Tomas Tulpe -

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Tomas Tulpe -

Label: Zett Records
VÖ: 05. September 2014

13.12.2014 - Wie oft bekommt man in der Redaktion einen Handbeschrieben Rohling per Post, gepresst in eine Papierhülle, ohne Booklet, Cover oder irgendein Design? Oft! Im Hause Zett-Records gibt man sich da mehr Mühe. Das neue Tomas Tulpe Album „Wir wär's mit Senf“ erreichte uns im A4-Umschlag mit hübschem Faltblatt, Pressetext, Flyer, Aufkleber und eben jener CD. Diese gab es zudem, wie für den Kunden auch, im schicken Falt-Digipack, dafür aber leider ohne Booklet. Auf dem Cover sieht man Tulpe mit Nasendusche im einen Nasenloch und einem Strahl, der sowohl Senf, als auch Fantaschorle sein könnte, der aus dem anderen Nasenloch läuft. Kontrastreich wie ein Foto von Anton Corbijn - wenn das keine Spannung auf den Inhalt weckt!

Der Opener „Ich rasta aus!“ gibt die Richtung des Albums vor. Elektronische Klänge, gewohnt basslastig, laden zum Stampfen ein. Als Gastmusiker hat man sich niemand geringeren als Buzz Dee von Knorkator mit ins Boot geholt. Textlich lässt man den Hörer auch nicht zu lang auf das erste Schmunzeln warten. Eine kleine Leidensgeschichte über das traurige Leben des Künstlers wird erzählt, bis beim Refrain der erste „Ausrasta“ folgt. Natürlich wird auch da keinem Wortspiel aus dem Weg gegangen.

Nachdem Tulpe bereits auf seinem ersten Album mit Texten über das Händewaschen aufklärte, folgt mit „Schmier mir eine Schnitte“ der nächsten Song für Jung und Alt. Eben jener Titel, der kurz vor CD-Release noch als Video veröffentlicht wurde und das Tanzniveau auf dem Album ein ganzes Stück hebt. Musikalisch ist da natürlich noch Luft nach oben, aber der Song hat einen unglaublichen Ohrwurmcharakter. Zudem macht die Nummer erheblichen Appetit.

Das dritte Stück auf dem Langspieler dürfte dem ein oder anderen ebenfalls bekannt vorkommen, da auch dieses bereits als Video veröffentlicht wurde. Mit „Issat Tach Issat Nacht“, einer groovigen Liebeserklärung an Seeed und die Hauptstadt, erklärt Tomas das Arbeitsfeld einer Sonnenbrille. Dabei legt man auch wieder sehr viel Wert auf Bass und Tanzbarkeit, aber warum auch nicht. Ebenso wummert „Knete im Kopf“ los. Leider bremst diese Nummer den Auftrieb des Albums ein wenig - etwas zu eintönig. Auch textlich leider nicht so überzeugend. „Eis“ schließt da leider direkt an. Der Refrain kracht ordentlich los und kommt auf der Bühne sicher großartig an, aber auf der CD ist mir das zu wenig.

Würde ein Album jedoch nur aus Höhepunkten bestehen, wer weiß ob man diese so zu schätzen wüsste. Und so gibt es nach der kurzen Stimmungspause mit „Hausverbot im Späti“ wieder ein echtes Highlight. Abermals werden die Leiden des jungen T. erzählt und man leidet mit. Es wird nicht aufgeklärt warum er, in einer Stadt wie Berlin, nicht in den Spätverkauf gelassen wird. Was muss man verbrochen haben? Es kann sich nur um eine Verschwörung handeln.
Es gibt Duette, die hat das Schicksaal einfach herausgefordert, so holte man sich mit Sandy Beach von den Teaserettes für „Tarzan (Eine Traume)“ einen weiblichen Gegenpart ins Boot. So verschieden die beiden Stimmen auch sind, so perfekt passen sie in diesem Song zusammen.

„Fett schwimmt oben“ schließt die erste Hälfte des Albums und wirft die Stimmung zunächst wieder etwas zurück. Solide Nummer mit viel Witz, aber auch nach mehreren Durchläufen kann ich mich mit dem Song nur mittelmäßig anfreunden – Einfach zu Midtempo. „Hamburger Schule“ wirkt hingegen wie ein Interlude, das die beiden Albenhälften verknüpfen soll.

Wie man gleich mehrere Spannungsbögen auf ein Album bringt, beweist die Auswahl des Mike Krüger Coversongs „Wir trinken wenig“, der einfach jeden auf seine Seite zieht. Klassischer Wortspielhumor, der sich für keinen Gag zu schade ist. Man mag vermuten wo Tulpe seine Wurzeln sieht. Darauf einen Martini Dry, oder doch lieber 40 Korn?!

Das wohl schönste Liebeslied der letzten Jahre gibt es in Form von „Mädchen ohne BH“, eine Hymne an den weiblichen Körper. Es ist gar nicht lang her, da gab es für Tomas nur eins: NACKICH SEIN (Jawoll!), doch erfreut er sich mittlerweile auch einfach über Unterwäscheverzicht. Wirklich tolle Nummer.
Dass Elvis nicht nur optisch, sondern auch musikalisch, zu den großen Vorbildern der elektronischen Bühnenwurst gehört, wird mit „Nimm die Hände aus den Taschen mein Junge das sieht doch nicht aus“ erneut klar. Außerdem gibt einem der Song, wie so viele seiner Lieder, nützliche Tipps für den Alltag mit auf den Weg.

Wie ein roter Faden zieht sich das Thema „Mutter“ durch das Album, was spätestens bei „F***en sagt man nicht“ jedem klar werden sollte. Sehr gute Nummer, mit der ein oder anderen musikalischen Erinnerung an bessere Zeiten. „Willst du mit mir gehen?“ wirkt fast schon etwas düster und läutet den Schlussakkord für das Album ein. Im Refrain gibt Tulpe noch mal Vollgas und berichtet abermals von seiner Leidensgeschichte. Mit der „Handball-Melodie“ (Ohrwurm vorprogrammiert) kommt eine alte Hymne zu neuem Glanz. Als Rausschmeißer auf dem Album perfekt besetzt!

Zusammenfassung: 3-5 Songs fallen einfach raus, dafür gehen 8 Titel komplett nach vorn und machen auch nach dem 5. Mal Hören verdammt viel Spaß. Besonders „Schmier mir eine Schnitte“, „Issat Tach Issat Nacht“, „Hausverbot im Späti“ und „Mädchen ohne BH“ sind absolute Anspieltipps. Dazu ne super Aufmachung! 4/5 und ich bin sehr gespannt was da als nächstes kommt! (dib)

Unsere Bewertung:

4 / 5 Punkte

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