Rock im Stadtpark 2012 - 03.08.2012 bis 05.08.2012 - Magdeburg, Stadtpark

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Rock im Stadtpark 2012 - 03.08.2012 bis 05.08.2012 - Magdeburg, Stadtpark

20.08.2012 - Wie bereits von uns angekündigt, fand am ersten August Wochenende das „Rock im Stadtpark 2012“ statt. Als man, am ersten von drei Tagen, zur Mittagszeit in den Magdeburger Himmel schaute, sahen die Vorzeichen mehr als grau aus. Doch pünktlich zum Festivalbeginn sollten sich die dunklen Wolken verziehen und ein sehr buntes Publikum im Rotehornpark einfinden.
Für mich ging es dann direkt mit „Mr. Irish Bastard“ los. Die netten Folk-Punker legten sofort mehr als gut gelaunt los, und die, die sich bereits auf der grünen Wiese eingefunden hatten, feierten sofort mit. Als die Band es dann vorzog die Bühne zu verlassen, um mit versammelter Mannschaft im Publikum weiter zu mucken, war der Auftakt für mich erst mal perfekt.
Da dieses Festival auf 2 Bühnen stattfindet, die das Programm quasi nahtlos ineinander übergehen lassen, war nicht viel Zeit um zu verschnaufen. Prompt standen „Luxuslärm“ auf der etwas größeren Mainstage. Schnell zeigte sich wie gemischt die Musikauswahl für dieses Wochenende aussehen sollte, da man nun schon sehr mit Pop(-Rock) konfrontiert war. Nichts für jeden Geschmack aber beim, vor der Bühne versammelten, Publikum kam's gut an.
Auf der kleinen Bühne machten sich währenddessen „Ich kann fliegen“ warm und sie sollten noch nicht wissen was sie erwartet. Mit bester Laune starteten die Jungs, bis nach kurzem der Sound nahezu weg war. Die Band schien davon zunächst nichts zu merken und so wurde erst mal weitergespielt doch schnell stellte sich heraus, dass es sich um größere technische Probleme handeln sollte. Band und Fans versuchten es zunächst mit lauterem Gesang bis die Bühnentechniker kurzerhand die Monitorboxen ins Publikum drehten und die Band quasi blind spielen ließ. Sowas hab ich bisher noch nicht gesehen, jedoch Hut ab für eine ziemlich kreative Lösung des Problems.
Lauter und mit vollem Sound sollte es dann auf der Hauptbühne weitergehen, auf der auch überpünktlich „Royal Republic“ standen, die sofort alle Sorgen um den Klang vergessen ließen. Die sympathischen Schweden ließen sich, auch ohne Soundprobleme, dankbar gesanglich von ihren Fans unterstützen. Selbst für Zuschauer, die diese Band bisher noch nicht gesehen haben, wurde es schnell zu einer überraschend guten Party. Nicht zuletzt, da zum Abschluss noch Coverversionen von Black Sabbath und Motörhead raus gepustet wurden.
Als es dann wieder zurück auf die Nebenbühne ging kam man schnell wieder auf den Boden der Tatsachen, denn leider wurde das Soundproblem immer noch nicht gelöst. Die Leidtragenden waren in diesem Fall die „Ohrbooten“. Die Reggea-Berliner zeigten jedoch, dass Publikumsnähe und Spaß bei der Sache wichtiger sind als der glasklarer Klang. Es wurde getanzt, gepogt und in erster Linie lautstark jedes Lied abgefeiert. Da zeigte sich schon die Souveränität aus fast 10 Jahren Bandgeschichte.
Mit weitaus kürzerer Bandgeschichte sollte der Headliner die Bühne entern. Für eine Band, die genauso alt ist wie das Festival selbst, war es schon erstaunlich, dass „Jennifer Rostock“ bereits zum 3. Mal das Festival als Headliner unterstützten. Schnell wurde klar, dass man sich da die richtige Band ausgesucht hat um den ersten Abend zu beenden. Sängerin Jennifer Weist, die ganz Magdeburg zu einer rechten Schamlippe verwandelt hat (was immer das auch heißen mag), wusste zu 120% wie sie mit ihren Zuschauern umgehen musste. Da wird mal eben ein Kerl auf die Bühne gerufen, der es sich gefallen lässt von der Frontfrau „verwöhnen“ zu lassen. Oder man fordert das versammelte Frauenvolk spontan zum Blankziehen auf. Ob Männlein oder Weiblein: Viele grinsende Gesichter auf dem Weg nach Haus.

