Lights - 21.09.2012 - Berlin, Crystal

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Lights - 21.09.2012 - Berlin, Crystal

16.11.2012 - Es ist doch immer wieder erstaunlich: Da gibt es eine junge kanadische Sängerin und Multiinstrumentalistin, die in der Heimat riesige Venues füllt und sogar mittlerweile über eine Million Facebook-Likes hat. Und in Deutschland? Eine Tour als Support für Owl City und das war’s. Im Herbst 2012 stand nun aber die erste Headliner Tour durch Deutschland und Europa an, die natürlich auch einen Stopp in der Hauptstadt machte. Als Location hierfür wurde das Crystal auserwählt, was noch vor gar nicht allzu langer Zeit lediglich als Raucherraum des Columbia Clubs – richtig, der etwas kleineren Columbia Halle – diente. Es sollte also eng und stickig werden – warum auch nicht? Doch ganz nach dem Motto „klein aber fein“ ist der Crystal Club wohl einer der Läden in Berlin mit dem meisten Chic. Selbst die Toiletten sahen – komplett schwarz gefliest und mit fluoreszierendem Licht – wahnsinnig futuristisch aus.

Während sich die ersten Leute in der Schlange einfanden, konnte man schon feststellen: Der Altersdurchschnitt heute Abend sollte nicht allzu hoch ausfallen. Nun ja, sind wir auch mal ehrlich: Bisher ist Lights auch eher durch superseichte Popmusik (Album: „The Listening“) als durch ihr wesentlich reiferes Elektro-Rock Album „Siberia“ bekannt geworden. Mit der Zeit füllte sich der Biergarten allerdings immer mehr mit Publikum, das man eher auf einer Rock Show erwarten könnte. Das kam auch nicht von ungefähr, denn das Crystal teilt sich den Biergarten mit dem C-Club, in dem am selben Abend die Jungs von H-Blockx spielen sollten. Um ehrlich zu sein, hätte ich mich da auch eher erwartet, aber Lights hat eben das gewisse Etwas, was einen dazu bemüßigt, sich auch mal ein Popkonzert reinzuziehen.

Nun aber zum Konzert: Ein wenig ärgerlich & wahrscheinlich auch dem jungen Publikum geschuldet, war der überpünktliche und noch vor 20 Uhr startende Headliner. Die Vorband verpassten wir komplett, da wir draußen noch gemütlich im Biergarten saßen. Lights jedenfalls begann, komplett von Keyboards & Synthesizern umgeben, mit der dritten Single „Banner“ ihres aktuellen Albums „Siberia“. Schon hier wurde klar, dass die Fans, die inzwischen das familiäre Crystal komplett ausfüllten, extrem textsicher sind und der bezaubernden Kanadierin während des gesamten Konzerts regelrecht an den Lippen kleben sollten. So pushten sich Publikum und Lights (& Band) gegenseitig Song für Song immer weiter, was die Musiker sichtlich überraschte und das Konzert immer dynamischer machte. Gespielt wurden, bis auf die Ausnahmen „Drive My Soul“ und „River“ übrigens fast ausschließlich Songs vom aktuellen Album und sogar eine Covernummer hatte sich in die Setlist eingeschlichen. Nämlich „Heart Of Glass“ von Blondie, was Lights in ihrer ganz eigenen Art und Weise intonierte. Generell war es einfach eine Freude, einer Popsängerin zuzusehen, die so viel anders zu sein scheint als die 0815-Mainstream-Plastik-Barbie. Mein persönliches Highlight „Suspension“ brachte die Fans dann nochmal richtig zum Ausrasten und nach einer Zugabe mit dem Hit „Toes“ war dann auch schon Schluss. Während die H-Blockx quasi nebenan noch wüteten, ließen sich die Fans noch am kleinen Merchstand aus und versorgten sich mit allerlei Lights-Devotionalien.

Fazit: Mit einer 12-Song-Setlist ein recht kurzes Vergnügen, was sich trotzdem mehr als gelohnt hat. Leute, wenn ihr neben der härteren Gangart auch mal gutgemachte Popmusik mit Elektro- und Rockeinflüssen hören wollt: LIGHTS! Bis hoffentlich zur nächsten Deutschlandtour, liebe Mrs. Poxleitner! Dann will die Dame auch komplett Deutsch sprechen können – versicherte sie mir jedenfalls im Interview, was ihr noch dieses Jahr zu Gesicht bekommen werdet. (bp)