Broilers

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Broilers

Redaktion: Am 20. Juli ist es soweit. Euer neues Album wird veröffentlicht. Knüpft ihr besondere Erwartungen daran?

Wir hoffen, dass die Leute es so gut finden, wie wir. Wir wissen, dass wir damit ein paar Leute verschrecken werden. Wir wissen, dass wir damit ein paar Leute gewinnen werden und wir hoffen, dass jeder dem Album eine Chance gibt. Es ist nicht einfach beim ersten Mal hören, das hast du ja auch selber gemerkt, du musst es öfters hören, dann zündet das Album. Besondere Erwartungen... wir haben ein neues Label am Start, wir kriegen einen neuen Support und denken, dass wir damit schon andere Möglichkeiten haben.

Redaktion: Was wird anders sein als beispielsweise beim Vorgänger "LoFi"?

Es sind wieder zwei, drei Jahre ins Land gegangen. Die Texte sind noch persönlicher geworden. Bei der Musik haben wir noch mehr ausprobiert, als wir es bisher gemacht haben und sind bei manchen Songs auch mutiger gewesen, da haben wir gesagt, okay, da können wir die verzerrte Gitarre weglassen und es einfach mal so durch ziehen.

Redaktion: Hat das Experimentelle auch etwas mit Chris, euren neuen Musiker zu tun?

Jein. Wir haben im Studio schon immer Gastmusiker gehabt. Bei Chris ist es so, dass wir das live jetzt auch umsetzen können. Das ist natürlich ein absoluter Vorteil. Mit der Orgel, den Synthesizer, den Keyboards, das sind jetzt natürlich andere Möglichkeiten.

Redaktion: "Vanitas" ist der Titel des neuen Albums. Es bedeutet "Es ist alles eitel", was so viel bedeutet wie "Es ist alles nichtig". Der Mensch hat also keinerlei Kontrolle über das Sein. Was verbindet euch und die neuen Songs mit dieser Aussage?

Also "Vanitas" als Thema, es ist alles vergänglich etc. zieht sich so als roter Faden durchs Album. Das kam am Ende irgendwie raus. Den Titel "Vanitas" hatte ich ziemlich früh im Kopf. Ich fand es geil einfach. Und hab mir dann die Songs angeguckt und die Texte vor allem...

Redaktion: Der Name eher wegen des Wortes an sich oder des Hintergrundes auch?

Wegen dem Hintergrund und dem Wort. Die Verknüpfung von beiden. Das Wort ist zwar ein schönes, aber der Hintergrund macht es erst rund. Die Texte haben eben als Grundtenor diese Vergänglichkeit im Leben. Die geile Beziehung kann schnell kippen, das Schöne, gemütliche Leben kann ganz schnell kippen usw. Das ist ein roter Faden durchs Album.

Redaktion: Die Covergestaltung ist bei genauerem Betrachten auch auf den Albumtitel "Vanitas" aufgebaut. Der Totenkopf und die Sanduhr stehen Laut "Vanitas" für die Vergänglichkeit des Lebens. Hattest Du bei der der Covergestaltung und beim Erstellen des restlichen Artworks bestimmte Intentionen?

Ja, es sollte auf jeden Fall geschlossen wirken. Es sollte ein weiterer Pfeiler sein. Wir haben die Musik, wir haben die Texte und genauso eine Berechtigung hat das Artwork und das Design bei uns. Dass es jetzt sehr plakativ ist, dass eben Vanitas - Stilleben in die Moderne gezogen wurde, hat sich jetzt so ergeben und es schließt den Kreis für mich. Das war mir schon wichtig.

Redaktion: Wird es zu dem ein- oder anderen Song wieder ein Musikvideo geben?

Ja. Wir werden zwei Videos machen. Ein Song steht schon fest.

Redaktion: Welche?

Sage ich noch nicht. Als erstes werden wir einen harten Song raus hauen, um die Leute nicht ganz zu erschrecken. Wir können jetzt schlecht "Lost Soul" oder "Ruby Light & Dark" am Anfang raus hauen. Da müssen wir die Leute brechen. An die Songs muß man sie erst langsam heran führen. Und deswegen werden wir erst einmal einen Song raus hauen, der typisch Broilers ist.

