No Use For A Name

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No Use For A Name

Redaktion: Laß ma anfangen... Wie würdest Du Eure neue Platte jemandem beschreiben, der NO USE nicht kennt?

Matt: Wir haben uns mehr in Richtung der alten Sachen wie "Don't Miss The Train" oder "Daily Grind" orientiert, als die Stücke noch langsamer waren. Diese melodischen Sachen gefallen mir besser.

Redaktion: Stimmt, die neue Scheibe ist langsamer als die Vorgänger. Wie kam's dazu?

Matt: Der Vorgänger "Making Friends" war verdammt schnell, das schnellste Album, das wir jemals eingespielt haben. Wir mögen "Making Friends" wirklich gerne, aber es repräsentiert NO USE nicht richtig. Wir wollten zu den Sachen zurückgehn, die wir früher gemacht haben. Das war die Zeit, als ich zur Band kam, da haben wir Platten wie "Daily Grind" gemacht, die niemals so schnell waren.

Redaktion: Heute Abend habt Ihr aber sehr wenig neue Sachen gespielt.

Matt: Ja, die Sachen sind halt sehr neu, viele Leute haben sie noch nicht. Wir verkaufen auch viele neue Platten hier auf der Tour. Die Leute können das Material also erstmal live testen, bevor sie die CD mit nach Hause nehmen.

Redaktion: Was meint Ihr eigentlich ganz genau mit dem Titel "More Betterness"?

Matt: Ach, das war eigentlich als Witz gedacht, weil es schlechtes Englisch ist. Die "Daily Grind" - Scheibe hätte "More Betterness" heißen sollen, aber dann haben wir den Titel erst jetzt verwendet.

Redaktion: Chris hat die Band in Richtung FOO FIGHTERS verlassen. Will er jetzt ein großer Rockstar werden?

Matt: Er lebt zwar ein Rockstarleben, aber er ist nicht zum Rockstar geworden. Wir haben auch immer noch Kontakt zu ihm, er ist unser Freund. Ich denke, dass er sich in einigen Jahren Vorwürfe machen würde, wenn er diese Chance nicht genutzt hätte. Die FOOS sind einer seiner Lieblingsband, es ist 'ne coole Sache für ihn.

Redaktion: Erzähl mal was über den neuen Mann!

Matt: Es ist Dave Nassie, der schon bei INFECTIOUS GROOVE und SUICIDAL TENDENCIES gespielt hat. Er ist ein großartiger Kerl und guter Gitarrist. Er hat Chris' Akkorde in einer Woche gelernt. Das ist schwierig, denn Chris ist auch verdammt gut. Ich und Tony haben ihm die Sachen gezeigt, die er spielen muß. Chris bot auch noch Hilfe an, was aber gar nicht nötig war.Dave ist bei uns am richtigen Platz.

Redaktion: Tony ist einer der wenigen Sänger im Punkrockbiz, die wirklich richtig singen können. Wie hat er das gelernt, war er etwa mal Mitglied im Kirchenchor?

Matt: (lacht) That's Funny... Nein, er war definitiv nicht im Kirchenchor. Aber er ist wirklich ein guter Sänger. Deswegen mag ich "More Betterness" auch besonders gerne, dort konnte er nämlich seine Möglichkeiten voll ausschöpfen. Wenn wir nämlich immer schneller werden würden, würden wir uns zu 'ner Hardcoreband wie GOOD RIDDANCE entwicklen. Und diesen Sound spielen viele Bands. Also wollen wir lieber Songs zum Mitsingen spielen und da haben wir mit Tony einen tollen Sänger. Heute abend hatte er leider Probleme mit seiner Stimme. Bei den ersten Shows auf der Tour sind wir immer verrückt drauf, wenig später merkt er's dann an seiner Stimme. Deswegen muß er jetzt Medikamente nehmen.

Redaktion: NO USE sind seit 1987 dabei. Fühlt man sich als Vorfahren der heutigen Bands, die einen ähnlichen Stil spielen, wenn man so lange im Geschäft ist?

Matt: Wir spielen ja immer noch, Hehe... Aber viele Bands bestätigen uns wirklich, dass wir ein großer Einfluß für sie waren. Das ist cool!

