Toxpack

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Toxpack

Redaktion: 10 Jahre Toxpack! Wie fühlt sich das an?

Schulle: Sehr gut! Rückblickend gesehen, wird einen jetzt erst richtig bewusst das wir ja keine so faule Band sind. Wir haben in den 10 Jahren 6 Alben & einige Singles vorzuweisen, wo man auch gut erkennen vermag wie wir uns musikalisch, wie auch menschlich weiterentwickelt haben. Die ersten beiden Jahre könnte man Toxpack vergleichen mit einem Sack voller Flöhe, wenn man jetzt den Satz „Stolz drauf sein“ & in diesem Rahmen so hier erwähnt, dann passt es schon.

Martin: Au man, zum Glück bin ich jung genug um nicht jedes dieser Jahre mitgemacht zu haben, haha. Aber auch bei mir kam 2011 wieder eine Kerbe auf dem Bass hinzu – voller Schweiß, Blut und verlorenen Nerven. Spaß beiseite, es ist ein tolles Gefühl auf die Ära einer Band zurück zu blicken, die mit hohem Anspruch an sich selbst (man, was wurde ich getrimmt) nun auf ihr 6. Album nach vorne sehen kann.

Redaktion: Wenn Ihr zurück blickt: Habt Ihr alles erreicht was Ihr Euch vorgenommen habt?

Schulle: Ich denke wir können schon zufrieden sein auf das geleistete. Es geht immer besser, aber man ist keine programmierte Maschine. Man will auch Freiheiten, und fällt dann ab & zu in alte Gewohnheiten zurück die einen kurzzeitig ausbremsen. Rock'n Roll ist kein Kindergarten und auch bestimmt keine heile Welt. Aber wir leben darin & machen das, was wir fühlen & wollen. Wichtig war uns immer, dass wir an uns selbst glauben und so gut es geht nicht von anderen vom Weg abringen lassen.

Martin: Nun, wir sind Musiker! Und als Musiker ist man ein Stück weit Künstler – ein guter Künstler strebt nach der perfekten Darstellung seines Lebens, seiner Umwelt und seiner Einflüsse. Wenn wir die erreicht hätten, gäbe es nichts mehr zu erzählen und wir würden nur noch Liebeslieder schreiben. Bleiben wir also dabei, dass es wohl besser ist, wenn wir unsere Ziele noch nicht erreicht haben...

Redaktion: Waren es überwiegend tolle oder eher harte Zeiten?

Schulle: Beides, es war teilweise schon wie in einer Achterbahn. Derzeit überwiegt die Freude auf das was wieder geleistet wurde und dadurch noch kommen mag. Schicksalsschläge hatten wir auch, solange man sich gegenseitig wieder aufbaut und sich dann aufrappelt, erkennt man auch sein Ziel wieder. Wir wollen mit der Band nicht einschlafen, das können wir lange genug wenn wir unter der Erde liegen. Ich persönlich empfinde die Zeiten toll, dass wir schon europaweit gebucht werden und das als deutschsprachige Band. Wir fliegen in fremde Länder wie Spanien, Italien, Frankreich, spielen da Konzerte vor nicht wenigen Toxpack-Fans dessen Sprache wir nicht sprechen & da geht es ab. Das nenne ich schon was Besonderes.

Martin: Das Leben könnt' so einfach sein, wenn es nicht so schwierig wäre. Ohne es zu wollen sind wir irgendwann im Musik-Business gelandet, und das ist nach dem Pfandflaschen-Sammeln wohl das härteste Geschäft der Welt. Es bleibt nicht aus, dass wir dabei über mehr Steine fallen, als darüber hinweg zu springen, aber was einen nicht umbringt, macht einen härter – oder um eine Erfahrung reicher! Vor ein paar Jahren hätte ich an dieser Stelle wohl gesagt: „Was ich in meinen jungen Jahren mit dieser Band gelernt habe, kann mir keine Schule dieser Welt beibringen“. Heute finde ich das total schwachsinnig... ich bin nämlich garnicht mehr so jung.


Redaktion: Inwiefern haben Eure Fans zu diesem Erfolg beigetragen? Natürlich liegt es auch an der Leidenschaft und dem Engagement der Band, aber Ihr habt bestimmt auch ein paar Stories von besonders treuen Fans auf Lager...