Redaktion: Mich hat es gewundert, dass ihr im neuen Album keinerlei englische Texte verwendet habt. Offen dafür seid ihr schon, aber es hat sich jetzt nur nicht ergeben, oder...?

Die Split Scheibe war ein absolutes Spaßprojekt. Da wollten wir das machen, da konnten wir das machen, aber generell sind die Broilers eine deutsche Band, wenn wir was englisches machen... wir wollen mal eine Coverplatte machen, wo wir unsere Idole huldigen, das werden natürlich hauptsächlich englische Sachen sein. Vielleicht werden wir unsere Songs auch noch einmal in Englisch vertonen, aber den Mix auf einer Platte finde ich nicht so gut. Ich finde es besser, wenn es eine Linie ist, zumal wir ziemlich viele englische Worte schon mit drin haben. Das ist schon ein wenig 70er-Jahre Schlager.

Redaktion: Ihr verwendet in euren Texten immer wieder eigene Zitate wie "Verlierer sehen anders aus" oder "Düsseldorfer dürfen das". Im neuem Album hört man z.B. auch ein "Ich bin bei dir" raus oder im "Punkrock Love Song" "Du ist echt, du bist mein Leben". Passiert das zufällig beim Schreiben oder ist das bewußt eingebaut. Wenn ja, mit welchem Hintergrund?

Also es ist schon bewußt. Wir stehen da sehr drauf, wenn die Sachen immer wieder auftauchen. Das ist die ganze Bandgeschichte, das ist das ganze Werk, das wir hinterlassen. Das kann dann so besser im Ganzen betrachtet werden. Ich finde, dieser rote Faden ist nicht nur bei der Platte, sondern bei unseren ganzen Alben. Die entwickeln sich ja immer. Das eine ist ein Stein auf den anderen usw. Zitate von dem Album davor, mal ein neues dazu, ich finde das für eine Band interessant. Ich mag auch Bands, die eben so etwas haben.

Redaktion: Ja, es ist auch ein gewisser Reiz. Es entwickelt sich weiter, aber so hat man einen roten Faden einfach. Einen Wiedererkennungswert.

Richtig.

Redaktion: Ihr fahrt ja einen eigenen Style, der die Mafia-Schiene schon stark tangiert. Inwiefern kann man bei eurem Style von Authentizität sprechen?

Das Mafiathema ist ja alles am Rande. Diese ganze Südländerscheiße. Das ist ein netter Nebeneffekt, authentisch im Sinne von Mafiamitgliedern - die Frage kannst du selber beantworten. Authentisch im Sinne von Szenehintergrund... Punkrockzugehörigkeit, blablabla, Skinhead, Oi!, da braucht mir auch keiner eine Scheiße zu erzählen, wir machen das seit 1994 als Broilers, seit 1992 mache ich das mit unserem Schlagzeuger. Da muß mir keiner irgendwie erzählen "denkt drüber nach, ob ihr noch Punkrock seid". Ihr könnt mich am Arsch lecken.

Redaktion: So etwas muß in meinen Augen nicht unbedingt authentisch sein. Es ist ja wie im Film oder im Theater, wo der Schauspieler eine Rolle annimmt, um den Zuschauer etwas zu vermitteln.

Achso.

Redaktion: Es ist in gewisser Weise schon authentisch, aber es hat halt auch einen schauspielerischen Charakter, durch Metaphern und den Storys dem Zuhörer einfach eine Message liefern. Einfach Aussagen, die man so besser übermitteln kann.

Mir ist aber auch wichtig, wenn es beispielsweise wie in einem Film rüber kommt, dass es so ist, dass wir auch absolut dahinter stehen können. Also das wir Trattoria gemacht haben und so etwas, das ist alles so ein bisschen gespielt, wie du beschreibst, das ist ein Thema usw. Aber wichtiger als all das ist, dass die Texte vorne stehen und dass wir die unterschreiben können. Wir haben jetzt auch nicht so einen fiktiven Text wie "Baccia Il Mio Anello". Das war absolut fiktiv. Und das ist jetzt auch nicht so, dass ich sage "Ey, ich habe als kleiner Junge in der Bronx gesessen oder vor nem Laden...", nein. Das ist durch die Filme inspiriert. Ich verstehe, was du meinst. Es sind zwei Schienen, die zusammen fahren...

