Kafkas Orient Bazaar

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Kafkas Orient Bazaar

Redaktion: Das Übliche ganz zu Anfang: Stellt Euch doch bitte vor und erzählt uns etwas über Eure Bandgeschichte!

Uns gibt es seit 2005 als Trio – Julian (22, Gitarre), Christoph (23, Drums) und Attila (24, Drums) – und seit 2009 ist Adrian (22, Synthesizer) auch mit dabei. Julian und Attila hatten schon vorher in anderen Bands zusammen gespielt. Adrian war Sänger bei Izet, einer Münchner Metalband.

Redaktion: Euer Musikstil ist sehr abwechslungsreich und geht von Indierock über Elektropop bis zu Hardcore. Mal davon abgesehen, dass ich diesen Mix sehr extravagant und ausgesprochen gut finde: wie sind die allgemeinen Reaktionen darauf und wie kommt man zu solch einer gewagten Mischung?

Unser Stil basiert zunächst einmal darauf, dass wir alle selbst unterschiedlichste Musikstile hören. Durch unsere Experimentierfreudigkeit und die vielen Möglichkeiten, die unsere Besetzung bietet, wird das Gemisch dann verfeinert. Viele Konzertbesucher, die uns das erste Mal hören, haben erst Probleme uns einzuordnen; das gibt sich aber normalerweise nach etwa einem Viertel des Sets.

Redaktion: Hattet und habt Ihr bestimmte Vorbilder, die Euren Musikstil prägen und zu welchen Bands habt Ihr besonders guten Kontakt?

Wir haben und hatten schon immer sehr viele und sehr unterschiedliche Vorbilder. Als Beispiel wären The Robocop Kraus aus Hersbruck zu nennen, die ja durchaus internationalen Erfolg haben, und mit deren ehemaligem Bassisten wir an den Songs zu unserem neuen Album arbeiten durften. Davon abgesehen ist die Liste sehr lang und wächst fast monatlich, wir verfolgen die aktuellen Entwicklungen recht genau.

Redaktion: Über Euch wird einiges in der Presse geschrieben, Ihr seid sogar zur "Bayrischen Band der Woche" gekrönt worden. Habt Ihr mit so einem Andrang auf Eure Band gerechnet und wie geht Ihr jetzt damit um?

Natürlich hoffen wir jederzeit auf positives Feedback aus der Presse, zumal wir keine “normale” Band sind. Es gibt nicht viele Rockformationen, die dreisprachig singen (Deutsch, Englisch, Türkisch) und viele Stile mixen. Noch dazu haben wir eine sehr eigene Art, an Musik und Texte heranzugehen. Leider heisst aber gute Presseresonanz nicht, dass man sofort mit guten Auftrittsangeboten überhäuft wird und alles nachgeschmissen bekommt.

Redaktion: Ihr habt außerdem einen Beitrag zum Hörspiel "Kein Halt in Freimann" geliefert, indem Ihr Euren Song F.O.T.O auf dem dazugehörigen Sampler veröffentlicht habt. Wie seid Ihr dazu gekommen und wie war die Arbeit für dieses Projekt?

Die Verbindung zu "Kein Halt in Freimann" lief unter anderem über das Tonstudio Failure Records, bei dem das Hörspiel produziert wurde – denn dort haben wir ja auch unsere beiden Alben aufgenommen. Aber auch sonst sind wir mit den Machern des Hörspiels persönlich verbandelt und haben gerne etwas dazu beigetragen. München ist eben doch nicht so groß, wie man denkt; man kennt sich. Und hilft sich gegenseitig. Der Song F.O.T.O war zu der Zeit gerade neu und passte textlich gut in den Kontext.

Redaktion: Seit dem 16. April kann man für nur 10 Euro plus Porto und Versand Eure neue CD "Die neue Farbe" erwerben. Seid Ihr mit den bisherigen Reaktionen zufrieden?

Die Pressereaktionen sind sehr positiv, das gibt einem natürlich ein gutes Gefühl. Unsere bisherigen Fans scheinen zufrieden, ansonsten haben wir leider noch nicht zu viele Rückmeldungen von neuen Hörern.

Redaktion: Wer von Euch schreibt eigentlich die Songs und wie regelt Ihr das mit dem Vertrieb Eurer Werke, da ich auf Eurer Homepage gelesen habe, dass Ihr sie in Eigenverlag vertreibt?

Die Grundgerüste werden von Julian und Attila geschrieben und dann im Proberaum von allen vieren gemeinsam zusammengeschraubt. Wir sind weder bei einem Label noch bei einem Verlag, was Vor- und Nachteile mit sich bringt. Wir können zwar alle Entscheidungen selber treffen, müssen dafür aber auch viel nicht-musikalische Arbeit erledigen. Man wird als Band ohne Label und Verlag leider oft nicht für voll genommen, dafür hat man aber die komplette Freiheit.

Redaktion: Euer Name lässt schon auf eine multikulturelle Vereinigung schließen. Seht Ihr es auch als Eure Aufgabe an, gegen den Rassismus in Deutschland anzugehen und habt Ihr schon einmal schlechte Erfahrungen damit gehabt?

Wir haben natürlich ein gewisses Potential, etwas zur Verständigung beizutragen. In der Indie-Szene sind Minderheiten durchaus unterrepräsentiert, man spürt also die Bildung von Parallelgesellschaften recht deutlich. Mit Liedern auf Türkisch hoffen wir, auch türkischsprachige Jugendliche zu erreichen, die sonst nicht mit solcher Musik in Berührung gekommen wären, und sie mit den “normalen” Indiehörern zusammenzubringen. Von schlechten Erfahrungen mit Rassisten sind wir zum Glück bisher verschont geblieben.

Redaktion: Wie geht es in Zukunft weiter mit Euch, was kann man von Euch erwarten?

Wir werden uns die nächsten paar Monate alle um unser Studium kümmern und keine Konzerte spielen. Gleichzeitig geht aber schon die Organisationsarbeit für Konzerte im Jahr 2011 los. Dann werden wir auch an Songs für unsere nächste CD arbeiten.

Redaktion: Ich danke Euch für dieses Interview, wünsche Euch weiterhin ganz viel Erfolg und überlasse die letzten Worte Euch!

Danke an das PRN-Team! Und liebe Leser, man sagt, wir seien eine sehr gute Liveband. Überzeugt euch 2011 selbst davon!

Eingetragen von se am 31.07.2010.

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