No Use For A Name, Far From Finished - 15.04.2008 - München, Backstage Werk

Zurück zur Übersicht | Archiv April 2008 | Archiv 2008

No Use For A Name, Far From Finished - 15.04.2008 - München, Backstage Werk

14.05.2008 - Am 15. April 2008 standen No Use For A Name und Far From Finished im Backstage Werk auf dem Programm und ich auf der Gästeliste um sie zu interviewen - was sich als erstaunlich schwierig herausstellen sollte. Denn als ich gegen 17 Uhr das Backstage betrat waren NUFAN nicht aufzufinden. So machte ich mich zunächst wieder auf den Heimweg und hoffte am Abend mehr Glück zu haben. Gegen 20 Uhr ging es also ins Werk um zunächst die Liveshow zu begutachten. Der lokale Support war zu diesem Zeitpunkt schon gelaufen sodass alsbald Far From Finished die Bühne betraten. Und erwartungsgemäß spielte die Band ein energiereiches Set, dem man anmerkt das sie gerade erst den Sprung auf die großen Bühnen geschafft haben. So boten sie ihre melodiösen Punkrock Songs, die mit einer guten Portion Rock'n'Roll gewürzt sind, mit viel Elan und Spielfreude dar. Leider sprang diese nicht wirklich auf das Publikum über, was daran liegen mag das sie in Europa noch recht unbekannt sind. So muss ich sagen das die Show super und für FFF eine klasse Möglichkeit war sich einem großen Publikum zu präsentieren, jedoch ein halbes Jahr zuvor, vor nur etwa 70 Zuschauern im Orangehouse, deutlich bessere Stimmung aufkam.

Dies änderte sich jedoch schlagartig als NUFAN die Bühne betraten. Nach inzwischen über 20 Jahren Bandgeschichte spielten sie routiniert, aber alles andere als gelangweilt, ein Set das aus einer guten Mischung alter und neuer Songs bestand. So kritisch ich zunächst war, ob sie die Präzision ihrer Studioalben auch Live umsetzen können, um so begeisterter war ich über den Beweis den sie an diesem Abend antraten. Die Songs saßen und die Vocals standen den Aufnahmen in nichts nach.

Am Ende des Konzertes wurde alsdann, etwas verschwitzt und schon gut angeheitert, ein zweiter Interviewversuch unternommen. Und diesmal hatte ich Glück. Am Merchstand traf ich auf einige Mitglieder von Far From Finished die auch sofort bereit waren mir einige Fragen zu beantworten. Da sich das Interview ein wenig chaotisch gestaltete (was durchaus an der vorgerückten Uhrzeit liegen mochte) macht es wenig Sinn dieses wörtlich ab zu tippen. So werde ich die interessantesten und amüsantesten Teile davon wiedergeben.

Wir wurden freundlicher Weise von Marc Cannata (Drums), Chris Sinnott (Gitarre) und JPesky (Bass) in ihrem Backstage Raum befördert und mit Bier versorgt, während sie uns von der bisherigen Tour erzählten - die kürzer war als eigentlich geplant. Denn direkt nach ihrer Ankunft in London wurden sie zunächst wegen falscher Visa-Unterlagen aufgehalten und dann mit einem Mutmaßlichen Bombenleger zusammen verhaftet. Einen Tag später wurden sie wieder in die USA abgeschoben. So konnten sie erst mit einer Woche Verspätung zum ersten Konzert mit NUFAN anreisen. Was ihre Stimmung jedoch nur bedingt trübte da sie die Touren in Europa immer genießen. Wie sie erzählen werden Bands in den USA deutlich schlechter versorgt. So ist es für sie nicht nur ungewöhnlich das sie einen Tourbus bekommen haben, sogar über den kostenlosen Alkohol für die Bands konnten sie sich freuen. Dabei ist diese Europa-Tour bereits die dritte der Band. Davor waren sie einmal als Support für die Dropkick Murphys und Less than Jake und auf einer Headliner Tour unterwegs - auf der Drumer Marc fast der guten Versorgung zu Opfer gefallen wäre. Denn der volltrunkene Versuch einen Käse zu essen endete mit einem fast abgeschnittenen Finger und einem kurzen Aufenthalt in einem italienischen Krankenhaus. Auf die Frage danach, was die Bandmitglieder denn außerhalb der Band machen wurde zunächst mit viel Gelächter und der (nicht ernst gemeinten) Bitte das Diktiergerät abzuschalten geantwortet. Denn die meisten Bandmitglieder arbeiten in der gleichen Unterhaltungsfirma, nur Sänger Steve arbeitet in einem Stripclub an der Bar.

Danach kam das Thema wieder auf den Tour-Alltag der Band. Und wieder betonen sie das Bands in Europa hundert mal besser behandelt werden als in den USA. Zudem sei es deutlich einfacher für US Bands nach Europa zu kommen als anders herum. Wobei sie glauben das es daran liegt das die amerikanische Szene zu verwöhnt mit Shows ist. Selbst sie wissen nie ob das nächste Konzert in den Staaten ausverkauft sein wird, oder ob eventuell nur 20 Besucher kommen. Abschließend wollte ich noch wissen wie FFF ihre Songs schreiben worauf ich zu hören bekam: "At the Piano... naked!"

Und dann lief uns glücklicher Weise noch Tony Sly von NUFAN über den Weg, der uns auch noch schnell einige Fragen beantwortete, während er sich die aktuellen Southpark Folgen auf seinen Laptop zog. So erzählte er uns das es ihn selbst immer wieder überrascht wenn das Publikum die alten Songs nicht kennt. Erst dann fällt ihnen wieder auf das sie schon seit 20 Jahren unterwegs sind und bereits 9 Platten veröffentlicht haben. Doch trotz einiger Anfragen von Major Labels haben sie sich immer wieder dagegen entscheiden. Denn ihnen scheint es wichtiger zu sein weiterhin ihren Sound zu machen, als damit das große Geld zu verdienen. So schüttelt Tony Sly auch den Kopf nachdem ich ihn nach der amerikanischen Punkrockszene frage. Für ihn stand immer fest das NUFAN sich nicht auf Deals einlassen, bei denen ihnen hinein geredet wird und so kann er nicht verstehen warum junge Bands sich für eine geldbringende aber meist kurze Karriere von großen Labels signen lassen. Als letztes erzählte er noch das sie sowohl ihre alten als auch ihre neuen Songs gerne live spielen da sie mit ihnen ganz bewusst unterschiedliches Publikum erreichen und auch zusammen bringen wollen. Dabei freut es sie wenn Zuhörer, die bis dahin nur neuere Songs wie "For Fiona" kannten, auch gefallen an ihren alten Songs finden.

So kam ich doch noch an meine Interviews auch wenn diese etwas weniger strukturiert als eigentlich erhofft ausfielen. Was dem insgesamt grandiosen Abend nichts anhaben konnte. (jb)

Mehr zum Thema

News

Reviews

Interviews