Am 2. Tag sollten die Jungs von „Johnny Rockskin“ den Auftakt starten. Knackiger Rock'n'Roll mit unglaublich viel Herzblut und das alles so früh am Mittag. So war man sofort wieder warm, was nicht zuletzt auch am super Wetter lag – ein sehr guter Start in diesen Festivaltag. Nebenbei sei erwähnt, dass die Technik-Probleme vom Vortag scheinbar gelöst waren.
Auf der Mainstage ging es weiter mit „Alpha Acadamy“ aus Göttingen. Viel hat man tatsächlich noch nicht gehört von der Band, was nicht verwundert, wenn man überlegt, dass sie erst 5 Jahren zusammen unterwegs sind. Die Show war nett, leider aber auch nicht viel mehr, so fiel die Entscheidung nicht schwer im Schatten zu entspannen und die Kräfte für die kommende Band zu sparen. Doch brauchte ich wirklich Kräfte dazu?!
Es folgten „Tonbandbandgerät“ und ganz kurz: Das war einfach nicht meins. Musik und Bandmitglieder wirkten auf mich wie eine mittelmäßige Schülerband, lustlos und fad. Das scheint zunächst rein Subjektiv zu sein, aber ich hatte das Gefühl, dass bei Johnny Rockskin mehr los war. Aber alles ist reine Geschmackssache!
Apropos Geschmackssache: Es folgte Punk! Und ich meine nicht Skatepunk oder Skapunk, EINFACH PUNK! Die alten Männer von „Dritte Wahl“ betraten die Bühne und das Publikum rastet herrlich aus. Dass die Jungs, mit ihren 26 Jahren Bandgeschichte, wohl am meisten Bühnenerfahrung mit auf das Festival gebracht haben merkte man schnell. Als dann „Greif ein“ gespielt wurde verlor ich mich kurz in Erinnerungen: Ich mit zerrissenen Hosen, dem Skateboard unter dem Arm, gefärbten Haare, dem billigsten der billigsten Biere in der Hand und dazu lief „Schlachtrufe BRD IV“.
Doch zurück zur Gegenwart, denn machte sich die „Sondaschule“ für ihren ersten Auftritt in Magdeburg zurecht. Mit sehr hohen Erwartungen bin ich gerade an diese Band gegangen und wurde überhaupt nicht enttäuscht. Sänger Costa gab von Beginn an Vollgas und schnell sah man 2 Punkrocknews-Mitarbeiter mitten im Pulk. Kurzzusammenfassung: Ska, Trompete, Pogo, Hupen, Sitzpogo, Sitzcrowdsurfing, Schnapsspritzpistole und ein gut gelaunter Sänger der mit einer Zuschauerin Bikini-Oberteil gegen seine hübsche grüne Krawatte tauschte.
Weniger freizügig, jedoch nicht weniger unterhaltsam, sollte es dann auf der großen Bühne weiter gehen. Nach Dritte Wahl und Jennifer Rostock sollte der dritte Rostocker in Form von „Marteria“ auf der Matte stehen. Eigentlich konnte ja von „irgendeinem“ Rapper auszugehen sein, aber was da live abgegangen ist war doch schon sehr überraschend. Sofort waren nicht nur Hip Hop Fans sondern auch Rocker, Punker und alles was da sonst rumlief, außer Rand und Band und auch meine Augen wurden von Titel zu Titel größer. Highlights waren gar nicht auszumachen, zwischen grünen Bengalos und den längsten (oder den meisten) letzten 20 Sekunden des Auftritts. Dieser Rapper ist auf jeden Fall jedem zu empfehlen! Von hier aus auch Grüße an seine Mama! ;)
Dann sollte es doch wieder etwas rockiger zur Sache gehen mit „Bakkushan“. Die Mannheimer, die kurzfristig für Turbostaat eingesprungen sind, hatten es zunächst schwierig den Stimmungsbogen aufrecht zu erhalten, nach dem was vor ihnen stattfand. Jedoch sollte ihnen das leichter fallen als Gedacht und so gab's satten Deutschrock auf die Ohren und das Publikum feierte weiter.
Pünktlich zum Mainact des zweiten Tages füllte sich die Luft mit einem süßlichen Geruch und „Gentleman“ enterte die Bühne. Und auch er wusste noch eine Schippe draufzusetzen – sehr praktisch wenn man als Headliner spielt. Die Song-Auswahl war gut abgestimmt aus unveröffentlichten Songs und wahren Evergreens. Publikumsnähe stand dabei ganz weit oben. So wurde mit Schienenkamera im Pressegraben auf und ab gefahren, bis man schließlich gänzlich im Publikum versank und sich singenderweise die Band aus der ersten Reihe beim Spielen an sah! Man sieht selten Musiker die ihre Musik so sehr leben wie er. Schöner Abschluss dieses Tages!

