Die Lokalmatadore - Söhne Mülheims

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Die Lokalmatadore - Söhne Mülheims

Label: Teenage Rebel Records
VÖ: 28. Mai 2010

09.06.2010 - Das Motto “Weniger ist manchmal mehr“ wird wohl von keiner anderen deutschen Punkband mehr gelebt als von den Lokalmatadoren. Ob es Kalkulation oder einfach nur Faulheit ist, dass die Herrschaften sich zehn Jahre Zeit bis zu ihrem aktuellen Album gelassen haben, lasse ich einmal offen. Aber vielleicht lassen sich die Jungs auch einfach nicht stressen und lassen solche Dinge einfach auf sich zukommen, ohne krampfhaft irgendwelchen Erwartungen und Verpflichtungen nachzukommen? (Eine mögliche Erklärung zu diesem Thema bietet übrigens das Lied “Langweilig“, das auf dem neuen Album zu finden ist)
Jedenfalls ist dieser eingeschlagene Weg sehr sympathisch und die Tatsache, dass sich die Lokalmatadoren auch bei Live-Gigs rar machen und nur wenige Highlights im Jahr spielen, was sich nur wenige Bands leisten können, unterstreicht diese besondere Note noch einmal.

Ihr neustes Album trägt den Namen “Söhne Mülheims“ und beinhaltet insgesamt sechzehn neue Stücke bei einer Spielzeit von einer knappen halben Stunde. Gleich beim ersten Durchlauf habe ich gemerkt, dass sich die Lokalmatadore alles in allem treu geblieben sind. Sie ziehen weiterhin ihr Ding durch und die gewohnte Spielweise und der großartige Gesang von Fisch weckt gleich wieder positive Regungen und zahlreiche Erinnerungen an den bisherigen Klassikern der Lokalmatadore. Was ich persönlich anfangs vermisste waren einerseits die Schlager-Coversongs, die mit Hits wie “Barbara“ oder “Ich lass Dir den Kochtopf...“ die bisherigen Alben der Lokalmatadore regelmäßig vergoldeten, andererseits richtige Ohrwürmer. Aber zumindest das letztere stellt sich spätestens nach dem dritten Mal hören ein. Das Tolle daran ist, dass sich im Grunde das komplette Album als Ohrwurm mausert. Der schrammelige und eingängige Sound der vier Mülheimer geht gut ins Ohr und fordert den Hörer dazu auf, den Lautstärkeregler bis zum Anschlag zu drehen. So muss dat!
Wer Die Lokalmatadore mag wird mit diesem Album wieder eine Menge Spaß haben und ich denke, dass es sich wieder hervorragend dazu anbietet, die ein- oder andere Party, respektive Saufgelage, zu versüßen. Nach einiger Zeit kristallisieren sich aus der Masse der kurzweiligen Songs mit “Arsch voll Kot“, “Ein Abend im Posthorn“ oder “V.f.B. Speldorf“ dann doch noch einige Hits heraus.

Das Artwork ist im typischen Stil der Band gestaltet. Vier Kinderfotos der einzelnen Bandmitgliedern (wenn man genau hin schaut kann man die korrekte Zuordnung zumindest erahnen) ziert das Cover des Albums. Zusätzlich gibt es das Bandlogo und den Namen des Albums im Zeitungsschnipsel-Optik. Inlay und Beiheft sind mit reichlich Fotos verziert, die einerseits die Band zeigt, andererseits Impressionen aus dem schönen Mülheim. Neben sämtlichen Texten und einer Mini-Danksagung bekommt man in der Mitte des Beiheftes noch einmal über zwei Seiten verteilt ein Bild der vier Bandmitglieder zu sehen.

Abschließend muss man sagen, dass sich die Lokalmatadore textlich und musikalisch auf dem altbewährten Level befinden, auch wenn man zugeben muss, dass sich alles ein bisschen ausgereifter anhört. Lyrische Ergüsse wie “Ich hab den Arsch voll mit Kot, denn ich bin ein Vollidiot“ oder “Du hast grad' auf Kot gebissen / wer hat auf dein Brot geschissen?“ machen dieses neue Album wieder sehr hörenswert. Die bereits oben erwähnten Schlagertitel, die diesmal fehlen, wurden diesmal ersetzt durch zwei deutsche Coverversionen von Songs der Bands Buzzcocks und Peter And The Test Tube Babies. Außerdem gibt es eine neue Version des Volksliedes “Glück auf, der Steiger kommt“. Abgeschlossen wird das Album mit einem gerülpsten Alphabet, was eine perfekte Fortsetzung des “Pillemann, Fotze, Arsch“-Songs ist, das es auf dem “Männer Rock'n'Roll“-Album in Dauerschleife als Rausschmeisser gab. Wer die hier beschriebenen Stilmittel schon abstoßend findet und die Band noch nicht kennt, sollte die Finger von dem Album lassen, alle anderen kann ich nur wärmstens empfehlen, den neuen Stücken der Lokalmatadore eine Chance zu geben. Zwar denke ich, dass dieses Werk keinen Lokalmatadore-Song enthält, der den bisherigen Klassikern gefährlich werden wird, trotzdem sind reichlich gute Stücke vorhanden, die eine menge Spaß machen und gut ins Ohr gehen. (sk)

Unsere Bewertung:

4 / 5 Punkte

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