Egotrip - s/t

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Egotrip - s/t

Label: 7us media group
VÖ:

02.04.2010 - Hinter dem Namen Egotrip kann sich nur ein Ein-Mann-Projekt zur selbsttherapeutischen Überwindung einer Trennung verbergen. Thorsten "Toto" Dietrich von den hessischen Punkrockern Nevermind versucht sich hier an einem soften Poppunk-Konzeptalbum zu genanntem Thema. Gleich vorweg: Dass es sich dabei womöglich um ein einmaliges Experiment handeln mag, wie im Abschlusstrack angedeutet ("Mein Egotrip wird bald zuende sein"), ist kein echtes Bedrohungsszenario für die Musikwelt. Der Sound des Albums kommt dünn daher, wirkt etwas schwachbrüstig instrumentalisiert (Freunde der elektrischen Gitarre oder des fetten Schlagzeugs werden hier kaum glücklich werden...), wird von einer wenig charismatischen Stimme begleitet, die sich durch simple Songstrukturen mit zu oft wiederholten Refrainzeilen und zu hohen Ambitionen in den Strophentexten kämpft. Richtig geile Highlights sucht man auf dem Album vergebens, dafür gibt's gleich mit Track 3 einen Totalausfall, und am Ende als zwar nett gemachte, hier aber vollkommen deplatzierte Bonustracks zwei kleine Kompositionen für Klavier bzw. Kleinorchester. Wobei gerade das Piano auch auf den sonstigen Tracks eine gewichtige Rolle spielt, öfter auch mal ergänzt von Synthesizern.

Abseits des Bemängelten ist das Gebotene gar nicht mal übel, und da es sich um ein Konzeptalbum handelt, das lose eine Geschichte erzählt, hier die Betrachtung song by song. Nach dem kurzen Intro passiert's also, dass sie Schluss macht. "Egotrip" macht sich als Trennungslied gar nicht schlecht. Etwas weinerlich, aber das ist gewollt und wird durch den eingängigen Refrain (viel besser als sonst auf der Platte üblich!) wettgemacht. Darauf folgt das sich thematisch nicht recht eingliedernde, pseudophilosophische "Sowieso", das einem seiner verkappten Witzigkeit ("Ich hab' ein' Hamster, der ist krank / Der hat keine Lust mehr, richtig zu punken / Ich war beim Arzt, der hat festgestellt / Mein Hamster macht sich zu viele Gedanken") die Fremdschamesröte ins Gesicht treibt, und wo obendrein der Versuch, sich sprachlich zu verkünsteln, gründlich in die Hose gegangen ist ("Egal ob hier oder irgendwo / Ist es so oder sowieso"). Schnell weiter zu "Flamme", wo der Protagonist zwar immer noch jämmerlich weinerlich auf die Rückkehr seiner Angebeteten hofft, das aber erneut wettmacht, diesmal durch den herrlich bittersüßen Gesang. In "Entzwei" wird die Trennung mit einer angemessenen Portion Verzweiflung schließlich endgültig realisiert - über das Lied an sich lohnt es sich aber dennoch nicht, groß Worte zu verlieren. "Splitter" zeichnet ein etwas anderes Bild - nun will er selbst Schluss gemacht haben, wie ein an platten Reimen entlanggeschriebener Text offenbart. Mit "Eine Zeile" gibt es erneut eine Pause von der Beziehungsendzeitthematik, bzw. gleich ganz von sämtlichen Inhalten - bis auf nur die eine Zeile "Nur die eine Zeile" hat das fröhliche, xylophonbegleitete und musikalisch dafür erstaunlich bissige Stück keinen Text. Der wird in "Meine Zeit in deinem Leben" umso heftiger, wo sich nach der Enttäuschung nun Wut, ja Boshaftigkeit gegenüber der Ex frei entfalten. In "Zwischendurch verzweifelt" blickt der Erzähler zurück, aber auch nach vorne, und lässt sich dabei endlich mal ordentlich von der Gitarre begleiten, sogar mit Solo. Es bleibt erfreulich rockig beim Sonnenschein-Finale "37 Grad", wo eine neue Liebe besungen und die gute Laune gleich gekonnt mit dem Zuhörer geteilt wird - schönes Stück. Wäre auch ein schönes Album geworden, wenn's mehr in diese Richtung gegangen wäre. (ys)

Unsere Bewertung:

2 / 5 Punkte

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