Lost Boyz Army

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Lost Boyz Army

Redaktion: Wie ist es Euch nach unserem letzten Interview ergangen?

Najanu, das letzte Mal ist ja noch gar nicht so lange her. Damals kam gerade unsere erste Platte raus, glaub ich? Wir standen noch ziemlich am Anfang, hatten uns gerade erst gefunden, unser erster gemeinsamer Erfolg – das Debüt, VMK negativ. War ein großer Moment.
Gut ist es uns seit dem ergangen. Wir haben viel gearbeitet. Im Proberaum, im Studio, auf der Bühne und an uns natürlich. Es ging prima voran in LBArmyland. Wir können uns ganz sicher nicht beklagen.

Redaktion: Nun habt Ihr wieder ein neues Album heraus gebracht. Es trägt den Namen „Unvergleichlich“ und spaltete anscheinend diesmal nicht die Meinungen, sondern rief ausschließlich Begeisterung hervor? Wie erklärt Ihr Euch das?

Keine Ahnung, vermutlich trifft es eher den Nerv als das Debüt, wobei ich der Meinung bin, dass das gar nicht so sehr die Meinungen spaltete. Hatte doch insgesamt beinahe durchweg gute Kritiken? Ausser hier bei euch, zugegeben. Jeden Geschmack zu treffen ist unmöglich – und - wer will das schon?
Das neue Album ist in sich geschlossener, weiß genau was es will, geht komplett nach vorne und macht keine Gefangenen. Die Band ist zwei Jahre weiter. Gereift, eingespielt, neu besetzt. Wir haben uns aufeinander eingeschossen. Jeder ist für sich an seinem Instrument gewachsen und hat dazu gelernt, das hat die Band als solches natürlich auch enorm weitergebracht. Wir sind einfach besser geworden, ein bisschen selbstbewusster auch.
Durch Linne, der erst nach dem Debüt in die Band kam, hat die ganze Geschichte viel mehr Fläche und Rückenwind bekommen. Er ist ein großartiger Gitarrist und sehr kreativer Musiker, der in einem Song nicht nur seinen eigenen Part, sondern jedes Lied von Anfang an als Arrangement, wahrnimmt. Den muss man manchmal eher bremsen als antreiben. Er hat ausserdem eine angenehm unaufdringliche Art sein Instrument einzubringen, hat n guten Blick für die passende Lücke und setzt lieber hier und da Akzente, statt minutenlang mit Solos zu nerven. Das kleidet die Songs. Er hat der Band sehr gut getan.

Redaktion: Was wollt Ihr mit dem Albumtitel aussagen?

Also zunächst bezieht sich der Titel natürlich auf den gleichnamigen Song, den wir schon ziemlich früh als Titelsong im Sinn hatten, weil er einfach mal gut klingt, als Titel. An und für sich war das Lied für ne ganz andere Geschichte angedacht, die dann aber leider doch nicht klappte.
Unvergleichlich bezieht sich aber natürlich auch auf die Band Lost Boyz Army, die – und das ist ja auch absolut ok weil mehr als naheliegend, von Anfang an mit der Formation meiner alten Kollegen verglichen wurde. Diese Zeit soll spätestens mit diesem Album vorüber sein. Die Band will nicht mehr verglichen werden. Wir sind kein VJ Klon, kein Ableger. Die Band ist längst selbstständig genug, um auch so von aussen wahrgenommen zu werden. Unvergleichlich eben.
Wobei der Song natürlich nicht die Band besingt. So vermessen sind wir nicht. Der Text hat einen komplett anderen Hintergrund. Das sollte man hier auch klar und deutlich sagen.

Redaktion: Ich kann mir vorstellen, dass es immer ein ganz besonderes Gefühl ist die Songs die man sich von der Seele geschrieben hat zu veröffentlichen. Welchen Song mögt Ihr denn besonders gerne und warum?

Also bei mir persönlich wechselt das häufig. Ich glaub es gibt für mich keinen besten oder schlechtesten Song auf dem Album. Sehr oft mag ich „Was immer“, „N bisschen anders“, auch „Proletenpoesie“, oder „Wenn wir gehen“. Quer durch die Band würde aber vermutlich „Nimm mich mit“ die meisten Stimmen kriegen. Wahrscheinlich weil’s ein Ausreisser ist. Ein Song der aus dem Gesamtbild des Albums heraussticht irgendwie. Für mich persönlich hat aber jeder Song seine ganz eigenen, besonderen Momente, da könnte ich keinen komplett auskoppeln.

Redaktion: Wie fühlt man sich nach Bewertungen wie „Ganz egal ob Glatze,Iro oder was weiß ich für eine Frisur, ob 18 oder 40 Jahre alt, „Unvergleichlich“ bietet jedem etwas!“ (Ox -Fanzine) oder „Unvergleichlich, das sind sie wirklich und das wurde wieder einmal bewiesen!“ (punkrocknews.de).

Verstanden.

Redaktion: Erzählt doch bitte ein wenig über die Zeit im Studio. Wie lange haben die Aufnahmen gedauert und wie schnell verliert man manchmal die Nerven?