Redaktion: Warum kommen eigentlich so viele Melodic - Hardcore Bands aus Kalifornien? Warum kommen sie nicht aus Michigan oder Texas?

Matt: Da gibt's schon Bands, die sehr melodisch sind und nicht aus Kalifornien kommen, wie z.B. die TEEN IDOLS aus Tennesee. Aber es kommen schon viele Bands aus Kalifornien, das ist die gleiche Sache wie mit den zahlreichen Hardcorebands aus New York. Keine Ahnung, warum das so ist. Wir mögen das aber, denn wir haben 'ne große Familie an der Westküste und die an der Ostküste.

Redaktion: Habt Ihr Euch in den letzten Jahren jemals Gedanken über einen Labelwechsel gemacht?

Matt: Niemals, denn Fat Wreck ist wie eine Familie für uns. Man ist dort mit Freunden zusammen. Alles wunderbare Leute wie Brian, Mike, Erin, Sara und Jeff. Großartige Menschen.

Redaktion: Ist Mike denn ein netter Chef?

Matt: Ach, Mike war niemals der Boß, er ist einfach nur da. Seine Frau Erin ist der Boß, She Rules.
Aber die sind beide so cool... Ich könnte Erin jetzt anrufen und sagen, dass ich eine bestimmte Sache bräuchte, sie würde sie mir innerhalb eines Tages schicken. Die kümmern sich super um die Bands und die Punkrockszene. Sie gehören zu den großartigsten Menschen, die ich je getroffen habe. Ich kann da absolut nichts Negatives sagen.

Redaktion: Ihr habt die allererste Warpedtour gespielt. War die besser als die letzten, doch relativ groß aufgezogenen, Warpedtouren?

Matt: Sie war nicht besser, nur anders. Aber es lustig, dass Du dieses Thema ansprichst, denn als NO USE diese Tour gespielt haben, war ich noch bei FACE TO FACE. Mit denen habe ich aber auch diese Tour gespielt und so NO USE getroffen. Ich dachte dann, dass es cool wäre bei NO USE zu spielen und NO USE wollten mich ebenfalls haben, so hat die Sache damals gut gepasst.

Redaktion: Wollt Ihr mit Euren Texten die Meinung der Hörer beeinflussen oder nur bestimmte Situationen Eures Lebens erzählen?

Matt: Grundsätzlich besteht die Idee der Texte darin, dass die Kids zu unseren Shows kommen, die Texte hören und denken, dass wir uns Gedanken über die Sachen machen, die auch sie beschäftigen. Wir bekommen viele Briefe, in denen steht, dass die Geschichte eines Songs genau so einem unserer Hörer bekannt ist. Sie fragen dann, ob wir den Song über sie persönlich geschrieben hätten oder sie direkt kennen. Natürlich kennen wir sie nicht, aber gewisse Storys passieren eben oft.So merken sie, dass sie nicht alleine sind.
Ein Song z.B., ähh....(überlegt.....)
"Not Your Saviour", nein ich meine "Lies Can't Pretend". Dieser Track handelt von einem Jungen, der uns einen Brief geschrieben hat. Er hatte verdammte Probleme mit seinem Vater, der ihn rausgeschmissen hat. Und auch seine Freundin hat ihn verlassen. Wir haben dann darüber einen Song geschrieben.
Äh, hab ich Dich jetzt angespuckt?

Redaktion: Nöö...

Matt: Sorry, wenn ich's gemacht habe... Hehehe.

Redaktion: Tony schreibt ja die Lyrics. Die meisten Texte handeln von den schlechten Seiten des Lebens. Beeinflußen ihn überwiegend negative Erlebnisse?

Matt: Das soll nicht depressiv wirken, aber es ist halt so, dass die schlechten Ereignisse des Lebens bei jedermann überwiegen. Es soll die Realität dargestellt werden.

Redaktion: Wie ist Eure Entwicklung in den letzten Jahren verlaufen? Habt Ihr immer neue Fans dazugewonnen?

