Against Me!

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Against Me!

Redaktion: Wir sitzen hier mit Andrew von Against Me!

Und es ist ein wunderbarer Tag im Park.

Redaktion: Ja einer der ersten wirklich schönen Tage dieses Jahr. Wie läuft die Tour bis jetzt?

Das kann ich euch in sechs bis sieben Stunden sagen, hoffentlich sehr gut! Das ist die erste Show, es wird eine sehr kurze Europa Tour, nur vier Shows in Deutschland, fünf in England und dann geht’s zurück in die Staaten für eine große Tour über drei Monate. Aber ich denke wir kommen danach zurück nach Europa für eine komplette Tour.

Redaktion: Das Album ist ja auch noch nicht erschienen.

Eigentlich interessiert es uns nicht ob das Album erschienen ist, wir touren einfach die ganze Zeit. Auch als “New Wave“ gemischt wurde waren wir vielleicht eine Woche dabei, die Platte wurde in New York gemischt, und dann waren wir fünf oder sechs Monate durchgehend auf Tour bevor die CD herausgegeben wurde. Kein Wunder dass wir danach total ausgebrannt waren.

Redaktion: Wir würdest du den Fans von “New Wave“ das neue Album beschreiben?

Ich weiß es nicht, ich weiß dass das keine gute Antwort ist! Manche Leute sind gekommen und haben gesagt es gibt mehr Melodien und Harmonien in dem Album. Es ist auf jeden Fall anders. Für uns ist das immer sehr schwer zu sagen, wenn man die Songs so lange übt merkt man nicht mehr ob sie anders sind. Es sind die Songs, wir sind die Band, und wir machen einfach weiter. Aber das war eine furchtbare Antwort, tut mir leid!

Redaktion: Welchen Einfluss hatte der Wechsel eures Schlagzeugers auf die Musik des neuen Albums?

Einen sehr großen. Nicht nur musikalisch, die Dynamik der ganzen Band hat sich verändert. Ich habe mit Warren acht Jahre lang zusammen gespielt und er war neun Jahre lang in der Band. Er ist ein Jahr vor mir eingestiegen. George ist definitiv nicht Warren, ich weiß das ist offensichtlich. (lacht) Warren ist ausgestiegen um ein mexikanisches Restaurant aufzumachen, es gibt kein böses Blut zwischen uns, er macht sein Ding, wir machen unser Ding. George war die erste Person an die wir danach gedacht haben und die wir angerufen haben. Er ist ein Freund von uns, er ist kein Fremder und wir sind alle Fans von unserer Musik. Hoffentlich sieht er das hier nicht aber George war schon immer einer meiner Lieblings Drummer und als er gesagt hat, dass er in der Band sein will hab ich mich gefreut. Ich beantworte die Fragen sehr umständlich, tut mir leid. George ist ein sehr genauer, großartiger Schlagzeuger und er und Warren haben komplett verschiedene Arten zu spielen. Wir mussten ungefähr eine oder zwei Wochen üben. Ich musste üben, ich musste nämlich meinen Stil etwas anpassen. Warren und ich haben uns nie verstanden wenn es um Tempi ging, oft war er zu langsam, manchmal war er zu schnell. George ist einfach ein menschliches Metronom. Er ist außerdem ein großartiger Typ.

Redaktion: Würdest du sagen, dass die neuen Songs fröhlicher sind als die alten?

Fröhlich? Ich weiß nicht. In manchen Songs ist das Thema sehr depremierend, also würde ich nicht sagen, dass sie fröhlich sind.

Redaktion: Aber von den Instrumenten und Melodien her?

Da ist was dran, die Hooks gehen definitiv mehr ins Ohr, ich geb euch ein Beispiel. Habt ihr die Aufnahme gehört?

Redaktion: Zwei mal.

Okay, da ist dieser Song “Spanish Moss“, ich glaub es ist der Vorletzte oder Drittletzte. Ich würde nicht zwingend sagen, dass er fröhlich ist, aber er erinnert mich an einen Sommersong, was großartig ist. Wenn ich den Text höre sehe ich mich selber in Florida irgendeine Landstraße runterfahren und überall von den Bäumen hängt spanisches Moos. Ich mag sowas. Das ist heiter, ein fröhlicher Song.

Redaktion: Ist das nicht ein Widerspruch zu dem sehr ernsten und traurigen Titel “White Crosses“?

Ich weiß nicht ob es ein Widerspruch ist, das Album ist nur nach dem Song “White Crosses“ benannt.

Redaktion: Ja aber das erweckt gewisse Gefühle, man denkt als erstes an gestorbene Soldaten.

Das verstehe ich, aber kennt ihr die Geschichte von dem Song?

Redaktion: Nein.

Dann erkläre ich sie euch jetzt. Der Sinn eines Interviews! Tom wohnt in St. Augustine in Florida, ich erzähle euch ein bisschen von der Stadt. Die Quelle der Jugend soll ich St. Augustine sein, es ist eine Stadt am Atlantik, ungefähr eine Stunde von Gainesville entfernt und Tom lebt da mit seiner Frau. Er lebt kurz außerhalb der Innenstadt und direkt neben seinem Viertel ist die Quelle der Jugend, deshalb sieht er auch so jung aus. (lacht) An der Hauptstraße in der Nähe von seinem Haus steht eine Kirche vor der rund 4000 weiße Kreuze im Boden stecken, eins pro Abtreibung in Amerika an jedem Tag. Das ist ein hässlicher Schandfleck. Der Song geht darum wie er jeden Tag an den ganzen Kreuzen vorbei fährt und sein Gefühl, dass er lieber sein Auto auf den Rasen und über alle Kreuze lenken würde. Das ist ein Teil von “White Crosses“, im Endeffekt ist das Lied ein Bild der Stadt. Ich würde nicht sagen, dass es ein fröhlicher Song ist, aber was war nochmal deine Frage?

