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Label: Wirtz Musik
VÖ: 23. Oktober 2009
28.09.2009 - Ein kleines, in 3D animiertes, Baby mit roter Kappe, Tattoos, Earplug - ist das Fred Durst und die neue Platte von Limp Bizkit? Weit gefehlt, dieses Baby kommt aus Frankfurt am Main und hört auf den Namen Daniel Wirtz, welcher uns hiermit sein zweites Vollalbum präsentiert. Von lediglich Myspace-Promotion, über einige kleinere Clubtouren, einem beeindruckenden Debut, zwei Singles und Festival Auftritten bei u.a. Rock Am Ring und Rock Im Park ist Daniel Wirtz nun also beim zweiten Werk angelangt, was auf den Namen "Erdling" hört. Zur Aufmachung an sich kann ich leider nichts sagen, da mir das Album nur als digitale Version vorliegt.
Wirtz selbst nimmt hier - wie auch auf seinem ersten Album - die Rolle des Erzählers sowie des Protagonisten ein und lässt uns teilhaben an seinem Leben, seinen Gedanken - an allerhand Zwischenmenschlichen also - und drückt, mit verdammt viel Emotionen, das aus, was, seiner Ansicht nach, gesagt werden muss. Musikalisch wurde angekündigt, dass es härterer und düsterer zugehen solle, als es noch beim ersten Album der Fall war. Teilweise trifft das auch zu. Stromgitarren tauchen vermehrt auf, der Sound ist noch einen Zacken intensiver geraten und die Düsternis schwingt in einigen Songs ("Der Feind in meinem Kopf", "Kugel Kopf & Eins im Sinn") ebenso hörbar mit. Ingesamt überwiegen aber die Midtempo Nummern, welche Wirtz' Band Sub7even nicht unähnlich scheinen und ich bin gespannt, wie sehr die live zünden werden.
Der, bereits von Myspace bekannte, Opener "Im Freien Fall" läutet das Album ein und stellt - sowohl textlich, als auch musikalisch - einen Übergang zu "11 Zeugen" dar. Die erste Single soll allerdings "L.M.A.A." werden. Ein straight nach vorne rockendes Ungetüm mit einer Menge Pathos, das mit allen Kritikern, Nörglern und Kleingeistern gnadenlos abrechnet. Pathos schwingt ebenso nicht zu knapp im Übersong "Meinen Namen" mit. Wer da noch sitzen bleibt, ist nicht zu retten.
Allerdings werden die ruhigeren Töne auf der Scheibe nicht vernachlässigt. "Scherben" etwa erinnert stellenweise an Wolfs Maahns "Zauberstrassen" und auch der Ausklang der regulären Platte "Nada Brahma" ist ein Stück geworden, das den Glauben gibt, man säße direkt neben dem Protagonisten.
Zusätzlich zu den 13 Tracks gibt es mit "Leb wohl" (bereits als iTunes Bonus Track zum ersten Album veröffentlicht) und dem großartigen "Overkill" (bereits veröffentlicht auf der Single "Keine Angst") noch einen kleinen Bonus geboten. Ärgerlich vielleicht für die, die sich die Songs damals extra gekauft hatten, aber aufgrund der Qualität der Stücke durchaus vertretbar, sie der breiten Masse noch einmal zugänglich zu machen.
Mit seiner sehr bildhaften, direkten Sprache, einer außergewöhnlichen Stimme und einer unkonventionellen Musik weitab der Mainstreammechanismen (auf Soli und Standardriffs wird hier weitestgehend verzichtet), überzeugt "Erdling" auf ganzer Linie und mit jedem Durchlauf mehr. Um ganz ehrlich zu sein: die vielen Durchläufe hat es bei mir auch gebraucht, damit die Zweifel ausblieben und das Album sich voll und ganz in den Gehörgang bohren konnte.
All das und dazu noch die Tatsache, dass Wirtz das Ganze mit einigen Freunden & Mitstreitern mehr oder weniger im Alleingang durchzieht, lässt mich hier mit hohem Respekt eine klare Kaufempfehlung aussprechen! (bp)
Unsere Bewertung:
5 / 5 Punkte