Schulle: Oh man, ohne unsere Fans geht gar nichts. Was sich in den letzten Jahren für ein harter Kern entwickelt hat das ist absolut geil. Es reisen Leute hunderte Kilometer aus anderen Großstädten an, es bilden sich vereinzelte richtige Toxpack Familien. Wir haben einen sehr engen Kontakt zu unseren Fans. Wir sind da nicht auf Abstand, das schönste nach einem Gig ist doch, wenn wir uns mit den Jungs & Mädels treffen und auf Augenhöhe über alles reden können und abfeiern. Ich liebe es & bin sehr dankbar, dass es sie gibt!

Was mir gleich spontan einfällt ist, dat es viele Leute gibt die unseren Bandnamen oder bestimmte Kürzel von uns sich in ihre Haut stechen lassen haben. Aber, kennst du einen Fan persönlich der sich einen Namen von einer Combo direkt fett über seinen Hannes hacken lassen hat? Wir schon. Haha

Martin: Und „TOXPACK“ ist ein langes Wort!... haha... Da bekommt der alte Spruch „Setz dich auf deine 4 (eher 7) Buchstaben eine ganz neue Bedeutung.

Einen wirklichen Fankult betreiben wir tatsächlich garnicht – es gibt keine Gruppen oder Clubs, die wir hochzüchten um uns mit deren Mitgliedsbeiträgen zu finanzieren und wir halten keine „Triff deinen Star“-Paraden in Elektronik-Märkten ab. Wir empfinden es immer als ein wenig komisch, wenn die Leute völlig ausflippen, weil man ihnen die Hand schüttelt. Wir können auch gerne einen trinken...

Redaktion: Auf Eurer Homepage haltet Ihr uns über Eure bald erscheinende CD „Bastarde von morgen“ auf dem Laufenden. Könnt Ihr jetzt schon etwas darüber verraten, besonders inwiefern sie sich von Eurer letzten Scheibe „Epidemie“ unterscheidet?

Schulle: Ich finde „Bastarde von Morgen“ ist das Resultat von 10 Jahre Arbeit. Alles was wir haben, haben wir gegeben und in die Waagschale geworfen. Es steckt viel Liebe zum Detail darin. Jeder hat sich aufgerieben. Es klingt zwar meistens komisch wenn man so was von sich behauptet, aber es ist meine Lieblingsscheibe. So war es nicht bei jedem Album, das wir raus gebracht haben. Diese Scheibe wird nicht langweilig, du erschreckst dich wie schnell die 45 Minuten vorbei sind, weil jeder Song dich auf seine Art fesselt & nicht so schnell loslässt & dann kommt gleich der nächste und die Zeit ist abgelaufen. Ich mag solche Alben. Die „Epidemie“ war ein wichtiger Schritt, dass wir zu „Bastarde von Morgen“ geworden sind.

Martin: Wir haben uns die Finger blutig gespielt, im Leben vernachlässigt, was man vernachlässigen kann, Verstärker geschrottet, Stimmen malträtiert, alle Freizeit geopfert und das letzte Hemd gegeben. Für uns war das der Unterschied zu allen Vorgängeralben. Ich hoffe man wird es hören!

Redaktion: Leider war die Produktion so aufwendig, dass es mit dem Studiotagebuch nicht geklappt hat... Gab es Komplikationen oder waren es die Aufnahmen an sich, die sich verzögert haben?

Schulle: Genau das ist passiert, wir waren rundum mit dem Kopf bei der Sache. Es gab kaum Zeit und das bisschen was wir hatten, nutzten wir mit Essen & Schlafen. Wenn man das vergleicht mit den älteren Produktionen, erkennt man schon was für einen Aufwand betrieben wurde. Jeder musste zurückstecken, Familien, Freunde, aber sie verzeihen uns bestimmt weil das Ergebnis hinhaut.

