Rock im Stadtpark - 05.08.2011 bis 06.08.2011 - Magdeburg, Stadtpark

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Rock im Stadtpark - 05.08.2011 bis 06.08.2011 - Magdeburg, Stadtpark

10.08.2011 - So ein richtiges Musikfestival hatte meine Heimatstadt Magdeburg ja bisher leider nicht zu bieten, umso erfreulicher ist, dass das Großevent Rock im Stadtpark auch 2011 in eine neue Runde geht. Was in den vergangenen Jahren schon so gut funktioniert hat, sollte dieses Jahr also noch übertroffen werden - alleine das aufgestockte Bandbilling (inkl. zwei Bühnen) ließ dies vermuten.

Freitag. Aufgrund meiner weiten Anreise aus Chemnitz sollte das Festival für mich mit dem Ende von Harthof starten. Viel bekam ich leider nicht mehr mit, jedoch schienen die Jungs aus Berlin ihren Job ganz gut zu machen, begeisterten sie doch mit ihrem Indie-Rock die Zuschauer vor der Bühne. Indie und Magdeburg - das passt seit jeher wie die Faust auf's Auge, doch dazu später mehr. Der Altersdurchschnitt der Zuschauer ließ sich schwer schätzen, befand sich aber eher im jüngeren Bereich. Zwar waren auch einige ältere Semester anwesend, jedoch bestand der Großteil des Publikums aus Jungen und Mädchen um die 16-20 Jahre. Warum auch nicht? Soll doch noch mal jemand sagen, Magdeburg geht der Nachwuchs aus.

Die erste bekanntere Band an diesem Nachmittag bestand aus den Jungs von Bakkushan, die eine solide Show ablieferten und das Publikum mächtig abging. Egal ob Mitsingchöre oder Tanzeinlagen - alles stellen die Herren auf die Beine. Sicher nicht zuletzt durch ihre wohl bekannteste Zeile "Baby, du siehst gut aus - ich will dich tanzen sehen". Promomäßig waren Bakkushan auch gut ausgerüstet, trugen doch viele der Anwesenden Aufkleber mit Textzeilen der Band zur Schau. Guter Auftritt, jedoch fiel hier schon ein Manko auf, welches sich durch das komplette Festival ziehen sollte: der Sound. Leider meines Erachtens ziemlich verwaschen und gerade die Rhythmusfraktion aus Bass und Schlagzeug kam nicht so klar rüber, wie man sich das gewünscht hätte.

Es folgten Bosse auf der kleinen Bühne und diese gaben die Kuschelrocker. Vielleicht auch ganz gut gewählt, so konnten sich die Leute erstmal ein wenig ausruhen, die Jungs mit ihren Mädels knutschen und die verlorenen Seelen ihrer vergeblichen Liebe hinterher weinen. Ach, ist das Leben nicht unfair? Ja, ja. Musikalisch war das für mich alles eine Spur zu melow und soft, sodass ich mir die ganze Sache eher vom Bierstand aus ansah. Auch fehlte es etwas an Variation in den Songs.

Enden sollte der Freitag mit der Band, die da auf den Namen Jennifer Rostock hört. Eine Truppe irgendwo zwischen rotziger Punkrockattitüde und gefälligem Mainstream. Musikalisch durchaus gar nicht schlecht und auch die Elektroeinlagen machten wirklich Spaß. Wirklich ansehnlich war auch der Auftritt von der Frontsau Jennifer selbst, die mit knallenger Hose und aufgerissenem T-Shirt nicht nur die Jungs in den ersten Reihen betörte. Irgendwo zwischen sexy und eben rotzig tanzte, sprang und schrie sie sich über die Bühne und machte dabei eine ausgezeichnete und äußerst selbstsichere Figur. So war sie sich auch nicht zu schade über ihre Titten und den Schwanz ihres Bassers zu plaudern. Das Set bestand hauptsächlich aus eher neueren Songs, jedoch durfte die Erfolgssingle "Kopf oder Zahl" natürlich nicht fehlen. Dazu holte Jennifer ein Mädchen aus dem Publikum auf die Bühne, drückte ihr Whiskey und Mikro in die Hand und meinte: "Mach mal - viel Spaß!". Etwas verloren stand die Kleine dann auf der Bühne, aber die Zuschauer feierten sie ordentlich ab. Insgesamt ordentlicher Auftritt (vor allem auch der Song mit dem War From A Harlots Mouth Shouter) mit durchschnittlichem Sound. In kleineren Clubs sicherlich besser aufgehoben!

Samstag. Erster Blick aus dem Fenster und was war das? Immer noch Sonnenschein? Wie auch viele Bands auf der Bühne bemerkten: Sollte es ernsthaft fast das einzige Festival dieses Jahr werden, was nicht im Regen und Schlamm versinkt? Oh ja, das sollte es. Cheers, Petrus! Beginnen sollten an diesem Samstag Nachmittag zwei lokale Bands, die da auf den Namen Ape Escape und In My Days hörten (beide Gewinner eines Bandcontests) und selbst trotz der unchristlichen Zeit und der schweren Rolle als Opener machten sie beide ihre Sache insgesamt gut und holten raus, was rauszuholen war. Hat sich also gelohnt, auch mal kleineren Local Heroes eine Chance zu geben!