Matt: Ja, unsere Fans sind großartig. Sie haben ihren Freunden von uns erzählt und so haben wir immer neue Fans gewonnen. Auch im Gästebuch unserer neuen Homepage sind viele tolle Einträge. Das zeigt, dass wir in den letzten Jahren unglaublich gewachsen sind, was wir alle sehr geil finden.

Redaktion: Seht Ihr einen Unterschied zwischen den Zuschauern in den einzelnen europäischen Ländern? Gibt es bestimmte Clubs oder Städte in Deutschland, die Ihr besonders gerne spielt?

Matt: Ja, hier diese Location mögen wir gerne, wir haben schon vor einigen Jahren mit SWINGIN' UTTERS und SUICIDE MACHINES 'ne coole Show hier gespielt. Heute hat's auch Spaß gemacht. obwohl wir technische Probleme mit der Gitarre hatten. Außerdem mag ich Ljubjana in Slowenien. He, er lacht.

Redaktion: Magst Du Slowenien nicht?

Matt: Hehehe... Es macht Spaß hier in Europa zu sein, aber auch in den Staaten läuft's gut für uns. Einige Bands, die in den Staaten nicht so gut ankommen, versuchen's dann hier. Aber bei uns ist das nicht so.

Redaktion: Als Ihr das "Making Friends" - Album veröffentlicht habt, kam etwa zur gleichen Zeit 'ne LAGWAGON - LP mit einem Song namens "Making Friends" raus. War das etwa Zufall?

Matt: Nein, nicht wirklich. Wir haben Joey den Albumtitel verraten und er meinte, dass er einen Song mit dem gleichen Titel geschrieben hätte. Er wollte den Titel dann ändern, hat's letzendlich aber doch nicht gemacht. Is' uns aber auch relativ egal, No Big Deal!

Redaktion: Wie langst willst Du noch bei NO USE spielen? Hast Du vor, vielleicht nach der Zeit bei NO USE, irgendwann mal ein Label oder so zu gründen?

Matt: Das ist die geile Sache am Punkrock, man kann verdammt viel machen. Ein Label gründen, Fanzines oder Webpages gestalten, da gibt's viele Möglichkeiten. Der Horizont ist unbegrenzt, in den letzten 10 Jahren hab' ich in der Punkrockszene die großartigsten Menschen kennengelernt, da läßt sich auf jeden Fall etwas machen. Vielleicht spiele ich auch mal in 'ner anderen Band, aufhören werde ich nie, weil ich tierischen Spaß an der Sache habe.

Redaktion: Ich hab' auf der Fat Wreck Homepage gelesen, dass jemand von Euch, ich glaube Du warst es, auf der letzten USA - Tour einen Unfall hatte. Was ist da passiert?

Matt: Also, wir waren in St.Petersburg, zusammen mit den DANCE HALL CRASHERS, deren großartige Sängerin Alice unsere Managerin ist. Wir waren zusammen Pasta essen und es hat verdammt gut geschmeckt. Ich war danach richtig voll. Mir wurde dann gesagt, dass ich mich mit so einem vollen Bauch wohl kaum auf der Bühne bewegen könnte. Na gut, die Show fing an und wollte den Leuten natürlich beweisen, wie man auch mit vollem Bauch abgehen kann. Ich bin sogar auf fünf Fuß hohe Boxen geklettert, um von dort ins Publikum zu springen. Dann bin ich Idiot voll auf den Boden geknallt, so dass mein Bass total im Arsch war. Ich konnte auch nicht mehr laufen, Jay Walker, der normalerweise Merchandiser bei NOFX ist, hat mich aufgehoben und auf einen Stuhl gesetzt hat. Er war mein Retter. Ich saß dann auf dem Stuhl, hatte das Mikrofon vor mir und konnte dann sogar noch die gesamte Show zu Ende spielen. Cool war, dass alle Leute von den DANCE HALL CRASHERS, und auch von LIMP, permanent ankamen und ihre Hilfe anboten. Die haben sich richtig um mich gekümmert.

Redaktion: Oh, man....Ok, das war's auch schon. Dankeschön.

Matt: Danke Euch.

Eingetragen von ns am 05.11.1999.

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