Matt Roehr - Barra da Tijuca

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Matt Roehr - Barra da Tijuca

Label: GRC / Intergoove
VÖ: 26. Oktober 2007

22.10.2007 - Die Onkelz ohne die Onkelz. Wie könnte das aussehen? Diese Frage haben sich wenige gestellt in den letzten Jahren und Jahrzehnten. Denn den meisten war dieser Gedanke fremd und abwegig, weil es so etwas für viele einfach nicht gab, denn die Böhsen Onkelz sind einfach die vier Bandmitglieder, nicht mehr und nicht weniger. Gut, die Fans vielleicht noch. Aber ein Stephan Weiler, seines Zeichens jahrelanger Keyboarder bei den Frankfurter (Proll-)Rock-Legenden, war zum Beispiel nie richtiges Bandmitglied, er wurde stets nur erwähnt. Es wäre auch nicht anders gegangen, denn den Mythos, der in den 80er Jahren in den einzelnen Szenen, in denen die Band verkehrte, entstanden ist und den man in den 90er Jahren selbst noch ordentlich ausgebaut hat, konnte man ja auch nicht einfach so zerstören. Ja und so kam es irgendwann einmal so, wie es kommen musste. Viele ahnten es, viele haben es verdrängt, als es dann soweit war, fiel es aber den Meisten wie Schuppen von den Augen, denn es war eine logische Konsequenz, dass die Böhsen Onkelz verkündeten, sich Anno 2005 zu ihrem 25jährigen Bandjubiläum aufzulösen. Denn ebenso wie ich der König der Schachtelsätze bin, ebenso konnte man, wenn man ein bisschen mitdachte und zwischen den altbewährten Zeilen las, erkennen, dass ein wichtiger Teil der Onkelz froh war, aus dem alten BO-Korsett endlich heraus schlüpfen zu können, um endlich eigene Wege zu gehen.

Nun gab es die Onkelz nur indirekt. Was das Produktive der ehemaligen vier Onkelz-Bandmitglieder angeht, gab es jetzt nur noch Einzelpersonen. Während ein Stephan Weidner schon seit den 90er Jahren von einem Soloalbum spricht, hat ein Gonzo es einfach getan und so entstand, mal abgesehen von dem Weidnerischen WM Projekt "Nordend Antistars", das erste akustische Werk eines Onkelz nach dem Ende der Band.

"Barra da Tijuca" heißt das Album und ist auf dem amerikanischen Kontinent entstanden. Gonzo nennt sich nun Matt Roehr und von den Onkelz ist so gut wie gar nichts mehr zu merken. Matt Roehr macht jetzt das, worauf er Bock hat, und das ist auch gut so! Denn das Ergebnis kann sich wahrlich hören lassen. Aber eins nach dem anderen. Um das Projekt zu verwirklichen hat der Gitarrist zahlreiche Künstler aus der Musikbranche zu sich gerufen. Das wären zum Beispiel Charlie Huhn, der oben genannte Stephan Weiler, oder Marcelo Linhare - nur um einige zu nennen.

All diese Musiker - allen voran Gonzo bzw. Matt Roehr - haben ein Rockalbum herausgehauen, welches sich gewaschen hat. "Barra da Tijuca" kann mit einer knappen Stunde spielzeit überzeugen, gerade weil man es immer und immer wieder hören kann. Geile eingängige Rock und Rock'n'Roll Songs geben hier den Ton an. Einflüsse wie Soul, Funk und Blues geben sich die Klinke in die Hand und die eingängigen Melodien und der passende Gesang gibt dem Sound noch einmal einen sanften Tritt in den Hintern, der das Ganze direkt in die Gehörgänge des Hörers manövriert, wo es ganz ohne zigfache Durchläufe hängen bleibt und dort absolut unpenetrant verweilt. Angenehm!

Was soll man dazu noch groß sagen? Matt Roehr beginnt nun die Weltweite Rockbühne zu betreten und hat nur bei zwei Dingen dort weiter gemacht, wo er mit "Adioz" aufgehört hat: Das Artwork ist ähnlich und der Bezug zu Südamerika. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass der Künstler hinter der Musik so bodenständig, idealistisch und ehrlich bleibt, wie es die Böhsen Onkelz nach außen hin immer waren. (sk)

Unsere Bewertung:

4 / 5 Punkte

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