Balls'n'Boobs - Good Eduction - Bad Reputation

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Balls'n'Boobs - Good Eduction - Bad Reputation

Label: Asphalt
VÖ:

10.05.2010 - Fällt einem das Digipak "Good Education - Bad Reputation" in die Hände, fällt einem erstmal das Artwork ins Auge. Das Booklet ist als zusammengefaltetes Mini-Poster gestaltet, und auch ansonsten wurde offensichtlich viel Detailliebe und Engagement in die Fotoshoots investiert.
Beim Reinhören fällt dann auf: Ihre Oi!-Roots (nie sonderlich stark ausgeprägt, aber immerhin hieß das 2008er Debüt "Oi! to the Corpses" und erschien noch unter dem Bandnamen "Arglistige Toischung" auf Asphalt Records) hat die in München beheimatete, aber sächsisch, italienisch und (mit dem schönen Namen Ernst) philippinisch infiltrierte Truppe fallen lassen. Obwohl auf "Good Eduction - Bad Reputation" mit "Hey Fox!" und "Candlelight Corpses" auch zwei Altwerke recycelt werden, klingt nur noch "Schau mich nicht so an!" nach Streetrock (musikalisch, aber auch mit der männlichen Oi-Stimme im Duett und der Perspektive von unten). Ansonsten präsentieren sich die Psychobilly-beschwingten Horrorpunker erfreulich vielseitig, und mischen so auch mal Blues-Rock (die Gesangslinien in "She-Beast From The South-East" steigern sich bis zum Wolfsgeheul) oder Heavy Metal (schöne Gitarren in "End of Daves") unter ihr Repertoire. Die Selbstverständlichkeit, mit der sie das tun, sorgt dafür, dass alles rund und wie aus einem Guß klingt. Ebenso variantenreich wie der Sound, den sie dominiert, ist die stets perfekt passende Marge-Simpson-als-Lily-Munster-Stimme von Sängerin Jessy (exemplarisch zu bewundern im Opener "Reanimation of The Slaughtered Promqueens", während sie in der Horrorgeschichte "Candyman" fragmentorisch beweist, dass sie auch ganz anders - zuckersüß - kann). Künftig wird diese übrigens die Alleinrepräsentatorin für die Möpse-Fraktion unter jeder Menge Eiern bei Balls N Boobs sein. Gitarristin Anna stieg nach dem Release dieses Albums aus - ganz getreu dessen Titel, um ihr Abitur zu machen und danach wohl doch den verrufenen Beruf der Tätowiererin zu ergreifen.
Was der Fünfer aber in alter Besetzung abgeliefert hat, ist respektabel. Neben den genannten überzeugen vor allem das Duett mit tiefer Männerstimme in der nekrophilen Friedhofsromanze "Candlelight Corpses" und der vom klasse Chor präsentierte zweite deutschsprachige Titel, das freche "Geisterhaus". Der durch den Turbo-Fleischwolf gedrehte Johnny-Cash-Klassiker "Folsom Prison Blues" ist dagegen nicht eben ein kongeniales Meisterwerk, sorgt aber dennoch für einen kurzweiligen Moment unter vielen auf dem Album. Der Rest geht dann allerdings doch etwas in der Beliebigkeit unter - ohne jedoch damit das Gesamtalbum von seinem hohen Niveau herunterzureißen. Das kriegt eine dicke Empfehlung für alle Freunde dezent funktionierender Genremixturen und von starken, hier und dort gekonnt männlich unterstützten Frauen am Mikrofon. (ys)

Unsere Bewertung:

4 / 5 Punkte

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