Tag 3 begann mit „In my Days“, die wohl den kürzesten Anreiseweg hatten. Es war zwar noch nicht wirklich voll vor der Bühne aber die Indierocker aus Magdeburg hatten ihr Publikum schnell im Griff, auch wenn die Klampfe von Gitarrist Steven nicht zu hören war. Sänger Dennis jedoch versuchte das mit sympathischen Ansagen wieder gut zu machen. Und natürlich muss es kein schlechtes Omen sein wenn das Publikum zum größten Teil aus Mädels besteht. Lustigerweise sei es zu erwähnen, dass ich während des Auftritts auch noch die Bühne enterte…
Es folgte wieder Ska-Musik mit „The Busters“. Traurig dabei, dass der Funke, bis auf wenige Ausnahmen, nicht auf das Publikum überspringen wollte. Die 10 Männer aus Baden-Württemberg gaben ihr bestes aber es schien nicht zu reichen. Es war wohl noch zu früh.
Weniger verhalten ging es weiter mit den Jungs von Harthof, die sofort wussten was sie tun mussten um die Zuschauer zu überzeugen. Wer das RIS ein wenig verfolgt hat weiß, dass die Berliner nicht das erste Mal im Rotehornpark zu Gast waren. 2012 wollte man auf jeden Fall noch einen draufsetzen, so stieg der Sänger kurzerhand in eine Kiste und ließ sich von den Fans über den halben Platz tragen – Auf jeden Fall mal eine sehr einfallsreiche Crowdsurfing-Variante. Wird wohl nicht lang dauern bis sich die Jungs einen höheren Slot im Line-Up erspielen werden.
Die „Emil Bulls“ sollten mal wieder nicht ganz zum Rest der Musik passen, aber welche Band bei Rock im Stadtpark passt schon zu Rock im Stadtpark. Die bunte Mischung macht dieses Festival wirklich aus. Die Münchener gingen laut und schnell nach vorn und schafften es den einzigen wahren Circle Pit auf die Beine zu stellen. An dieser Stelle möchte ich mal Wikipedia zitieren: „Sie spielt in der Besetzung zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Sänger/Gitarre.“ – Verflucht!!! Wie kann man eine Band, die die Bühne so sehr zerlegt, auf so emotionslose Art und Weise runterbrechen? Die Show war der Hammer!
Die Kollegen von „Montreal“ hatten es nicht leicht da anzuknüpfen. Punkrock war zu erwarten, aber das was auf das Publikum losgelassen wurde hatte irgendwie nicht viel mit Punkrock zu tun. Auch hier erwähne ich gerne, dass alles Geschmackssache ist, aber diesen Co-Headliner-Slot für den letzten Tag konnte nicht nur ich nicht verstehen.
Voll wurde es dennoch als sich der letzte Act des Wochenendes auf der Mainstage einfand. „The Boss Hoss“ sollten das Publikum einen gebührenden Abschluss bieten. Zu erwarten war kein Rock'n'Roll sondern eine gute Country-Rock-Show und das gab's auch. Das Publikum feierte von Beginn an mit und zu späterer Stunde wurden sogar die Damen mit auf die Bühne gerufen, um die Band zu unterstützen.
Nach 3 Tagen Feierei, einigen Problemen, vielen dunklen Wolken, viel mehr Sonnenstrahlen und der schönsten grünen Wiese der Region ging das „kleine“ Festival Rock im Stadtpark zu Ende. Klar gibt es einige (!) Baustellen, die es zu beheben gilt, aber ich freue mich auf eine gelungene Vorsetzung im kommenden Jahr! Macht so weiter! (dib)

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