Jürgen Teipel - Verschwende deine Jugend

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Jürgen Teipel - Verschwende deine Jugend

Umfang: 375 Seiten
ISBN: 3-518-39771-0
Genre: Sachbuch
VÖ: 08. Februar 2007
Verlag: Suhrkamp

31.08.2007 - Der Doku-Roman über den deutschen Punk und New Wave beschreibt die erste Welle der Punkbewegung in Deutschland. Der Titel des Buches bezieht sich auf ein Lied von DAF und ist im Interviewstil gehalten. 1000 Interview-Stunden, über etwa drei Jahre hinweg mit ca. 100 Interviewpartnern aus der Szene vereint Teipel in diesem Buch zu zusammenhängenden Texten. Diese Interviewpartner sind die damaligen Protagonisten der Szene und sie erzählen davon, wie die Jugendkultur nach Deutschland schwappte und Musik, Literatur, Kunst und Lebensstil beeinflußte.
Dabei ist alles vertreten, was damals Rang und Namen hatte: Bands wie Fehlfarben, DAF, Abwärts, Mania D. und Mittagspause; Künstler wie Blixa Bargeld, Ben Becker und Markus Oehlen; und natürlich auch die Inhaber der ersten Indie-DIY-Labels wie Franz Bielmeier. Zu den Interviewten gibt es im Anhang einige biographische Notizen sowie eine Zeittafel von Ende 76 bis Juli 83.
Die Interviewform des Buches – die Montage der Interviews zu einem relativ fließenden Text - ist auf der einen Seite die Stärke des Buches, da es interessant zu sehen ist, was die einzelnen Zeitzeugen zu berichten haben und welche verschiedenen Sichtweisen sie auf einzelne Aspekte oder auf die ganze Bewegung an sich hatten bzw. immer noch haben. Außerdem lernt man die Urväter der Punkbewegung in Deutschland besser kennen. Doch auf der anderen Seite macht genau das das Lesen etwas schwierig. Man sollte zumindest einen Einblick in die Szene der damaligen zeit haben und einen Teil der Interviewten kennen, da es sich sonst schwierig gestaltet, immer am Ende des Buches nachzugucken, wer nun in welchem Verhältnis zu wem stand und welche Projekte die einzelnen Personen am Start hatten. Für einen „Anfänger“ oder „Außenseiter“, also jemand, der noch keine Ahnung von Punk und seiner Geschichte hat, ist dieses Buch kein guter Einsteig. Für alle anderen ist es spannend zu sehen, wie die Anfänge sich damals wirklich gestalteten, was der Ursprung war und wie sich die Bewegung weiterentwickelte.
Teipels Idee dabei war eine Objektivität der Darstellung der deutschen Punk und New-Wave-Geschichte. Das gelingt ihm gut, denn es entstehen eben Querverbindungen innerhalb und zwischen den verschiedensten Szenen und Protagonisten. Das ergibt ein Gesamtbild, das dem Leser jedoch keinerlei Interpretation vorgibt, sondern eine eigene Meinung bilden läßt.
Natürlich muss man beachten, dass auch diese Punkveteranen dazu neigen, alles zu im Nachhinein zu verherrlichen, zu glorifizieren und in Nostalgie zu ertränken. Ganz nach dem Motto: „Früher war alles besser, aber die heutige Jugend hat keine Ahnung, was Punk bedeutet.“ Darüber kann man jedoch hinweg sehen, denn dafür bekommt man viele amüsierende, lustige, schockierende und auch herzerweichende Geschichten über etwa 8 Jahre Zeitgeschichte.
Teipel ging mit diesem Buch 2002 auf eine groß angelegte Lesetour durch Deutschland. Die Lesungen wurden immer wieder unterbrochen von Dias, O-Tönen und Songausschnitten. Außerdem erschien zu dem Buch eine von Moritz Reichelt zusammengestellte Doppel-CD mit Hörbeispielen. (sak)

Unsere Bewertung:

4 / 5 Punkte

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