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10.10.2009 - Nachdem nun kurzfristig klar wurde, dass mit Potsdam das zweite ASP-Konzert in einer Woche für mich anstehen würde, machte man sich zusammen mit dib und ein paar Freunden auf den Weg in die Landeshauptstadt Brandenburgs. Vor Ort angekommen hatten sich schon die ersten schwarzen Gestalten vor der Venue versammelt und warteten darauf, dass sich die Türen endlich öffnen. Innerhalb weniger Minuten hatte sich dann auch die Schlange soweit vergrößert, dass die eine Stunde Pause zwischen Einlass und Beginn gerade so ausreicht, um alle Fans pünktlich in die Halle zu lassen.
Nach Abstechern zu Merchstand und Bar ging es dann auch schon mit der ersten Vorband Caputt los. Die Jungs stilistisch einzuordnen ist gar nicht so einfach - am besten kann man es als eher düstere Rockmusik mit nicht geringerem Elektronikeinschlag und versuchter Punkattitüde bezeichnen. Nun ja, was soll ich sagen? Begeistert haben die 3 Caputt'en absolut nicht. Die anderen Anwesenden sahen das anscheinend genauso, denn bei diesem ersten Anheizer blieb der Saal erstaunlich kühl, statisch und leise. Ab und zu wurde sich bemüht, das Publikum etwas einzubeziehen - funktioniert hat es allerdings nur in seltensten Fällen. Man muss dazu sagen, dass hier auch der Sound noch ziemlich zu wünschen übrig gelassen hat. Mitschuld ist auf jeden Fall der nicht vorhandene Schlagzeuger, der durch einen 08/15 Drumcomputer ersetzt wurde - meiner Meinung nach ein absolutes No-Go bei einer Rock-Band live. Leider gar nicht mein Fall.
Nach einer kurzen Umbauphase brachten die Jungs und das Mädel von Mono Inc. ihren War Auftritt nach einem atmosphärischen Intro ins (Rock 'n') Rollen. Geboten wurde hier Gothic-Rock, der dem ASP'schen nicht unähnlich ist. Unterstützt wurde diese Einschätzung dann auch noch durch Stimme und Aussehens des Sängers der Band, der übrigens auch der einzige war, der wirklich live sang - zumindest hörte man nur ihn deutlich. Zwar hatte jeder der anderen Bandmitglieder ein Mikro vor sich zu stehen und machte auch den Anschein zu singen, man hörte allerdings nur einen ausproduzierten fetten Chor mit teilweise mehrstimmigem Frauengesang - das wohlgemerkt bei einer (!) Frau (Drums) in der Band. Wem allerdings dieser Playback-Faktor nichts ausmacht, bekam eine solide Live-Show mit sehr eingängigen Songs zu hören, die einen Querschnitt der bisherigen drei Alben mit Fokus auf der neuen Veröffentlichung "Voices Of Doom" darstellten. Dem Publikum hat es jedenfalls gefallen und so wurde die Band, die sehr bemüht war, eine Verbindung zwischen dem Publikum herzustellen, mit jedem Lied mehr gefeiert. Einzig unnötig war die Cover-Version des D-A-D Klassikers "Sleeping My Day Away", der zwar musikalisch solide vorgetragen wurde, jedoch die Grundstimmung des Songs absolut flöten ging und man auf verspielte Soli und Mitgröleinlagen verzichten musste. Als Sahnehäubchen gab es auch noch einen Gastauftritt des Potsdamer Lokalmatadoren Simon von Subway To Sally oben drauf. Guter Auftritt, gerne wieder! Nächstes Mal vielleicht mit etwas weniger Playback...
Es folgte eine halbstündige Umbauphase, bis die zahlreich angereisten Fans endlich in den Genuss ihrer Lieblingsband kamen. Und wie sie kamen! Im Vorfeld konnte man online bereits lesen, Mastermind und Sänger ASP hat an einer Grippe zu leiden, bemühe sich aber trotzdem, einen guten Auftritt hinzulegen. Als sie mit dem zackigen "Verwandlungen I-III" loslegten, war davon allerdings noch nichts zu spüren. Energiegeladen wie eh und je machten sich die vier Musiker auf, das Publikum vollends in ihren Bann zu ziehen, wofür sie auch nicht lange benötigten. Vom ersten bis zum letzten Song wurde jede Vorlage zum Mitmachen dankend angenommen und die Band wurde - so hatte es den Anschein - mit Fortschreiten der Setlist immer frenetischer gefeiert. Im Gegensatz zum Leipzig-Konzert hatte hier auch das Potsdamer Publikum mehr Hummeln im Hintern und machte seiner Freude deutlich mehr Luft - jedenfalls in den vorderen Reihen. Wo das bei Mono Inc. schon ansatzweise der Fall war, merkte man ASP die Spielfreude noch deutlich mehr an. Gut, Himmi (Drums) und Tossi (Bass) sind ja für ihre eher stoische Art bekannt, insofern durfte man da jetzt auch keine Wunder erwarten. Matze (Git.) und insbesondere ASP selbst haben stets mit dämonischen Gesten und Albereien (ja, das geht bei auch bei einer Goth-Rock-Band!) auf sich aufmerksam gemacht. Die Grippeschwächung konnte ich in der Gesangsleistung auch kaum wahrnehmen, war dieser doch stets professionell und klar verständlich. Einzig bei einem ausgedehnten und mittlerweile schon obligatorischen Mitsingspielchen machte sich die angeschlagene Stimme bemerkbar - das machte aber nichts, muss man doch höchsten Respekt zollen wie sich ASP hier mit Grippe auspowerte!
Kommen wir zurück zur Setlist. Die gab nämlich sehr viel her auf dieser Tour, war sie doch mit 24 Songs und annähernd dreistündiger(!) Spielzeit absolut ausgereizt. Das gibt es heutzutage ja leider nur noch selten. Neben altbekannten Everblacks wie z.B. das sehr emotionale "Und wir tanzten" (diesmal übrigens nicht zum Schluss), "Ich will brennen" und "Schwarzer Schmetterling" im rockigen Gewand wurden aber auch die beiden Titelstücke der neuen Single "Im Märchenland / Wer sonst?" vorgestellt und ersteres hatte live schon fast einen Musicalcharakter. Die Ansage ganz verschmitzt und sympathisch dazu: "Wenn es funkioniert, ist es gut, wenn nicht, bleiben wir doch sicher trotzdem Freunde". Es funktionierte - sowohl der Witz als auch der Song. Passend dazu präsentiert Matze seine neue Tourgitarre mit dem Schriftzug "Rückgrad zeigen!".
Angelehnt an die letztjährige Akustiktour wurden die Songs "Zaubererbruder" und "Nimm mich" in eben jenem Akustikcharatker dargeboten, was besonders bei zweiterem absolute Gänsehautatmosphäre erzeugte. Nach gleich drei Zugabenblöcken und einem kleinen, aber unsinnigen Pogoanlauf bei "Ich will brennen" ist dieser Konzertabend dann auch vorbei und man blickt beim Hinausgehen in viele zufriedene Gesichter und die Stimmen, die man so im Vorbeigehen vernimmt, lassen durchweg Positives verlauten! ASP sind wirklich eine klasse Liveband und angesichts der bevorstehenden Konzertpause zugunsten des neuen Albums sollte jeder, der kann und der natürlich mit Gothic-Rock etwas anfangen kann, noch den ein oder anderen Gig mitnehmen. Ich werde jetzt erstmal meine eingefangene Krankheit auskurieren, die hab ich mir nämlich eingefangen. (bp)