André Pilz - No Ilores, mi querida – Weine nicht, mein Schatz

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André Pilz - No Ilores, mi querida – Weine nicht, mein Schatz

Umfang: 240 Seiten
ISBN: 3865460313
VÖ: 2005
Verlag: Archiv der Jugendkulturen e.V.

20.08.2007 - Dieses Buch ist hässlich, dreckig und gewalttätig. Hässlich, dreckig und gewalttätig wie das Leben, und damit eine der authentischsten Lektüren die ich seit langem in der Hand hatte. Auf Amazon hat ein Kunde sich derart geäußert: "Wenn ich ein Buch zur Hand nehme, will ich aussteigen aus dem Alltag, ich will nicht, dass er mir in 10facher Wucht wieder ins Gesicht klatscht." Treffender könnte man es nicht beschreiben.

Das Buch erzählt die Geschichte des Skinheads Rico der sich in eine farbige Verliebt, und dies in einer Sprache die, sagen wir mal, recht rau daher kommt. Viele Dinge könnte man dem Autor ankreiden. Das Buch strotz vor Klischees: Der Hauptakteur ist ein brutaler, dauernd betrunkener Skinhead. Im Buch werden viele Bereiche der Skinheadkultur ausgeblendet: das Szeneleben, die Nighter und generell die Verwurzelung im Ska werden kaum erwähnt. Und das Buch hätte auch mit weniger Sex und weniger übertriebener Gewalt funktioniert. Doch genau das wollte der Autor wohl nicht. Hier geht es nicht um eine detaillierte Beschreibung der Szene, auch nicht darum die Konflikte innerhalb der Szene aufzulösen, hier wird dem Leser ein Gefühl vermittelt. Das Gefühl für die Wut, den Hass und die Gewalt die der Hauptakteur verspürt. Ganz ehrlich hofft man während des Lesens das niemand tatsächlich mit solch einer Einstellung durch die Welt geistert, oder, dass man ihn wenigstens nie trifft. Aber gerade die Gewalt und die Wut sind es die einen packen und nicht mehr los lassen bis man das Buch durchgelesen hat.

Einiges bleibt wohl streitbar. Der Text ist gespickt mit Zitaten der „Böhsen Onkelz“, die rechtsoffene Einstellung von Rico wird kommentarlos dahingestellt, und das Ende ist … sagen wir Geschmackssache. Aber alleine dafür wie einen diese Welt aus Aggression und Gewalt packt ist das Buch allemal lesenswert. Und gerade das viele Aspekte kritisch gesehen werden können bringt einen zum Nachdenken und könnte eine recht fruchtbare Diskussion anregen. (jb)

Unsere Bewertung:

5 / 5 Punkte

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