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Label: Sunny Bastards
VÖ:
28.06.2012 - „Alles kann... nichts muss“, so heißt der Titel des Debüt-Albums der Dortmunder Oi!-Band Dörpms. Nachdem das Album schon wieder eine Weile hier liegt, bin ich mit dem Argument an diese Rezension gegangen, was auch der Titel dieser Scheibe ist und lass mich einfach mal überraschen, was die Musik angeht und auch was ich hier so zum Besten gebe.
Dörpms heißt auf Niederdeutsch Dortmund und ich muss sagen dass mir keine Kapelle aus der Handelsstadt einfällt, die bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Dörpms fällt schon allein aufgrund des Namens auf. Musikalisch weiß man auch schnell woran man ist, denn auf dem Titelbild findet man den Schriftzug „Pils'n'Export Oi!“ - von daher hab ich mich schon auf den schönsten Rumpel-Oi! gefreut. Der wird auch gespielt, jedoch in einem qualitativ hochwertigem Gewandt, was die Aufnahme und die Produktion angeht, was zwar einerseits begrüßenswert ist, andererseits wirkt es in meinen Ohren dadurch nicht mehr so authentisch, wie man es von einer Schrammel-Combo erwartet.
Die Jungst spielen eine saubere Mischung aus Oi!, Rock und Punkrock und vergessen dabei nicht sich musikalisch als auch textlich auf das Oi!-Muster einzugrooven. Man bekommt also reichlich Bass um die Ohren gehauen, viel Gegröle inkl. Chor und Texte, die sowohl sozialkritisch sind („Totale Überwachung“), aber auch die alltäglichen Themen wie Saufen (“Pils'n'Export Oi!“), Fußball („Stadionromantik“) und bescheuerter Nonsens („Mudda in Pumps“) abhandeln.
Bei den dreizehn Titel ist also alles dabei, was man sich von einer Oi!-Band erwartet. Was mich an der Sache stört ist einerseits die Tatsache, dass es recht „glatt“ rüber kommt, außerdem finde ich wenig besondere Eigenheiten. Musik die mich mitreißt, muss mich emotional berühren, muss richtige Ohrwürmer enthalten und muss Eigenheiten haben, egal ob es der Gesang ist, außergewöhnliche Texte oder die Art, wie die Musik gespielt und arrangiert wird. Und genau das haben Dörpms leider nicht zu bieten. Von daher bleiben die Jungs eine von den unendlich vielen Gruppen die es durch Eigenleistung oder mit Hilfe eines engagierten Labels geschafft haben ein sauberes Album zu produzieren. Meistens ist es ja so, dass Bands außergewöhnlich beginnen und im Laufe der Zeit immer weichgespülter werden. In diesem Fall ist es so, dass die Band es vielen Genossen der heutigen Zeit gleich tun, und schon sehr unauffällig beginnen, was die Eigenheiten angeht.
Diese Kritik soll aber nicht darüber hinweg täuschen, dass das Album super produziert ist und Dörpms eine mehr als ordentliche Leistung abliefern. Die Musik ist gut, die Texte, soweit der Geschmack des Hörers tangiert wird. Gerade in der Oi!-Schiene habe ich weiterhin den Eindruck dass es verhältnismäßig wenig Kapellen gibt. Und die die es gibt sind nicht selten 15/16 Jährige Jungs, die in ihrem Keller musizieren und absolut nichts drauf haben, entsprechend grausam ist die Musik. Da kommt nicht einmal Keller-Demotape-Flair auf, wie bei diversen alten Punkbands. Maßstäbe wie es die Onkelz, die Rabauken, die jungen Broilers oder Loikaemie in ihrer ersten Zeit setzten, kriegen heute im Oi!-Bereich kaum noch Bands hin, soweit ich das beurteilen kann.
Wer gerne deutschen Oi! hört, der hat an der Musik von Dörpms mit Sicherheit seinen Spaß. Die abwechslungsreichen Titel gehen gut ins Ohr und man kann sie sich auch oft anhören, ohne dass sie langweilig werden, nur auf Ohrwürmer habe ich vergebens gewartet. Lediglich das letzte Lied „Musik Bier und gute Laune“ hat einige Stellen, die Ohrwurmcharakter haben.
Das Album ist super aufgemacht und wirkt sehr Edel. Die CD wird in einer Digipack-Hülle angeliefert, das außen dezent und edel bedruckt ist. Beiliegend findet man ein 16-seitiges Beiheft, das vorne noch einmal das Titelbild zeigt. Im Innenleben des Heftchens findet man alle Texte zum nachlesen, einige Zeichnungen und zahlreiche Fotos aus dem Bandalltag.
„Alles kann... nichts muss“ ist ein Oi!-Album das Spaß macht und gut ins Ohr geht. Freunde der gepflegten Oi!-Musik sollten sich die Dörpms auf jeden Fall vormerken, denn spätestens jetzt mit Sunny Bastards im Rücken werden die Herrschaften mit Sicherheit ein wenig durchstarten. Für mich fehlen aber bislang noch die individuellen Besonderheiten. Mal schauen was die Dortmunder noch so abliefern in den nächsten Jahren. (sk)
Unsere Bewertung:
3 / 5 Punkte