Craig O’Hara - The Philosophy of Punk. Die Geschichte einer Kulturrevolte

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Craig O’Hara - The Philosophy of Punk. Die Geschichte einer Kulturrevolte

Umfang: 170 Seiten
ISBN: 3930559722
Genre: Sachbuch
VÖ: Oktober 2001
Verlag: Ventil Verlag

05.09.2007 - Die Frage bei diesem Buch ist zunächst einmal, ob es so was wie die Philosophie des Punk überhaupt gibt. Schließlich war die Grundidee des Punk, dass man sich eben nicht einschränken lässt und sich jeder selbst verwirklichen kann / soll, ohne dabei an Altem und bereits Dagewesenem festzuhalten. Vielleicht deswegen sagt Craig O’Hara in seinem Buch auch nicht: "Das oder das IST Punk!“, sondern er beschreibt die Ideen, die hinter dieser Lebensweise – er beschränkt Punk keineswegs auf Musik – stehen. Das fängt mit einem Vergleich vorangegangener künstlerischer Bewegungen an, geht auf das Thema der Fehldarstellungen in den Medien ein und erklärt Begriffe wie Skinheads, Fanzines, Anarchismus, Feminismus und Homosexualität, Umweltschutz und -kologie, Straight Edge und DIY und deren Bedeutung im Sinne der Punkbewegung. Dies tut er in sehr idealistischer Form und man spürt, dass er hinter dem steht, was er schreibt, zumal er seinen Worten mit Schimpfwörtern Nachdruck verleiht.
Doch manchmal ist es mir wirklich zu idealistisch. Vielleicht hätte ich als Politikstudent dieses Buch nicht lesen sollen. Zum Beispiel ist das Kapitel über Anarchismus fast zum Schwarz ärgern. Mal abgesehen davon, dass Anarchie Utopismus ist und daher unrealistisch und nicht durchführbar, bringt O’Hara auch keine vernünftigen Argumente darüber, wie das ganze schlussendlich durchgezogen und umgesetzt werden soll/ kann. Auch manche Aussagen aus dem Kapitel über Skinheads haben mich geärgert, da er durch die Blume andeutet, dass Skinheads seiner Meinung nach fast alle rassistisch und gewalttätig sind. Hier erkennt man einen Schwachpunkt des Buches: O’Hara beschreibt fast ausschließlich – von ein paar Nebensätzen abgesehen – nur die nordamerikanische Szene, die sich doch in vielen Teilen von der europäischen respektive der deutschen unterscheidet. Er geht mehr auf Hardcore als auf den klassischen Punk ein und damit eher auf eine Nische der großen Einheit "Punk“.
Dennoch ist das Buch sehr unterhaltsam und leicht zu lesen. Es gibt einige Tipps zum Weiterlesen und einige Fotos und Collagen, die relevant sind für das jeweilige Kapitel. Man kann sich gut über Hintergründe informieren, sollte aber nicht die Illusion hegen, eine Gebrauchsanweisung von Punk zu bekommen. Das Buch ist auf jeden Fall lesenswert, um einen Einstieg in die US-amerikanische Szene zu bekommen. Jedoch muss man bedenken, dass der Autor seine ganz persönliche und subjektive Sicht auf die Dinge darlegt. Dieses Buch ist keineswegs ein Handbuch über Punk und schon gar nicht über die Philosophie, die dahinter steckt. Denn ich bezweifle, dass eine so vielschichtige und von Freiheits- und Unabhängigkeitsgedanken geprägte Bewegung jemals in Buchform gepresst werden kann. (sak)

Unsere Bewertung:

2 / 5 Punkte

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