Eschenbach - s/t

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Eschenbach - s/t

Label: 3R Entertainment
VÖ: 13. November 2009

15.01.2010 - Eschenbach. Kein Gewässer, keine Stadt in der Oberpfalz, nein, auch keine Firma ist gemeint. Sondern eine Band. Nicht etwa eine Neuauflage der Kompositionen von Christoph Eschenbach - auch, wenn man es beim Intro mit klassischen Instrument bestückt noch erwarten könnte, sondern die des deutschen Rockmusikers Philip Eschenbach. Dessen ehemaliger Sänger Ben Tewaag (Sohn von Uschi Glas) konnte durch eine Freundschaft mit Stephan Weidner alias Der W (ex-Mastermind der Böhsen Onkelz) eben jenen dafür gewinnen, das Album zu produzieren. So weit, so gut, wäre da nicht die Inhaftierung (BILD-Leser wissen, wovon ich spreche) von Ben "dazwischen gekommen". Nun stand die Band also ohne Sänger da, aber Dank der Beziehungen des Produzenten konnten einige illustre Gäste für die Platte gewonnen werden, darunter Nina C. Alice (Skew Siskin), Yen und schließlich Produzent Stephan Weidner und (ex-)Sänger Ben Tewaag selbst. Es konnte sogar mit Riitchy ein neuer Hauptsänger gefunden werden.

Nach dem bereits angesprochenen, klassischen Intro, was nicht wirklich zum Rest der Songs passen will, darf sich Sänger Riitchy dann auch erstmal präsentieren. Dessen angekratzte Stimme erinnert mich zumindest streckenweise ziemlich an den Vogelfrei-Sänger (ob das nun auch noch an der Namensvetternschaft liegt?). Musikalisch geht es auf der ganzen Platte konstant sehr düster und mitunder schleppend zu und erinnert teilweise doch sehr stark an Weidnerische Kompositionen. Jener scheint sowieso omnipräsent auf der ganzen Platte, ob in Backgroundchören, Strophenteilen (bspw. "Schwarze Löcher") oder kompletten Songs ("Mach's gut", "Halt aus"), überall kann man die charismatische Stimme des W. vernehmen. Für "Halt aus" (urspr. "Bitte küss mich") war eigentlich der ehemalige Onkelzsänger Kevin Russell angedacht, jedoch entschied sich das Team um Eschenbach dann doch kurzfristig dazu, dass Stephan das Ganze singen soll, weil man sich nicht im Fahrwasser der Onkelz bewegen möchte (na gut, dann eben im Fahrwasser des W - Unterschied?!). Allerdings muss man dem W einen starken Job gerade auf "Halt aus" attestieren, dem Song mit dem wohl eingängisten Riff der Platte.

Auch der wie ein räudiger Hund klingende Ben Tewaag fügt sich gut in seine beiden Songs ein ("Russisch Roulette", "Warum nur?"). Nina C. Alice gibt mal wieder den weiblichen Lemmy in "Bist du Deutschland?" mit einigen charmanten "dub-di-dub"s. Den mit Abstand besten Gast-Part liefert überraschenderweise aber Yen in "Frag Dich Selbst" ab. Der mit Abstand beste Song des Albums. Textlich geht es hier (wie übrigens in dem Großteil der anderen Songs auch) um das recht ausgelutschte "Krieg-Den-Arsch-Hoch-Ding", welches ja auch vom W allzeitig gerne zelebriert wird. Weiterhin gibt sich die Platte gesellschaftskritisch und ein, zwei traurige Liebeslieder dürften natürlich auch nicht fehlen. Zu den Texten im Gesamten wie auch zum Booklet kann ich leider nichts sagen, da mir nur die Promo vorliegt.

Alles in allem habe ich einige Runden gebraucht, die mit unter recht sperrigen Songs der Compilation, äh, des Albums in sich aufzusaugen, aber ich habe mich jetzt schon öfter damit ertappt, den ein oder anderen Refrain vor mich hinzusummen. Warum schreibe ich Compilation? Nun, durch die vielen Gastparts und das Co-Songwriting vom W klingt die Platte alles andere als homogen. "Eschenbach" wird es in zukunft sicher nicht allzu einfach haben, erfolgreich zu sein, wird die Band sicherlich an diesem (recht einzigartigen) Projekt gemessen werden. Weiterhin bleibt abzuwarten, wie das Album live so zündet und ob bei der anstehenden 2010er Tour mehr Leute da sein werden, als ein Häufchen Onkelz/W-Fans. (bp)

Unsere Bewertung:

4 / 5 Punkte

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