Redaktion: Ob die heitere Musik nicht ein Widerspruch zu dem traurigen Titel des Albums ist?

Ich glaube nicht, ich denke es ist sehr vielschichtig. Es gibt sehr depremierende und auch fröhliche Songs, eine gute Mischung.

Redaktion: Wenn ihr eine neue DVD machen würdet, ähnlich zu “We‘re never going home“, was wäre der Hauptunterschied zwischen den DVDs?

Es würde wahrscheinlich nicht so unterhaltsam sein, weil wir älter sind, außerdem denke ich wir trinken nicht mehr so viel wie damals. Es gäbe immer noch was zu lachen, weil wir mit denselben Leuten auf Tour sind wie damals. Jordan ist dabei, Angry Jon / Black Armed Jon ist immer noch dabei. Eine Sache mit der DVD ist, dass sie nur eine Dokumentation über einen bestimmten Moment ist, sie sollte nicht die ganze Band repräsentieren. Man darf nicht denken, dass es immer so ist wie auf der DVD. Es war nur ein Monat.

Redaktion: Touren war ja schon immer ein wichtiger Punkt eurer Band, ihr wart teilweise elf Monate im Jahr auf Tour. Das war Alltag für euch.

Wenn wir jetzt eine neue DVD machen würden wäre sie praktisch dasselbe. Was macht der Kerl da? Ach der sammelt nur Flaschen. Tut mir leid (lacht). Jetzt hab ich den Faden verloren. Es ist immernoch so, dass wir hauptsächlich touren. Die längste Pause die wir jemals hatten war am Ende von 2008, als alle ausgebrannt waren und es kritisch war mit der Band. Tom hat eine Solo-CD gemacht war auf der Revival Tour mit Chuck (Ragan, von Hot Water Music, Anm. der Red.). Da war ich dreieinhalb Monate zuhause und das war sehr lang für mich. Aber jetzt sind wir zurück und alles was wir machen ist wieder touren, touren, touren. Also eine einen Monat lange DVD würde nur uns beim Touren zeigen, wir würden viel schlafen. Ich denke nicht, dass wir langweilig geworden sind, ich denke wir würden genauso unterhaltsam sein!

Redaktion: Warren hat jetzt sein mexikanisches Restaurant, hast du irgendeinen Plan B? Nur für den Fall, dass du keine Musik mehr machen kannst?

Nein ich hab keinen.

Redaktion: Vielleicht ein deutsches Restaurant?

Nein, ich würde kein Restaurant eröffnen. Das ist ein sehr hartes Geschäft, du musst da praktisch immer da sein! Vielleicht würde ich eine Kindertagesstätte eröffnen. Andrews Kindergarten. (lacht) Nein, nicht wirklich, kein Plan B. Ich denke wenn du einen Plan B im Hinterkopf hast, dann genießt du nicht wirklich was du machst. Ich will Musik machen, es interessiert mich nicht wenn ich mal sechzig Jahre alt bin. Wenn ich mir manche Leute als Inspiration ansehe wie Tom Petty & The Heartbreakers oder so, die und ihre neuen Alben sind großartig und sie bringen es immer noch! Vielleicht werde ich mich nicht mehr so viel bewegen wenn ich älter bin, aber das wäre akzeptabel bevor meine Knochen brechen.

Redaktion: Wo wir gerade bei Einflüssen sind, wer war deine Hauptinspiration während ihr die Songs komponiert habt? Irgendwelche Bands? Spezielle Musikarten?

Lass mich nachdenken, das war letzten Herbst. Ich hab keine Ahnung, die einzige Inspiration die ich hab ist, keine Scheiße zu bauen. (lacht) Ich weiß, dass das keine Person, kein Ort und auch kein Ding ist, es ist nur eine Idee, aber es ist meine Inspiration. Es geht darum so gut und offen wie möglich zu sein. Weil wenn man etwas aufnimmt, wird man leicht frustriert. Alle sitzen in einer Höhle, einer dunklen Höhle. Es gibt sehr wenig Licht, man will einfach nur schlafen gehen. Als würde jemand Räucherstäbchen anzünden. Ich hasse den Geruch von Räucherstäbchen. Man sitzt da, versucht den Bass einzuspielen und man macht irgendwas falsch. Irgendwo hinter einem sitzt jemand der gerade nicht aufnimmt der dir sagt, dass du dich beeilen sollst. Das sollte man dann einfach abschütteln, keine Scheiße mehr bauen und das Beste geben.

Redaktion: Danke für das Interview.

Danke euch.

Redaktion: Das wars dann für heute, viel Spaß bei der Show heute Abend und auf der Tour.

Ich hoffe ihr habt Spaß heute. Wenn ihr Spaß habt haben wir auch Spaß!

Eingetragen von mo am 07.06.2010.

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