Die nächste Band hörte auf den bedeutungsschwangeren Namen Herrenmagazin. Wer jetzt hier eigentlich deftige Rockkost erwartete, sollte sich besser vorher einmal das Promofoto angucken, denn genau das bekam man hier geboten: artiger Indie-Rock ohne jegliche Ecken und Kanten, der vielleicht auch gerade deshalb wenig begeisterte. Die meisten haben es sich auf der sonnigen Wiese bequem gemacht und schlürften lässig ihr Getränk während des Auftritts. Ist vielleicht auch nicht ganz meine Musik, von daher eher nichts für mich.

Das sollte sich mit den Skatoons ändern - denkste! Trotz der Tatsache, dass SKA Musik für mich immer noch die am meisten tanzbarste ist und ich ein Fan von Bands wie Sondaschule oder den Bad Manners bin, konnten mich die Herren absolut gar nicht überzeugen. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass die, für SKA tragenden Elemente, wie Bass und Schlagzeug fast überhaupt nicht zu hören waren. Nach einigen Rücksprachen mit anderen Anwesenden muss ich leider sagen: ich war mit meiner Meinung nicht allein. Schade, schade.

Frida Gold (inkl. goldenen Drums) legten etwas gemächlicher los und was soll ich sagen? Diese Elektro-Pop und Indie-Rock hatte so durchaus ihre Momente - nicht nur aufgrund des Outfits der Sängerin, haha. So Songs wie "Wovon sollen wir träumen" und "Zeig mir, wie du tanzt" kamen beim Publikum super an und es war knackevoll vor der Hauptbühne. Gute Wahl und guter Auftritt! Auf der Nebenbühne machten sich anschließend Say Okay bereit, ihren Fun-Punk unter die Leute zu bringen und sie stellten sich gar nicht schlecht an. Hörte sich die meiste Zeit ein bisschen wie Blink 182 in klein an und zu sowas kann man ja immer mal mit dem Fuß wippen.

Itchy Poopzkid (was für ein Name...) bekam ich leider dann nur noch am Rande mit, da ich mich lieber schon einmal in die ersten Reihen der Nebenbühne geschummelt habe - warum? Gleich, gleich! Vor der Hauptbühne war aber auch so genug los und die Punkrocker legten einen mitreißenden Auftritt hin, der unter anderem sogar ein Cover von Run DMC beinhaltete. Hat durchaus Spaß gemacht und wenn man so die Bewegung vor der Bühne gesehen hat - nicht nur mir. Wahrscheinlich haben sie das auch schon das letzte Jahr an selber Stelle geboten, sodass die Jungs gleich nochmal gebucht wurden.

Nun aber mein absoluter Favourite auf diesem Festival: Wirtz. Genau wegen ihm stand ich nämlich nicht bei Itchy Poopzkid vorn. Ich hätte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, jedoch brannte ab der ersten Sekunde die Luft! "Wo ich steh" - gleich beim ersten Song wurde ein regelrechtes Pogofeuerwerk abgefeuert, was sich im Laufe des Auftritts auch nicht wirklich ändern sollte. Hut ab, der Herr Wirtz hatte die Fans absolut im Griff und diese klatschten jeden Song frenetisch ab - ebenso sangen sie jede Zeile mit. Ein neuer Song vom kommenden Album "Akustik Voodoo" wurde leider nicht gespielt, das ließ wohl die Spielzeit nicht zu, jedoch vor allem die härteren Songs der beiden Ausnahmealben. Gefühlvoll wurde es dann mit "Keine Angst" und nach einer knappen Stunde wurden die Zuschauer in die Nacht entlassen. Alle waren sich einig - ein äußert gelungener Auftritt und mit Abstand der Gewinner des Festivals. Kurz danach durften wir auch noch ein Interview mit dem sympathischen Herren führen, was ihr hier später zu lesen bekommt.

Als eigentlicher Headliner sollten nun Wir sind Helden folgen und bildeten den genau richtigen Abschluss des Abends. Eine super aufgelegte Judith Holofernes führte selbstsicher und ganz auf ihre eigene Art durch den Auftritt, der durch und durch gespickt mit Hits war. Klar, genau solche Songs wie z.B. "Denkmal", "Guten Tag" oder "Gekommen um zu bleiben" sind es doch, die von den Teenies in den Clubs abgefeiert werden. Hat mir ausgesprochen gut gefallen und ich muss sagen, die Damen und Herren sind jedes Mal eine Reise wert.

So endete also Rock ím Stadtpark 2011 und ich will mich hier an dieser Stelle noch einmal bei den Veranstaltern bedanken, sowas in Magdeburg überhaupt auf die Beine gestellt zu haben. Gerade auch, weil man aus mehreren Quellen hörte, dass sich die noch sehr junge Dame, die die Schirmherrschaft inne hat, letztes Jahr hoch verschuldet hat und sich den Arsch abschuftet, um dieses Festival überhaupt machen zu können. Nicht jeder könnte sowas bringen. Respekt und bis zum nächsten Jahr! (bp)

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