Redaktion: Ja, und ich sage mal, Musik ist dazu da, dass der Hörer sich was raus nimmt. Es muss ja nicht in diesem Fall das Mafia-Zeugs sein, sondern einfach eine Message, die dahinter steckt oder etwas anderes, was individuell für jeden Hörer ist.

Jeder soll seinen Part in unserer Musik finden, der ihm gefällt. Das ist absolut richtig. Deswegen möchte ich die Songs auch nicht erklären. Ich kann sagen, was es mir bedeutet, aber die Leute interpretieren es meistens anders als ich selbst, und das ist auch gut so.

Redaktion: Ihr steht ja schon seit einigen Jahren zwischen den Stühlen, was die Oi! Szene angeht. Freut ihr euch schon auf die ersten Verrisse und Maulereien, was das neue Album angeht?

Ähm. Nö. Da kann man sich nicht darauf freuen. Es tut dann weh, wenn es von Leuten kommt, die mit uns den Weg von Anfang an gegangen sind. Das ist aber richtig scheiße selten, dass es Leute sind, die so alt sind wie wir. Leute, die mit uns gewachsen sind, die lästern nicht. Die akzeptieren das, die finden das gut. Die unterstützen das, was wir gemacht haben, weil wir es immer ehrlich gemacht haben. Die Piccos, die jetzt... uns gibt es 14 Jahre oder 15 Jahre - uns gibt es genauso lange auf der Welt - die fangen an zu lästern, die sind durch Loikaemie, 4 Promille oder Broilers in die Szene gekommen und wettern hier jetzt den großen Verrat an der Szene. Die sollen ihre 10 Jahre Skinhead absitzen, so wie ich, und dann will ich sie gerne noch einmal sehen und gern noch einmal sprechen. Dann will ich mal sehen, wer von denen noch die Stiefel schnürt und die Hosenträger trägt. Für mich persönlich hat die Optik nicht mehr gepaßt. Ich liebe die Szene nach wie vor und das, was dahinter steht. Ich mag es nur nicht, dass mir jemand erzählt, der drei Jahre jetzt so durch die Gegend läuft, anonym, der soll mir das ins Gesicht sagen. Die Leute wissen, wo sie mich finden und dann können die mir das gerne auch ins Gesicht sagen. Dann können wir auch gerne noch einmal darüber reden. Ich akzeptiere das, natürlich.

Redaktion: Was haltet ihr von Bands, die jahrelang ihre eigene Scheiße recyceln?

Die haben auch ihre Berechtigung. Wenn ich so überlege... keine Lieblingsband von mir ist eine solche. Weder Ramones, noch Motörhead, The Clash waren für mich deswegen geil, weil die echt Sachen rausgehauen haben. "Sandistina", ist das Doppelalbum von denen - oder Viereralbum von denen, das ist für mich das Beste Clash-Album. Tiger Army entwickeln sich komplett auch weiter. Das sind Sachen, die mir gefallen. Ich finde das interessant, so etwas zu beobachten. Ich akzeptiere das, wenn sie das machen möchten, aber für mich ist das nichts, mir gefällt das auch nicht so gut. Bei manchen Bands paßt das, aber ich mag das persönlich nicht. Da sind viele Leute ganz anders, für mich ist das nichts.

Redaktion: Wie wichtig ist es für euch persönlich eine eigene Weiterentwicklung zu erfahren?

Wie ich gerade schon sagte, es ist sehr wichtig. Es ist deshalb wichtig, weil wir uns als Menschen weiterentwickeln. Wir leben und lernen. Wir sind hier und erfahren neue Sachen, überdenken alte Dinge, die haben wir gemacht, dazu stehen wir, aber die sind vielleicht einfach nicht mehr angebracht in der heutigen Zeit. Es ist Schwachsinn, wenn wir im wahren Leben uns weiterentwickeln aber immer noch darüber singen, dass wir die Skins sind und so eine Scheiße. Das ist unehrlich. Wir müssen hinter der Scheiße stehen, damit wir das richtig rüber bringen können.

Redaktion: So etwas merkt der Hörer ja auch.

