Broilers - Santa Muerte Live Tapes

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Broilers - Santa Muerte Live Tapes

Label: People Like You Records
VÖ: 28. September 2012

30.09.2012 - Seit der „Santa Muerte“ ist inzwischen wieder über ein Jahr vergangen und der Durchbruch der Broilers, der sich seit der „Vanitas“ abgezeichnet hat, wird allmählich zur Normalität. Wenn man eine Zwischenbilanz zieht, fällt auf, dass nach einer DVD-Veröffentlichung ein Live-Album längst überfällig war. Das werden auch die Broilers gemerkt haben und so kam am 28. September „Santa Muerte Live Tapes“ auf den Markt.

Dies sorgte gerade auch bei den alten Hörern der Broilers, solange sie in all den Jahren und nach all den Entwicklungen der Band die Stange gehalten haben, für große Begeisterung. Denn die Broilers zeichneten sich nicht zuletzt durch eine langjährige und überzeugende Live-Performance aus und das endlich mal auf einem Tonträger zum Dauerhören zur Verfügung gestellt zu bekommen, dürfte ein lang gehegter Traum vieler Broilers-Fans gewesen sein. Nicht zuletzt, weil die Broilers es nicht versäumen, auch in den letzten Jahren frühe Titel aus den 90er Jahren ihrem Live-Publikum zu präsentieren.

Ich für meinen Teil habe sofort ein wohliges Gefühl bekommen, als ich das auf der „Santa Muerte Live Tapes“ präsentierte Gesamtwerk-Potpourri der Broilers zu Ohren bekam. Die Live-Atmosphäre macht gerade bei dieser Band unheimlich viel aus. In dieser Mischung und in der Kombination mit diversen Zeitsprüngen im Rahmen der Broilers-Zeitleiste diverse Titel zu hören, die allesamt seit 1999 wichtige Teile und Entwicklungsphasen in meinem Leben musikalisch untermalt haben, ist unheimlich eindringlich, ja schon fast ergreifend. Der intensive Konsum dieser Titel in den gewissen Lebensphasen hat das zur Folge, was jede Radiostation verspricht, aber niemals einhält: Der Soundtrack meines Lebens. Es mag pathetisch anmuten, aber so ist es nun einmal.

Sammys Ansagen, die sehr unterhaltsam, gewohnt pathetisch und witzig sind, passen gut in das Geschehen und das Publikum ist dezent aber passend eingemischt worden. Die Qualität der Live-Aufnahmen ist gut und die Arrangements der Titel sorgen ebenfalls für neuen Schwung in diesem musikalischen Broilers-Eintopf. Manche wird es mit Sicherheit stören, dass Klassiker wie „In 80 Tagen um die Welt“ einen gewissen neuen Anstrich bekommen haben. Mir gefällt das, da die alten Titel nur unwesentlich verfälscht werden und sie schließlich bei einem modernen Broilers-Konzert nicht genauso schrammlig gespielt werden können, wie Anno 1998. Wenn man die Lieder in dieser alten Form hören möchte, sollte man sich einfach die alten Platten anhören. Was mir ein bisschen fehlt ist die Kraft und die Energie, die diesmal an vielen Stellen fehlt. Vielleicht sind es auch nur die Titel die fehlen. Nach diversen Totalausfällen auf diversen Broilers-Konzerten zu Beginn des Jahrtausends, war ein Konzert im Jahr 2006 das Erste der Broilers, das ich einigermaßen nüchtern erlebte und somit auch auf der ganzen Linie genießen konnte. Damals begeisterte mich das Konzert so ungeheuer, dass es als schönste Live-Erlebnis in meinen Erinnerungen seinen Platz gefunden hat. Dort kam Energietechnisch noch einiges mehr durch die Lautsprecher. Ich denke da nur an die Live-Version des LoFi-Titels „Wenn Du es willst“. Aber auch „(Ich bin) bei Dir“, was auf dem Live-Album auch gut rüber kommt, aber nicht ganz so energiegeladen, wie ich es in Erinnerung habe. Vielleicht verkläre ich da auch nur etwas, vielleicht kommt so etwas durch das heimische Wohnzimmer nicht so rüber als wenn man direkt vor der Bühne steht, vielleicht ist es aber auch einfach die Entwicklung der Broilers, dass sie - ohne es abwertend zu meinen - massentauglicher wurden und sich die Musik in eine andere Richtung entwickelt, was sich natürlich auch auf das Live-Erlebnis auswirkt.

Davon einmal abgesehen und von einigen Titeln die man gerne auf dem Album gesehen hätte (aber da hat jeder Hörer so seine eigene Wunschliste, die leider nicht umzusetzen ist) gibt es nichts, was ich an diesem Live-Werk aussetzen kann. Die Broilers gehen gut ab, haben eine gut durch gemischte Liederauswahl und bringen stattliche 31 Tracks im Rahmen dieser Doppel-CD zusammen. Auf einzelne Titel einzugehen, würde den Rahmen sprengen. Wer die Broilers kennt und ihr bisheriges Gesamtwerk mag, wird seine Freude daran haben. Die Extremo-Fans, die nur die alten Sachen mögen, hat man ja immer bei solchen Karrieren und die werden sowieso nicht zufrieden sein.

Es ist aber schon auch nachvollziehbar, dass es irgendwie befremdlich ist, wenn man auf so einem Live-Album nun hört, wie unendlich große Massen diverse Liedpassagen mitgrölen, nachdem die Broilers vor wenigen Jahren noch vor kleinem Publikum spielten. Der Band ist diese Entwicklung aber absolut zu Gönnen. Just deswegen, weil die Broilers ihren Weg treu bleiben und weiterhin so verrückt und unverbogen bleiben, wie es schon immer der Fall war.

In welchen unzähligen Varianten und Editionen „Santa Muerte Live Tapes“ veröffentlicht wurde, kann ich an dieser Stelle nicht sagen. Die Rechere wäre mir auch zu blöd. Anstatt es auf CD und LP zu veröffentlichen, gibt es bei beliebten Kapellen heute leider die überflüssige Angewohnheit gefühlte 20 verschiedene Editionen zu veröffentlichen. Mir liegt die normale Doppel-CD im Jewel-Case vor, die einen tollen Eindruck macht. Die optische Gestaltung ist wieder einmal mehr als gelungen. Im 24-seitigen Beiheft gibt es reichlich tolle Bilder zu sehen, die dieses akustische Live-Erlebnis auch optisch noch einmal unterstreichen. Neben den Tourdaten und den Daten zum Live-Album gibt es noch einen kleinen persönlichen Text der Band.

Um es abschließend noch einmal kurz zu fassen: „Santa Muerte Live Tapes“ ist mal wieder eine Veröffentlichung, bei der die Broilers nahezu alles richtig gemacht haben. Wer auch die Broilers-Musik der vergangenen Jahre mag, wird an dieser Doppel-CD große Freude haben. Das Live-Erlebnis kommt super rüber und durch die Mischung der neuen und alten Hits bekommt man einiges geboten. (sk)

Unsere Bewertung:

5 / 5 Punkte

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