Die Kassierer - Physik

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Die Kassierer - Physik

Label: Teenage Rebel Records
VÖ: 24. September 2010

23.09.2010 - Die großen Namen in der Punkszene lösen sich entweder zwischenzeitlich auf oder veröffentlichen über Jahre hinweg keine Alben. Zurück kommen sie aber alle irgendwie immer. Und so war es nun auch endlich an der Zeit, dass die mächtigen Kassierer wieder den Weg ins Studio finden, um ein neues Album heraus zu bringen. Einen ganz so langen Zeitraum wie Die Lokalmadatore haben Die Kassierer zwischen ihren letzten beiden Alben zwar nicht gelassen, doch sieben Jahre sind auch eine sehr lange Zeit.

Nach dem 2003er Album “Männer, Bomben, Satelliten“ ist nun das neuste Werk der Kassierer fertig, das auf den Namen “Physik“ hört und auch inhaltlich immer wieder dieses Thema aufgreift (Zitat: “Max Planck Max Planck Max Planck Oi!“). Diesem Album im Form einer kurzen Rezension gerecht zu werden ist meiner Meinung nach unmöglich. Zu komplex, zu wirr, zu doof und zu intellektuell ist der Output dieser Band. So einfach ist das. Genauso widersprüchlich wie sie sind, genauso polarisieren sie auch. Entweder mag man sie, oder man hasst sie. Entweder hält man das, was sie produzieren, für den größten Schwachsinn und für geistigen Diarrhoe oder schlicht und einfach für genial. Ebenso bekommen die einen Brechreiz beim Konsum der Kassierer, die anderen amüsieren sich herrlich.

Ich für meinen Teil hatte einen großen Spaß an “Phsyik“. Das ist mal wieder so ein typisches Kassierer-Album, das mit seiner Spielzeit von knapp 53 Minuten eine Menge Quantität bietet, ohne dass es qualitative Abstriche gibt. Das Werk wirkt wie eine Reise durch die wirre Gedankenwelt des Schöpfers. So gibt es wieder musikalische Ergüsse auf allen möglichen Gebieten, Lieder die Geschichten erzählen über einen rückwärtssprechenden Mann oder einen anderen Herren, der immer den Namen “Scharlatan“ niest. Weiter geht das bunte Potpourri mit einem Cover-Song (Neu: Wirtshausschlägerei, Original: Weihnachtsbäckerei), mit etwas zum Nachdenken (Zitronenhai), etwas perverses (“Ich fick dich durch die ganze Wohnung“, “Das Lied vom Kot“), etwas für den Alkoholiker (“Verliebt in Whisky, Bier und Wein“) und den überzeugten Arbeitslosen (“Nieder mit der Arbeit“). Deutlichere Sozialkritik in Form der Lieder “No Future, das war gestern“ und “Der Song von den brennenden Zeitfragen“ bekommt man zum Ende hin dann auch noch einmal serviert. Ein besonderer Höhepunkt ist in meinen Augen jedoch der Titel “Was für ein Ticker ist ein Politiker?“, im Originalen wieder von Georg Kreisler ist und entsprechend viel Spaß macht. Aber auch die anderen Lieder sind allesamt auf ihre Weise genial und machen viel Spaß. Ein weiblicher Gesangspart in “Der Mann, der rückwärts spricht“ oder der “ältere Herr“, der als Ansager für manche Stücke fungiert und den man auch schon von anderen Alben kennt, bringen wieder viel Abwechslung in die Musik. Die einmalige Art und Weise des Sängers Wölfi, die nicht zu beschreiben ist und die man, genau wie die Band, entweder liebt oder hasst, rundet das Gesamtbild in guter, alter Kassierer-Manier ab.

Das Album ist sehr einfach gestaltet und punktet lediglich durch ein paar neue Fotos der Band. Ausgestattet ist die CD mit einem 16-seitigen Beiheft, das alle Texte der auf dem Album enthaltenen Liedern beinhaltet, sowie eine Dankesliste und eine “Übersichtstafel: Die Kassierer“, eine Art Bildergeschichte, die auf zwei Seiten verteilt ist. Die Texte lesen sich teilweise sehr schlecht, weil der Hintergrund oft variiert und farblich nicht zur Schrift passt.

Fazit: “Physik“ ist ein weiteres Meisterwerk der Kassierer, das sich in jeder Hinsicht mit den bisherigen Alben der Band messen kann. In vielerlei Hinsicht kann man sogar eine deutliche Weiterentwicklung verzeichnen. Wer die Kassierer mag, wird dieses Album lieben. (sk)

Unsere Bewertung:

5 / 5 Punkte

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