Offenders - Anthology 1981 - 1985

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Offenders - Anthology 1981 - 1985

Label: Just4fun
VÖ: 16. April 2010

24.05.2010 - Die Offenders wurden 1978 in Texas gegründet, legten aber abgesehen von einer Single erst 1982 mit neuem, statt oldschool-britisch eher durch Kollegen wie Black Flack und D.O.A. hardcore-amerikanisch geprägtem Stil und Sänger so richtig los. Der Output ist, mit einer weiteren Single, einigen wenigen Samplerbeiträgen und den beiden Alben "We Must Rebel" (1983) und "Endless Struggle" (1985) allerdings recht überschaubar. Ab Ende 1985 schrieb die Band kein neues Material mehr, weil sich Bassist und Haupt-Songwriter Mikey Donaldson vermehrt anderen Projekten (insbesondere den erfolgreicheren Anarchopunkern MDC) widmete, 1986 folgte dann die Auflösung. Erst danach kam aber eine gewisse Popularität, die Alben der Band wurden seither mehrfach neu aufgelegt, 2006 auch als Gesamtwerk "Wanted By Authority 1981-1985". Zuvor hatte es 2002 eine kurze Reunion gegeben, der aber kein Erfolg beschieden war, zumal es wegen einer mehrjährigen Freiheitsstrafe für Sänger J.J. Jacobson nach nur einem Konzert auch schon wieder vorbei war.

Mit dem erwähnten "Wanted By Authority 1981-1985" war die Band aus nicht näher benannten technischen Gründen nicht zufrieden, und so soll mit "Anthology 1981-1985", dem ersten Release nach dem Tod von Mikey Donaldson, nun auf schwedischem Label ein Schlussstrich unter die Karriere der Offenders gesetzt werden, der ihr auch in deren Augen gerecht wird.
Dabei fällt auch hier als erstes ein technisches Problem auf: Die bunt durcheinandergemischten Tracks sind (ganz abgesehen vom ohnehin nicht berauschenden Klang) auf unterschiedlichem Lautstärkeniveau, insbesondere ist das Material vom zweiten Album deutlich lauter als das vom ersten. Immerhin sind aber die beiden Alben, die '83er Single "I Hate Myself / Bad Times" und der einzige dadurch noch nicht abgedeckte Samplerbeitrag ("Fed Up") komplett vertreten, vom Gesamtwerk wurde nur die noch mit Sänger Mick Buck 1981 produzierte Oldschool-Single "Lost Causes / Rockin' The Town" entgegen dem Titel ausgelassen.

Die Musik möchte ich alter Hardcorebanause als genretypisches Geknüppel und wenngleich wirklich positiv energiegeladenes Geschrammel bezeichnen, ihr aber keinesfalls eine gewisse Eingängigkeit sowie hier und da schöne Bridges absprechen. Und mit dem soundtechnisch ausgetüftelten, bedrückend getragen beginnenden und sich dann schnell voller Kraft befreienden "Bad Times", aber auch den von Anfang an abgehenden Stücken "Endless Struggle" (vom ewigen Kampf des Lebens), der Kampfansage "Face Down In The Dirt", dem dagegen eher verzweifelt kämpferischen "When Push Comes To Shove", der durchdringenden Selbsthass-Hymne "I Hate Myself" und dem Antikriegslied "Never Cared" und hat es auch einige echte Perlen im Programm. Auch das einzige Cover, "You Keep Me Hangin' On" von den Supremes, macht sich inkl. auffallend langem Gitarrensolo erstaunlich gut, und das ohne irgendwelche Ambitionen, hier etwa gesanglich nahe am Original (oder dem direkten Vorbild, der Version von Vanilla Fudge) zu bleiben. Diverse andere Tracks hätten durchaus ebenso Potential für Anspieltipps, die Stunde ist tatsächlich auf recht hohem Niveau gefüllt.

Die Aufmachung ist eher schlicht, kein aufwändiges Box-Set, kein Hochglanz-Digipak, nur ein in verschiedene Richtungen ausschweifender Essay von Anthony "Tony Offender" Johnson zu den Hintergründen des Albums und der Band im Booklet. Und während die meist nur mit Mühe verständlichen Texte dort nicht abgedruckt sind, gibt es zumindest einige alte Konzertfotos und -plakate für's Auge. Nett, aber nicht der ganz große Fang für die Sammlung "historischer US-Hardcore". Und so ist dann auch das ganze Album sicher eine gute Sache, die schon immer mit der Band sympathisiert haben, und für die anderen eben ein okayer - und praktisch kompletter - Einstieg in durchaus brauchbares Material, das aber kein weltbewegendes Kapitel der Musikgeschichte darstellt. (ys)

Unsere Bewertung:

3 / 5 Punkte

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