Das soll er auch merken und alles andere wäre falsch.

Redaktion: Bringt ihr subkulturelle Themen in euren Texten ein, weil ihr euch damit noch stark identifiziert, weil eure Hörerschaft daraus besteht, oder um Maulereien vorzubeugen?

Gerade diese Songs, die wir immer auf unseren Alben haben, die würden keine Lästereien oder so etwas vorbeugen. Das sind einfach exakt die Dinge, die ich zu der Zeit fühle. Das "Punkrock Love Song"-Ding ist genau das, was ich auch darüber denke. Das ist exakt der Style. Genau der Text wie er da steht, so ist es. Einfach weil ich sagen möchte, was ich fühle und weil ich mich bedanken möchte.

Redaktion: Also identifiziert ihr euch noch sehr mit euren Wurzeln?

Absolut. Ja, natürlich. Ich will mich nicht mehr zurück zu der Szene zählen. Aber wenn man mir die Pistole auf die Brust drückt, dann bin ich entweder Skinhead oder Punkrocker, mir ist das scheißegal. Mir ist das nicht mehr wichtig.

Redaktion: Und wie ist im Allgemeinen euer Verhältnis zur Oi! und Punk Szene?

Wir sind drin in der Szene, haben viele, viele Freunde außerhalb der Szene, haben Freunde innerhalb der Szene. Aber mir ist scheißegal ob es Freunde außerhalb der Szene oder innerhalb der Szene sind, ich muss mit denen klar kommen und ich muss die mögen. Ich muss auf einer Linie mit denen sein. Der Rest ist mir scheißegal. Das war mir auch noch nie wichtig, selbst als Glatze. Natürlich hingen wir damals zusammen auch in Hellerhof rum, alles Punks und Glatzen, aber die haben sich dann alle irgendwann verpißt, die einen sind rechts geworden, die anderen sind Spießer oder Normalos geworden, wir sind das geworden, was wir jetzt sind. Mir ist wichtig, dass der Mensch in Ordnung ist.

Redaktion: ...und die neue Frisur hat keinen besonderen Hintergrund...

Ach scheiß drauf! Wenn ich Bock habe, schneide ich die mir morgen wieder ab. Wenn mich da Leute fragen "Bist du jetzt Rockabilly?". Ich werde doch nicht so einen Schwachsinn machen, nach dem ich seit 1994 in der Skinhead Szene rumgelaufen bin und mir das hart angearbeitet habe, noch einmal in eine andere Szene zu gehen. Ich werde jetzt 28 diesen Monat. Ne! Das ist Jugendkultur, langsam hört es bei mir auf.

Redaktion: Wie wichtig sind euch heute noch politische Statements in euren Songs?

Wenn uns das auf der Seele brennt, dann muss das gesagt werden. Ich muss nicht immer einen raus hauen. Wir sind in dem Sinne keine Band oder Deutschpunkband mit politischem Verständnis. Ne Politpunkband, das sind wir nicht. Aber wenn ein Thema wichtig ist oder uns akut auf der Seele brennt, dann sagen wir das auch.

Redaktion: Aber ich denke vieles entwickelt sich dann auch beim Schreiben.

Fifty Fifty. Manchmal gehe ich schon mit einem Thema ran und möchte dazu was schreiben, manchmal schreibe ich auch nur ein paar Zeilen, weil sie gut klingen und dann entwickelt sich etwas. Und dieses "Hexenjagt" ist einfach ein akutes Thema. Das betrifft mich, weil mein Vater selber Iraker ist und selbst ohne das ist es krass, es ist ekelhaft, was passiert. Es ist wie die Judenverfolgung im dritten Reich. Die Leute müssen echt vorsichtig sein, was sie machen.

Redaktion: Bei der Entstehung der Songs ist es so, dass du ein Thema hast und du hast einfach Bock was dazu zu machen und manchmal hast du ein paar Textzeilen im Kopf...

Ich laufe durch die Gegend und wenn ich irgendwo eine schöne Zeile sehe oder ein schönes Zitat oder wenn mich irgendwas zu einer schönen Zeile oder ein schönes Zitat bringt, dann schreibe ich mir das auf - ich habe kistenweise Zettel mit Textfetzen, dann fange ich meistens an zu schreiben, erst habe ich die Melodien, schreibe dann was, versuche es dann da drauf zu kriegen, gucke auf meine Zettel, ob was dazu paßt und dann entsteht was.

