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Umfang: 160 Seiten
ISBN: 393055948X
Genre: Sachbuch
VÖ: 2000
Verlag: Ventil Verlag
27.09.2007 - Als die Erstauflage von "If the kids are united" 1995 erschien, war es das erste deutschsprachige Buch über Punk. Inzwischen liegt das Buch bereits in seiner 7. Auflage vor und schlägt einen Bogen vom britischen Punk der 1970er über die Hardcore-Bewegung der 1980er bis zu Grunge in den 1990er Jahren. Dem Autor Martin Büsser geht es hierbei vor allem um die Kommerzialisierung des Punk und Hardcore-Genres. Er nimmt damit Abschied von Szene, in der er jahrelang zu Hause war, aber sich spätestens dann nicht mehr zugehörig fühlte, als Punk und Hardcore im Mainstream angekommen waren.
Martin Büsser studierte Vergleichende Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft in Mainz. Diesen akademischen Hintergrund merkt man seinen Texten an. Die Recherche für das Buch war mit Sicherheit aufwendig und ist gut eingearbeitet, doch es gibt auch einige negative Aspekte seiner universitären Ausbildung. Zunächst ist seine Schreibweise durchaus gewöhnungsbedürftig und bei so manchen Schachtelsätzen muss man am Ende noch mal lesen, was am Anfang stand. Auch der Stoff des Buches muss sich der Leser erst erarbeiten. Seine Kompetenz auf dem Gebiet läßt sich keineswegs leugnen, doch werden einige seiner Aussagen garantiert für Kontroversen und Diskussionen sorgen.
Büsser versucht sich an der Frage, warum Punk und Hardcore so sind wie sie sind und wie diese beiden Jugendkulturen entstanden sind. Dabei behandelt er auch das Thema Kommerzialisierung und die Aufsplitterung in viele verschiedene Szenen und vor allem den Vergleich von Punk und Hardcore. Und genau hier liegt einer der Fehler des Buches: Punk und Hardcore zu vergleichen und dabei eine der beiden Szenen als die bessere zu deklarieren ist ganz und gar nicht im Sinne der ursprünglichen Idee. Punk wird benutzt, um Hardcore in den Himmel zu loben. Er drängt bei seiner Analyse den Punk als Kultur in eine einzige Ecke und stempelt die Anhänger im Gegensatz zu den illustren Ideen des Hardcore als rückständig ab.
Ab und an weicht Büßer von seiner Linie des Akademikers allerdings ab. Nämlich dann, wenn er gegen die strenge akademische Vorschrift, keine persönliche Meinung einfließen zu lassen. Er ergreift Partei gegen Stumpfpunk oder protestantische Straight-Edge-Anhänger, was durchaus positiv ist, jedoch anders formuliert und eingearbeitet hätte werden müssen. Seine Ansichten belegt er mit einer Fülle von Zitaten aus Interviews, die er selbst führte, was wiederum unter dem Aspekt „eigene Meinung“ steht, da diese Zitate nur seine persönliche Ansicht unterstützen und keine Diskussion innerhalb des Buches führen. Man bekommt den Eindruck, als wolle er nur seine eigene Meinung verbreiten und kein sachliches Buch schreiben. Hier könnte man allerdings auch argumentieren, dass ein sachlich richtiges Buch über Punk auch überhaupt nicht möglich ist, da jedes Individuum, die in Berührung mit dieser Kultur kam, seine eigene Ansicht davon hat.
Um das Phänomen Punk und seine Nachfolger wie Hardcore wirklich zu analysieren, sind die 160 Seiten auch eindeutig zu kurz. Oft hat man bei Kapitelende das Gefühl, dass genau jetzt eigentlich der Zeitpunkt wäre, um noch tiefer in die Materie einzudringen und nicht nur an der Oberfläche zu kratzen. Trotz allem ist das Buch lesenwert, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Dennoch bin ich mir sicher, dass es jede Menge Diskussionsstoff unter den Lesern liefern wird. (sak)
Unsere Bewertung:
2 / 5 Punkte