Das Studio war diesmal wirklich locker wie nie zuvor. Es gab nur wenige Momente, in denen wirklich mal jemand so weit war, die Nerven zu verlieren. Eigentlich ganz im Gegenteil. Wir haben unglaublich viel gelacht und hatten eine Menge Spass bei den Aufnahmen, die sich über einen ziemlich langen Zeitraum hingezogen haben. Die Basics waren zwar innerhalb einer Woche eingespielt, die Termine für Gesang, Chor, die ganzen Feinheiten, das Abmischen und das Master, lagen aber sehr weit auseinander. Die Anzahl der Tage insgesamt weiß ich jetzt gar nicht mehr konkret, war aber durchaus einigermaßen im Rahmen des üblichen.
Neu war diesmal, dass wir nicht nur als Band ins Studio gefahren sind, um unsere Proberaum – Songs sauber aufzunehmen, sondern da noch weiter an den Arrangements der Lieder gearbeitet haben. Und zwar im Team mit den Produzenten Sven, Dodo und Patrick und unseren Kollegen Bogo und CB. Da hat sich jeder eingebracht und reingehängt, Ideen verworfen und neu geschmiedet. Ich denke man kann im besten Sinne sagen, wir sind mit ner Handvoll schöner Steine ins Studio gegangen und haben die erst dort gemeinsam zu kleinen „Juwelen“ geschliffen. Ohne das zutun der anderen wären es sicher nicht die gleichen Songs. Ein guter Zeitpunkt, um sich noch mal reihum bei allen Beteiligten für die super Zusammenarbeit zu bedanken. Das war absolut großartig.

Redaktion: Nachdem ich länger auf Eurer Homepage gestöbert habe ist mir aufgefallen, dass „Unvergleichlich“ nicht von „Sunny Bastards“, sondern von „Klangapartment“ veröffentlicht wurde. Was war der Grund zu wechseln?

Das war eigentlich reiner Zufall und hat sich erst während der Aufnahmen so ergeben. Sven, Inhaber des Tonstudios und Mitgründer des Labels, hatte sich bereits im Vorfeld angeboten, die Vinylproduktion zu übernehmen. So haben wir im Grunde erst realisiert, dass es das Label gibt. Während der o.g. wirklich super intensiven Zusammenarbeit hatte ich dann irgendwann mittendrin die Idee, die komplette Produktion über Klangapartment zu machen. Wir haben das dann mit der Band, dem neuen Label und natürlich auch Sunny Bastards eingehend besprochen und pipapo – ja und so kam das erst alles zusammen.
Klangapartment ist ein blutjunges Label mit nicht mal einer Handvoll Bands. Aber gerade das fanden wir reizvoll. Das ganze Engagement, der Pioniergeist, der völlig unbespielte Rasen. Schwierigkeiten, die man Schulter an Schulter meistert – so was hat es mir schon immer angetan. Nichts gegen Sunny Bastards, auch die professionelle Routine gestandener Label hat sicher was für sich, keine Frage. Wir verdanken Christian und Sunny sehr viel, ich weiß gar nicht ob es die Band ohne die Beiden überhaupt noch geben würde, da brauchen wir uns gar nichts vormachen. Und was auch wichtig ist - die Sache ging komplett in gegenseitigem Einvernehmen und ohne Streit oder sonst was über die Bühne.

Redaktion: Was mir jedoch besonders ins Auge gestochen ist, ist der Satz „Hinter "Lost Boyz Army" stecken nicht nur Künstler, die was zu erzählen haben, sondern vor allem auch die Kumpel, die Dir noch zuhören und Dich ernst nehmen“. Ist der Kontakt zu Euren Fans noch so gut wie am Anfang Eurer Karriere?

Selbstverständlich. Wobei ich das Wort "Karriere" im Zusammenhang mit Punkrock immer eher "mit spitzen Fingern" anfasse. Die Lost Boyz Army steht zu ihrer Geschichte. Das ist alles absolut aktuell, nachwievor. Das sehe ich als Privileg, aber auch als Aufgabe. Und inzwischen wird das auch von außen so wahr genommen und verstanden, worüber ich wirklich froh bin. Da ergeben sich eigentlich ständig neue Kontakte und viele alte werden neu belebt.
Es macht sehr viel Spass, das alles mit euch zu erleben Leute. Vielen Dank für eure Unterstützung.

Redaktion: Wie ist Euer Resumé des letzten Jahres? Gab es mehr gute als schlechte Momente und wie sind Eure Vorsätze für das neue Jahr?

Sehr viel mehr gute als schlechte Momente würde ich sagen. Deutlich mehr. Für unsere schlappen drei Jahre LBArmy haben wir inzwischen echt schon was vorzuweisen. Das motiviert und macht Lust auf mehr. Alle Kinderkrankheiten scheinen lange hinter uns, jede Menge neuer Ziele weiter vorn. Hier vor uns liegt die zweite Platte - ein Brett - wer hätte uns das vor drei Jahren zugetraut?
Wir hoffen im kommenden Jahr auf viele Konzerte und das „Unvergleichlich“ einen guten Lauf macht. Und wir sammeln natürlich reichlich Ideen für neue Songs und freuen uns auf alles was kommt.

Redaktion: Apropos neues Jahr: Wie geht es weiter mit Euch?

Keine Ahnung. Völlig stressfrei auf jeden Fall. An unseren Plänen hat sich nichts geändert. Wir wollen weiter Musik um der Musik willen machen und lassen alles auf uns zukommen. Wir werden weiterhin keinen Trends hinterher laufen und brauchen keine Rekorde zu brechen. Das macht die ganze Angelegenheit zu einer sehr entspannten Geschichte.

Redaktion: Ich danke Euch vielmals, dass ich Euch erneut ein paar Infos entlocken durfte und wünsche Euch weiterhin viel Erfolg.

Wir haben zu danken. Besucht uns auf LostBoyzArmy.de

Zoni für LBArmy

Eingetragen von se am 18.12.2011.

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