Redaktion: Ist es so, dass du manchmal, wenn du gewisse Zeilen im Kopf hast, schon die Melodie vorhanden ist?

Echt nicht. Ich habe erst die Melodie. Da singe ich oft irgendeinen kauderwelsch auf Englisch...

Redaktion: Und dann suchst du dir einen Text aus der dazu paßt?

Genau. Also meistens sind die Zeilen, die ich so aufgeschrieben habe, diese plakativen Sprüche, die so gut auf T-Shirts passen. Der Rest... ich habe die Melodie und würde gerne diese Melodie zu dem Thema verwenden und fange dann an zu schreiben und gucke dann später mal in die Box rein. Erst die Musik, fragmentartig, dann der Text und dann wird alles mal geschlossen im Proberaum.

Redaktion: Wie seit ihr bisher mit eurem neuen Label People Like You Records zufrieden?

Sehr zufrieden. Ich bin erschrocken und überrascht, wie viel Gas die geben. Ich liebe den Micha (Anm. d. Red.: vom Vorgängerlabel "DSS Records") wirklich über alles. Das ist ein guter Freund von uns. Er hat alles gemacht, was in seinen Möglichkeiten steht, aber man merkt einfach, dass People Like You einfach eine ganz andere Infrastruktur hat. Die haben andere Möglichkeiten. Wir haben uns vorgestern mit der Promoagentur getroffen - Promoagentur! So etwas hatten wir nicht. Ich war interessiert, was die so erzählt haben. Es ist schon krass...

Redaktion: Ihr habt mir mal erzählt, bei People Like You habt ihr einfach ganz andere Möglichkeiten...

Bei DSS haben wir alles erreicht, was wir dort erreichen konnten.

Redaktion: Was für andere Möglichkeiten habt ihr bei People Like You?

Die Band wächst. Sie wird größer. Wir haben nie Musik gemacht nur für einen kleinen Kreis. Wir wollten immer so viele Hörer erreichen wie möglich. Das ist jetzt eben wesentlich eher gegeben.

Redaktion: Wird die Broilers Headliner Tour im Herbst das Material für die geplante Broilers DVD liefern?

Nein. Die Broilers DVD wird es im nächsten Jahr geben. Sie wird, denke ich, im April aufgenommen. Zwei Shows. Eine in Düsseldorf und eine in Leipzig. Das wird der Aufhänger für die DVD sein. Die DVD wird aber voll sein mit Aufnahmen von 1994 bis heute, wir werden da richtig einen raus hauen. Wir lassen uns viel Zeit für die DVD und du weißt ja, dass ich perfektionistisch bin in jeder Hinsicht und das wird auf jeden Fall ein richtig dickes Ding. Das wird ein professionelles Teil. Ich habe das Glück, dass ich als Grafikdesigner viele Freunde habe, die auch im Videobereich arbeiten, dadurch kriegen wir das alles für nen Appel und ein Ei. Und das ist alles professionelles Zeug.

Redaktion: Bei People Like You habt ihr dann auch die besten Vorraussetzungen dafür?

Das hätte Micha von DSS genau so raus hauen können. Aber People Like You hat einfach eine andere Infrastruktur. Das ist ein Label, an dem viele Leute arbeiten. DSS hat nur den Micha und seinen Kollegen.

Redaktion: Du machst ja nicht nur bei den Broilers das Artwork für die Tonträger, sondern auch für Bands wie The Sexmachines, The Porters oder Vier Promille. Wie wichtig ist für dich diese Tätigkeit?

Damit verdiene ich mein Geld. Grafikdesign ist mein Beruf, damit verdiene ich mein Geld. Die Broilers sind mein Hobby. Im Moment verlagert sich das ein bißchen, ich muss gucken, wie viel Zeit die Broilers kosten, aber Gott sei Dank bin ich in meinem Beruf selbstständig und der einzige Nachteil, der entsteht, ist, dass ich das Büro zahlen muss, ohne das ich da bin.