Martin: Was?! Schulle hat was gegessen?! Wir hatten uns vorgenommen unsere Fans täglich über unseren Status zu informieren. Wir hielten es für eine gute Idee, den Leuten zu zeigen, was für einen Aufwand wir betreiben und wir hielten es für sinnvoll, um den Studio Alltag aufzulockern. Es kam dazu, dass wir wegen dem Aufwand den wir betrieben keine Zeit mehr hatten um die Fans täglich über unseren Status zu informieren. Ich kann den Studiobericht aber hier im Nachhinein recht zügig nachholen:

06:00 Beginn Wecker-Klingelphase
07:00 AUFNAHME
08:00 Duschen, Rauchen, Frühstücken, Rauchen, Husten, Rauchen
08:15 AUFNAHME
16:00 Rauchen, Rauchen, Rauchen
16:05 AUFNAHME
23:00 Rauchen, Essen, Rauchen
23:15 AUFNAHME
02:00 Trinken + Rauchen
03:00 Zapfenstreich
06:00 Beginn Wecker-Klingelphase

Redaktion: Ebenfalls habt Ihr schon den ersten Videodreh angekündigt. Ich will Euch nicht ausquetschen, aber alle warten gespannt, was kommt :-) Könnt Ihr schon etwas über die Location verraten?

Schulle: Das war der Hammer! Wir haben eine abgefahrene Location in Berlin Schöneweide gefunden die teilweise so eine Endzeitstimmung bei uns hervorgerufen hat, das man echt denken konnte, wir sind die letzten Geschöpfe auf Planet Erde. Große Hallen wo die Autos herumlagen & aufeinander gestapelt waren, verlassene verwüstete Büroräume wo es so aussah als ob ein verfluchter Hurrikan durchmarschiert ist und dat gestern. Also Mad Max Fans aufgepasst, demnächst schießen wir da Video „Bastarde von Morgen“ online.

Martin: Ich bin ein Mad Max-Fan und fühlte mich wie im Himmel. Zwischen den Sequenzen nutzte ich die Zeit um mit unseren Crew-Leuten durch die Ruinen zu pilgern und hier und dort nach noch abgefahrenen Drehorten zu suchen. Einmal bezahlten wir das fast mit unserem Leben, aber die Szene war es wert... Man wird mich dort in Zukunft öfter finden.

Redaktion: Abgesehen von den Festivals, auf denen Ihr dieses Jahr noch spielen werdet: Wann kommt Ihr mit dem neuen Album auf Tour?

Schulle: Wir haben beschlossen uns nicht für 10-14 Tage in einem Tourbus stecken zu lassen, wir werden ausgiebige immer am Wochenende touren. Ab ende August / September geht es los, ich denke überall da, wo wir immer gut willkommen waren & es gut gelaufen ist, da werden wir uns auch wieder blicken lassen. Checkt die Toxpack Daten und kommt uns besuchen, bereuen tut ihr nichts.

Redaktion: Wie geht es sonst mit Euch weiter? Erstmal auf den geschafften 10 Jahren ausruhen oder sofort neue Pläne schmieden?

Schulle: Ausruhen bringt nichts. Wir haben uns die Jahre ein gleichbleibendem gesunden Rhythmus erarbeitet, jetzt wird erst einmal ausgiebig die „Bastarde von Morgen“ Veröffentlichung unter die Leute gebracht, dann eventuell die langersehnte Toxpack DVD angehen. Ich hoffe wir machen noch ne menge Alarm. Wir fühlen uns sehr gut, also lassen wir die Spiele beginnen.

Martin: Wenn die Zeit knapp wird, ist das immer ein lästiger Druck, der sich auf die Inspirationsfreiheit auswirkt. Da es zu jeder Toxpack-Scheibe gen Studiotermin immer eng wurde, haben wir beschlossen diesmal rechtzeitig mit dem Songwriting anzufangen. Man kann also davon ausgehen, dass wir ungefähr Mitte 2013 damit beginnen ;).

Redaktion: Erstmal möchte ich mich für die großartige Zeit mit Euch und die geilen Konzerte bedanken, ich hatte unglaublichen Spaß! Die letzten Worte gehören Euch!

Schulle: Wir haben zu danken. Kommt uns besuchen, wir haben einen fetten Streetcore Bastard für euch gezeugt! Der wie wir glauben, in der Streetpunk, Hardcore, Rock & Metalecke alte & neue Freunde finden wird. Bleibt euch treu!! E.B.S.C.

Martin: Musik ist da um frei zu sein und frei zu machen – geht ihr mit dem verdienten Respekt entgegen! Uploading kills music!

Eingetragen von se am 17.07.2011.

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