Volxsturm

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Volxsturm

Redaktion: Hallo Wolf! Ihr habt die letzten fünf Jahre keine CD heraus gebracht. Wie kam es dazu und was habt Ihr in der Zwischenzeit getan?

Wir waren nicht untätig! Wir haben sehr viele Konzerte gespielt und eine aufwendige DVD produziert mit einem Best Of und Livemitschnitten und eine Split CD mit Harrington Saints.

Gerade die DVD "Immer hart am Wind" hat richtig viel Zeit in Anspruch genommen, da wir aus verschiedenen Epochen der Bandgeschichte Livemitschnitte in guter Qualität präsentieren wollten. Über ca. fünf Jahre haben wir also wahllos auf sämtlichen Konzerten gefilmt und anschließend überarbeitet. Wir neigen dazu etwas zu starten, was am Anfang ganz leicht ist und gegen Ende immer schwerer wird. Jeder hatte immer wieder neue Ideen und wir können einfach nichts weg schmeißen. Deswegen geht die DVD auch über vier Stunden.

Es sind Aufnahmen aus dem Ausland, mit einer Wackelkamera gefilmt und ganz alte Bilder zu sehen und nicht nur das Vordergründige der Band, sondern auch einen Einblick behind the scenes. Ich finde es immer gut, wenn eine Band so ein Stück weit ein Gesicht bekommt.

Redaktion: Das macht eine Band auch sympathischer!

Ja, das macht es auch greifbarer. Dieses abgehobene ist nicht unseres!

Redaktion: Was kannst Du denn zu Eurem Audiobook “Ein kleines bisschen Wut” sagen?

Das war auch ein Projekt, das sehr viel Zeit in Anspruch genommen hat. Es kam mal wieder eins zum anderen, aus Spinnereien wurde Realität. Wir haben Dinge umgesetzt, von denen wir nicht einmal zu träumen gewagt haben.
Es sollte eine ganz normale CD werden mit einem ganz banalen A5 Heftchen, wo ein paar Bilder und Texte drin sind. Christian von Sunny Bastards meinte jedoch, das sehe auch doof aus. Er schlug vor ein Mediabook zu veröffentlichen und erkundigte sich zunächst nach den Auflagen und Kosten.
Eine Menge Freunde griffen uns unter die Arme und arbeiteten entweder für einen schmalen Taler oder sogar ganz umsonst.

Das i-Tüpfelchen der ganzen Sache ist das Subkulturen Kartenspiel, dessen Idee auf einer dieser langen Konzertfahrten entstanden ist.
Da man aber nun weiß, dass man höher nicht schießen kann, sollte man eigentlich nach so einem Projekt sterben.

Doch da es unter einem besonderen Stern, nämlich unserem 20-jährigen Bandjubiläum steht, waren alle so engagiert und haben fleißig dazu beigetragen.

Redaktion: Ihr müsst dies auch nicht mehr übertreffen. Es ist schön so ein Werk als Fan im Regal stehen zu haben.

Wir sind ja auch Fan und versuchen immer das Beste aus solche einem Package heraus zu holen. Außerdem ist es für uns auch eine Art Altersvorsorge indem wir es in 50 oder 60 Jahren aus dem Regal holen und sagen "Das war mal ne geile Sache"

Jede Veröffentlichung ist auch ein Geschenk an uns. Ich finde es nicht verwerflich etwas Hochwertiges zu machen, sondern ich finde es verwerflich aus dem was man hat nicht das Bestmögliche zu machen.

Natürlich kann ich einfach nur ein paar Songs heraus bringen und die übrigen Kosten niedrig halten, aber Sinn und Zweck der Übung ist doch, dass mein Werk den Leuten gefällt und sie meine Musik in die Welt heraus tragen.
Das Risiko bei unserer LP war zwar hoch, aber die Rechnung ist doch aufgegangen. Sie war vor der Veröffentlichung schon fast ausverkauft.

Redaktion: Wenn eine CD so gänzlich ohne Liebe gestaltet ist und man dies auf den ersten Blick sehen kann, besteht bei mir als Käufer auch kein Interesse sie zu erwerben...

