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© Against Me!
28.05.2010 - Schon am Eingang des 59:1 wurde die Marschrichtung des Abends mittels Aushang vorgegeben: "AUSVERKAUFT" prangte dort in großen Lettern, was kaum verwunderlich war. Immerhin hatten Against Me! seit ihrem letzten Konzert, das bereits im größeren Backstage stattgefunden hatte, einiges an Popularität gewonnen, waren als Vorprogramm der Dropkick Murphys durch Europa gezogen.
Tatsächlich war es an diesem ersten heißen Tag des Jahres auch sehr voll und entsprechend tropisch warm drinnen, noch bevor Findus aus Schleswig-Holstein eröffneten; nicht nur geographisch nah bei Turbostaat einzuordnen, aber etwas poppiger.
Auf Against Me! konnte man sehr gespannt sein. Nachdem sie ja als Inbegriff der jüngeren DIY-Punk-Band galten, hatten sie durch einen Plattenvertrag mit Sire/Warner und Alben mit immer softeren und besser produzierteren Stücken einiges ihrer Street Credibility verloren. Man konnte die Veränderung schon am Bühnenbild bemerken: Hinter den Drums standen einige Halterungen für lange Glühbirnenreihen, die später für eine gut gelungene Lightshow benutzt wurden - ein Teil der Darbietung, der vorher eher vernachlässigt worden war. An der rechten Seite war ein kleines Eck für einen fünften Musiker reserviert worden, der sich als Franz Nicolay herausstellte (bekannt von der World/Inferno Friendship Society) und Tasteninstrumente bediente, nicht gerade Zeichen für klassischen Punkrock.
Letztendlich muss man jedoch sagen, dass die poppigeren Songs vom noch nicht erschienenen Album "White Crosses" sich perfekt in das Set einfügen, ja sogar es erst vervollständigen. Natürlich möchte man als Punk-Purist nur schnelle Auf-die-Fresse-Stücke hören, allerdings ist der neue Mix, der durch die Abwechslung alter und neuer Lieder entsteht, ausgewogen und fast schon perfekt. So bekommen auch die Jungs im Moshpit die nötigen Verschnaufpause und man kann langsam darüber nachdenken, ob man eventuell zu der Musik tanzen kann, ohne ständig von der Umgebung geschubst zu werden.
Wenn man sich nicht darauf versteift, unbedingt die Against Me! von 2001 live sehen zu wollen, kann man also 2010 noch wunderbar von dieser Band unterhalten werden. Anders, aber trotzdem sehr gut. Das Münchner Publikum jedenfalls wusste es zu schätzen und feierte die Band uneingeschränkt ab. (ab)