. Abgerundet wird das Ganze mit einem edlen Digipak sowie einem ausführlichen Beiheft mit allen Texten und einigen Bildern. Als Bonus gibt es noch einen Emscherkurve 77 Aufnäher.
Wenn man von den oben erwähnten Durchhängern absieht, handelt es sich hierbei um ein richtiges Punkrock-Brett, das man nur wärmstens empfehlen kann. Für ordentlich viel Spaß zu hause, auf Partys und auf den Rängen ist jedenfalls gesorgt. (sk)
Unsere Bewertung:
4 / 5 Punkte