Wenn das Booklet noch nicht einmal ansprechend ist: Was sollte mich davon abhalten mir die Songs nur als MP3 Album zu holen?

In einer Band zu spielen ist auch mehr als nur Musik zu machen, man kann sich auch austoben. Die Liebe zum Detail ist auch wichtig!

Redaktion: Gibt es denn etwas, was mit Deinem Beruf als Musiker zusammenhängt, was Du gar nicht gerne machst? Ich hoffe es sind nicht die Interviews...

Eine absolut lästige Aufgabe ist die Einhaltung offizieller Wege. Dazu gehören Verträge, Verlagsanmeldungen und die Buchhaltung. Es werden immer mehr Firmen mit denen man zusammen arbeitet. Da kann auch ein cooler Punker hinter stehen, aber trotzdem hat dieser eine Firma, die Regeln einhalten muss. Das ist unheimlich anstrengend. Dieser Wahnsinn geht los sobald man die erste CD veröffentlicht hat...

Doch wir sind bei Sunny Bastard sehr gut aufgehoben, sie holen das Beste für die Band heraus.

Redaktion: Macht Ihr die Musik hauptberuflich oder arbeitet Ihr alle noch?

Wir arbeiten alle ganz normal, haben teilweise Familie. Es ist ein zwar zeitfressendes, jedoch auch Spaß bringendes Hobby. Ansonsten wären wir auch nicht schon so lange dabei!

Redaktion: Gibt es denn einen Song, den Du nach dieser langen Zeit nicht mehr hören kannst?

Das kann ich Dir relativ leicht beantworten: Bi uns to hus.

Erstens ist der Song viel zu lang, zweitens hat er für einen Schlagzeuger überhaupt keine Abwechslung. Ich stelle mich dem Lied, weil es beim Publikum gut ankommt und auch eigentlich nicht mehr aus dem Set weg zu denken ist, aber wenn ich es auf der Setlist sehe denke ich immer: Dann kann ich auch nebenbei pissen und ein Bier trinken gehen und nach fünf Minuten wieder kommen.

Redaktion: Ich hätte jetzt eher auf “Kuddel Daddel Du” getippt, obwohl ich diesen Song liebe.

Den haben wir eigentlich vorm Studio noch nicht ganz fertig gehabt und haben ihn dann in zwei Anläufen einfach dort zusammen geschustert. Wir hatten ein paar Freunde, die artfremde Instrumente spielen konnten, wie zum Beispiel Akkordeon und dies super dazu passte.

Redaktion: Dann möchte ich Dich natürlich auch zu Eurem Jubiläum befragen. 20 Jahre Erfolg erwartet natürlich keiner, aber mit welchen Erwartungen seid Ihr da ran gegangen?

Ein langweiliges Wochenende rum zu bringen und seine Wut zu kanalisieren. Wir wollten nicht sinnlos irgendwo auf dem Marktplatz rum hängen, sondern einen Treffpunkt haben und zwar der Proberaum. Dort konnten wir ein Bierchen trinken und schnattern.

Es ging relativ schlicht und rumpelig los, da der Sound und das spielerische Können am Anfang noch nicht so stimmte aber über die Zeit professioneller wurde.

Redaktion: Wie soll es denn in Zukunft mit Euch weiter gehen?

Wir werden in diesem Jahr wieder auf einigen größeren Festivals zu sehn sein und ganz besonders freuen wir uns, dass wir mit unseren Kumpels von den Gumbles im Herbst unter dem Motto „Nordic Walking“ auf Tour gehen werden. Genaue Daten gibt es unter www.facebook.com/volxsturm69

Ansonsten hoffe ich, dass wir noch recht lange Spaß daran haben werden Musik zu machen. Da alle fünf Bandmitglieder nach über 10 Jahren wieder in Norddeutschland leben sind die Bedingungen jedenfalls so gut wie nie.

Redaktion: Vielen Dank für das Interview!

Eingetragen von se am 31.05.2011.

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