Redaktion: Wie sehr hilft es dir, eurem Gesamtkunstwerk nicht nur textlich und musikalisch ein Bild zu geben, sondern auch optisch?

Ich möchte das neben dem Endverbraucher, wie es in der Industrie so schön heißt, Leute aus der gleichen Szene - und damit meine ich, dass Musiker unsere Platte gut finden, von der musikalischen Seite, und das Grafiker unsere Platte gut finden, auf der Seite des Designs. Das ist mir persönlich sehr, sehr wichtig. Weil ich eben selber aus dem Scheißberuf bin. Deswegen will ich das Beste, was ich machen kann.

Redaktion: Aber als Hörer ist es ja auch wunderbar, wenn man dasselbe Feeling auch abbekommt, was man schon musikalisch und textlich abkriegt...

Ich könnte kotzen, wenn ich so eine geile Scheibe habe, wie "Blood for Blood - Outlaw Anthems", eine unglaublich geile Scheibe und dann kriege ich ein Artwork, was dahin geschissen wurde. Ey, das macht jemand in einer Zeit fertig... keine Ahnung, das ist ein Kaffee, dieses Artwork. Und dann muss ich brechen. Und dann regen sich die Leute auf, wenn andere Menschen MP3s runter ziehen in Downloadbuden, anstatt sich die Platten zu kaufen. Das ist im Moment auch die einzige Möglichkeit für mich, dass die Kids sich die Sachen kaufen und nicht runter ziehen.

Redaktion: Wie lange dauert es noch, bis eure neue Webseite online ist? Ich warte jetzt schon seit sieben Jahren darauf...

Ja ja ja. Zum "Vanitas"-Release soll die fertig sein. Ich werde auch noch jemand mit ins Boot holen, ich schaffe das allein einfach alles nicht mehr. Die muss bis dahin fertig sein, das steht außer Frage. Es ist noch nicht angefangen, wir haben heute den 8. Juni. Ich könnte dir jetzt sagen, dass ich mit dem "Vanitas" Layout vielleicht zu 15% angefangen habe. Das Cover. Ich habe bis Ende der Woche noch Zeit. Ich mach das schon.

Redaktion: Heute ist ja erst Freitag.

Ich brauche den Streß irgendwie. Ich habe ja noch zwei andere, richtige Jobs am Laufen. Anscheinend brauche ich das wirklich.

Redaktion: Das neue Design wird sich dann auch auf das aktuelle Artwork beziehen?

Ja.

Redaktion: Wie wichtig ist für euch das Internet. Ihr seid ja über MySpace auch rege aktiv. Auch auf der Plattform YouTube findet man viel über euch.

Das Internet ist uns total wichtig. Das Internet ist auf eine Art Segen und Fluch, auf die andere Art ist es einfach viel wichtiger. Diese kleinen anonymen Scheiß-Kommentare sind nicht wichtig, die muß man vernachlässigen, das Rumgeläster. Es ist eben so. Wir haben so viele wichtige Kontakte dadurch geknüpft, wir können so leicht mit Leute darüber in Verbindung stehen, ohne, dass die Leute bei uns anrufen müssen oder so. Das ist geil. Internet ist einfach geil.

Redaktion: Was ist dein Lieblingsfilm?

Lieblingsfilm. Also eigentlich, eigentlich ist ja ein völlig verkannter Mafiafilm mein Lieblingsfilm. "Straßen der Bronx", "A Bronx Tale". Da spielt Robert De Niro einen Busfahrer. Ich weiß nicht wieso, er ist am Rande auch eigentlich nur ein Mafiafilm, aber der hat was. Die ganzen anderen bekannten Filme sind natürlich alle geil, aber der Film ist so pikant. Und "Das Leben ist schön". Das ist auch ein sehr schöner Film.

Redaktion: Zuletzt gekaufter Tonträger?

Tiger Army hatte ich als Promo. "Thrice" habe ich mir gekauft, die ist scheiße. Ähm. "Klaxon" heißen die, aber das gefällt dir nicht. Die nennen sich "New Wave". Das ist so Elektro mit Punk irgendwie. Mich hat es irgendwie entspannt. Das habe ich mir kurz nach dem Studio gekauft, ich konnte verzerrte Gitarren einfach nicht mehr hören.

