Tais - Doch!

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Tais - Doch!

Label: Stf
VÖ: 07. Mai 2010

22.11.2010 - Witze, meine Damen und Herren, sind im Allgemeinen eine super Sache. Mit Bierschaum und insbesondere Castor-Inhalten haben sie daher nur eines gemeinsam: Sie unterliegen dem Gesetz des exponentiellen Zerfalls. Beim zweiten Mal Hören sind sie schon nur noch halb so witzig, beim dritten, fünften, zehnten Mal wird das nicht besser. Zumal es Witze gibt, die einfach nicht funktionieren (kommt bei der Bierschaumerzeugung auch gelegentlich vor, bei Castoren hoffentlich weniger), und man sich schon nach dem ersten Mal fragt "Das war's jetzt?".

Diesen bei ihnen durchaus auftretenden Problemen trotzen die "Trei Affen im Schnee" auf ihrem dritten Album "Doch!" mit einer perfiden Dreifachstrategie. Zum einen wird das Niveau der Witze so hoch angelegt, dass da erstmal eine ganze Menge Raum für Zerfall ist. Zum anderen gibt es auch ein paar ernstere Tracks auf dem Album - immer mit einem Zwinkern geschrieben, aber eben auch mal etwa über Ideen, Taten und Chancen sinnierend. Und zum dritten, letzten und wichtigsten findet die ganze Veranstaltung auf einem technisch spannenden Level statt. Musikalisch sauber wird eine beeindruckend abwechslungsreiche Stilpalette von Punk über Akustikintros, Klassik-Fetzen oder etwa einen Song im Country-Style (die Anti-Terror-Persiflage "Cowboy", ein Highlight auf dem Album) und vieles mehr geboten, und darüber hinaus stimmakrobatische und akzentkünstlerische Talente offenbart. Das Ganze wird dann in ein ästhetisch-hochwertiges Querformat gepackt.

Dass beiden Brüder plus Bassist ihr Handwerk verstehen, beweist etwa auch das EAV-Cover "Fata Morgana", das sich sehr nah am Original hält, aber dennoch eine ganze Ecke runder als dieses klingt. Und abgesehen von den bereits angedeuteten teilweise verzichtbaren 30-Sekunden-Witzen fällt von den 21 Stücken nur eines wirklich aus. "Schlecht!?" leidet an "banal-fatalen" Wortaneinanderreihungen und Zeilen wie "Ich hab nie was gesagt, gewagt, vertagt". Wie es sich gehört, gleicht das zweiteilige "Gut!?" das mit philosophischer Message locker wieder aus. Überhaupt scheinen die Kurpfälzer sich ihrer Schwächen durchaus bewusst zu sein (das schlechte Lied heißt "Schlecht!?", einer der unnötigen Intermission-Tracks "Lückenfüller" - er wird elegant den Rhein-Neckar-Kollegen Bakkushan weitergereicht -, und in "Wissen" wird der manchmal etwas überladene Textstil mit einem "Hey, das war jetzt kompliziert, Hände hoch, wer hat's kapiert?" kommentiert). Wenn die Schneeaffen es schaffen, Derartiges dann gleich ganz draußen zu lassen, dann wird man von ihnen noch viel hören. Dieses Album ist schon nahe dran, das große Ding zu sein, und ist auf jeden Fall eine Empfehlung für alle Freunde des mit elektrischen Gitarren unterlegten Humors. (ys)

Unsere Bewertung:

4 / 5 Punkte

4 / 5 Punkte

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