Thees Uhlmann, Zugezogen Maskulin - 13.03.2014 - Magdeburg, Altes Theater

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Thees Uhlmann, Zugezogen Maskulin - 13.03.2014 - Magdeburg, Altes Theater

17.03.2014 - Der 13. März sollte ein höchst ungewöhnlicher Tag für mich werden, denn am Abend wartete ein Künstler im Alten Theater zu Magdeburg auf mich und viele andere, von dem ich mir vor Jahren nicht ansatzweise vorgestellt hätte, ihn mir freiwillig live anzusehen. Horizonterweiterung nennt man das wohl. Seiner ehemaligen Band Tomte konnte ich genau ein gutes Lied abgewinnen, allerdings war mir das immer zu sehr Hamburger Schule und zu wenig Rock ‘n‘ Roll. Eines Tages bekam ich jedoch die zweite Soloplatte von Thees Uhlmann („#2“) in die Hand und das war dann schon eine ganz andere Hausnummer.

Noch völlig berauscht und begeistert von seinen beiden Solo-Werken, war Magdeburg ein absoluter Pflichttermin für mich und für den ließ ich auch die Konzerte einiger anderer Künstler sausen, die ich vor Jahren noch gnadenlos gefeiert hätte. Man wird alt? Mitnichten! So sieht das wohl auch Thees himself, denn als Support hatte er sich die Berliner Rapper Zugezogen Maskulin ins Boot geholt, die er netterweise gleich mal höchst persönlich ansagte. Die legten dann auch pünktlich los, konnten jedoch das Publikum - eine Mischung aus betagteren Leuten, die in ihrer Freizeit auch gerne mal Bruce Springsteen hören und jungen Indie-Mädels mitsamt ihren Freunden - wohl zu keiner Zeit auf ihrer Seite wähnen durften. Ambitioniert führten die drei durch ihr Set, punkteten mit selbstironischen und intelligenten Ansagen, gefielen mir am Anfang sogar durchaus und dennoch, es half alles nichts: Die Stimmung nach ihrem Set, das zudem viele Songs mit drückender Atmosphäre beinhalteten, war am Boden und alle sehnten sich nach Thees Uhlmann. Und besserem Sound. Der war nämlich - gelinde gesagt - absolut grauenhaft.

Kurze Umbaupause. Ein Schnack hier und da in dem vielleicht zu drei Viertel vollen Alten Theater und dann ging’s los: Mit „Weiße Knöchel“ eröffnete er das Set und man konnte die der Anspannung folgende Erleichterung förmlich explodieren sehen. Die Band war hervorragend aufgelegt. Die Leute gingen mit. Thees hatte sie. Hatte uns alle. Mit einem Set, hauptsächlich bestehend aus den Songs seines ersten Outputs, seinen etwas schrulligen, jedoch energischen Bewegungen und den berührenden sowie witzigen Anekdoten zwischendurch. Letzte waren wirklich ganz großes Kino und hinterließen einen in Verbindungen mit den Songs (die perfekter nicht hätte sein können) auch schon einmal mit einer Träne im Knopfloch („Römer am Ende Roms“). Allein dafür würde ich Geld ausgeben.

Ansonsten machte die Band und insbesondere der Drummer bei absoluten Set Highlights „Vom Delta bis zur Quelle“, „Zugvögel“, „Es brennt“ mächtig Druck. Zwischendurch gab’s mit Songs wie „Der Fluss und das Meer“ und dem Toten-Hosen Cover „Liebeslied“ (es sei dir verziehen, Thees) immer wieder ruhigere Momente, die man dankbar annahm. So entließ uns Thees mit „Kaffee & Wein“ und „Die Toten auf dem Rücksitz“ nach 17 Songs in die Nacht.

Fotos. Platten. Narben. Hoffnung. Vielen, vielen Dank Thees Uhlmann für diese Show! (bp)