Redaktion: Zufallskauf?

Nönö. Die wurde mir empfohlen von einem Kumpel.

Redaktion: Zuerst gekaufter Tonträger?

Michael Jackson... ne, Moment. Doch! Michael Jackson - "Bad", dann "Thriller" und all so etwas. Dann kam irgendwann AC/DC "Fly On The Wall" als MC - als Musikkassette, dann kam die erste CD, die ich hatte. Das war AC/DC die "Razor's Edge", dann kam ganz schnell die "Learning English" von den Toten Hosen und die hat mein Schicksal besiegelt.

Redaktion: Welche Band hat euch als Band, also die Broilers, am meisten geprägt?

Wie gesagt, die Toten Hosen sind definitiv für mich der Auslöser gewesen, selbst eine Band zu machen, durch diese "Learning English". Das ist so eine Coverplatte, wo sie sich auch bei ihren alten Helden bedanken. Die habe ich mir gekauft und habe mir dann die Helden von denen nachgekauft und dadurch ist das alles entstanden. Für mich ist "Learning English" eines der wichtigsten Platten. Was danach kam - The Clash, The Sex Pistols, auch wichtig, aber die war der Auslöser.

Redaktion: Euer Hörerkreis wächst und wächst. Wo seht ihr euch in zehn Jahren?

Vielleicht auf der Titelseite des unseres Printmagazins.

Redaktion: Na wunderbar! Inklusive Starschnitt.

Sehr schön.

Redaktion: Wie geht ihr damit um, dass es nicht nur sehr viele Hörer gibt, sondern schon richtige Fans?

Am Anfang waren wir echt erschrocken. Das war richtig unangenehm, auf T-Shirts zu unterschreiben. Ey, du kannst doch kein T-Shirt mehr anziehen, wenn da mit Edding drauf geschmiert wurde... Mittlerweile bin ich bei den Punkt, wo ich sage, wenn man Leute mit einer einfachen Unterschrift glücklich machen kann, warum sollten wir das nicht tun? Warum sollten wir so scheiße sein und das verweigern? Warum sollen wir so scheiße sein und verweigern, mit denen zu reden und mit denen Fotos zu machen? Wie arrogant sind wir? Wenn man die mit so leichten Sachen glücklich machen kann...

Redaktion: Wie wichtig ist euch allgemein der direkte Kontakt zu den Fans?

Deswegen spielen wir die scheiß Konzerte, dass wir gleich noch einen mit euch saufen können. Das ist uns schon immens wichtig, sehr zum Leidwesen unserer Freunde.

Redaktion: Ein kleines Szenario: MTV oder ein internationales Pendant klopft an um mit euch zusammen zu arbeiten. Verlangt wird eigentlich nichts großartiges, ihr könnt weiterhin machen, was ihr wollt. Seid ihr dabei?

Ich denke, es gibt gewisse Formate auf den Sendern, wo wir sagen würden, könnten wir uns vorstellen. Worauf ich keinen Bock habe ist die Bravo. Wir kaufen uns jedes Mal, wenn wir auf Tour sind, diese Scheiße - ich denke da jetzt mal utopisch. Aber das ist so ein Blatt, mit dem können wir uns nicht im Ansatz identifizieren. Das ist so dämlich, so scheiße, das geht nicht, nene. Ich weiß es nicht. Im Prinzip musst du mich fragen, wenn es soweit sein sollte. Ich will es nicht forcieren. Wenn es passiert, müssen wir halt noch einmal darüber reden. Wir sind da geteilter Meinung in der Band.

Redaktion: Welches Bier würdest du zu eurer Musik empfehlen?

Ich trinke Becks. Wir trinken fast alle Becks, außer Ronald, der trinkt Altbier. Also zu der neuen Platte... also die Platte davor, die LoFi, die war ein Pils und ein Schnaps, aber die Platte jetzt ist ein Pils auf nen Rotwein.

Redaktion: Die letzten Worte gehören dir!

Ich habe nichts zu sagen. Ich muss gleich auf die Bühne. www.broilers.de Danke für eure Unterstützung! Es ist schön.

Eingetragen von sk am 08.06.2007.

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